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Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Valoppi
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an kleinen Industrieanlagen, durch Gegenden, die nach Jahrzehnten des Verfalls wiederauflebten.
    Keiner der Teenager war in den 1970ern geboren gewesen, als die Bronx die verkommenste urbane Landschaft der Nation dargestellt hatte. In der südlichen Bronx waren damals regelmäßig Gebäude niedergebrannt, weil entweder die Elektroleitungen völlig ausgefranst waren oder verzweifelte Mieter an Versicherungsgelder zu kommen versuchten. Die Bewohner hatten damals mit angezogenen Schuhen geschlafen, um im Fall eines Feuerausbruchs rasch flüchten zu können. Mittlerweile war das alles anders, und die Teenager hatten keine Vorstellung davon, welche Angst einst in dieser Gegend vorgeherrscht hatte. Als Madeline aus dem Fenster des Taxis schaute, fand sie Trost in den unschuldigen Gesichtern der auf den Straßen spielenden Kinder. Weshalb hatte sie sich eigentlich solche Sorgen gemacht?
    Schließlich bezahlten sie den Fahrer und marschierten zum Eingang eines von vierundzwanzig Wolkenkratzern, die zusammen den größten Mehrfamilienwohnkomplex der Nation bildeten – zehntausend Wohneinheiten. Während sie darauf warteten, dass ihnen von Spiders Wohnung aus die Tür geöffnet wurde, deutete Justin auf einen Reiher, der sich aus den angrenzenden Wäldern herverirrt haben musste.
    »Ich fasse das mal als gutes Omen auf«, meinte er.
    »Was um alles in der Welt machen wir hier überhaupt?«, fragte Sean.
    »He, lass das«, fuhr Justin ihn scharf an. »Das hier war deine Idee.«
    In der hellgelben Lobby drückte Sean mehrmals auf den Rufknopf für den Aufzug.
    »Dadurch kommt er auch nicht schneller«, klärte Justin ihn auf.
    Schließlich öffnete sich die Tür, und eine Frau mittleren Alters stieg aus. Justin hielt ihr die Tür auf, sie lächelte ihn an.
    Als sie im 18. Stockwerk ankamen, bahnten sie sich den Weg einen langen, schwach beleuchteten Flur entlang. Bei Tür Nummer 216 angelangt, klopfte Justin erst zögerlich, dann lauter.
    Ein riesiger Mann, der den Türrahmen vollkommen ausfüllte, öffnete ihnen. Er schien so breit wie zwei durchschnittliche Männer und ragte mit geschätzten ein Meter fünfundneunzig hoch über die Teenager auf.
    Madeline starrte eindringlich auf die Tätowierung in Form eines großen, von Knochen gekreuzten Totenschädels auf den beiden Unterarmen und auf dem Bizeps, der sich unter einem schwarzen T-Shirt hervorwölbte. Falls Spider sie einschüchtern wollte, war es ihm gelungen.
    Der Hüne wich einen Schritt nach rechts beiseite, und die Teenager traten ein.
    Spider saß an einem kleinen Glastisch mit Chromuntergestell inmitten eines großen, fast leeren Zimmers. Über dem Tisch hing eine einzige, nackte Glühbirne von der Decke. Die stahlgrauen Wände und der dicke, schwarze Teppich bildeten einen harschen Kontrast zum verblassten Gelb in den Fluren. Entlang einer langen Wand befanden sich eine schwarze Ledercouch, ein gerader Stuhl und ein großer Flachbildfernseher.
    Madeline, Sean und Whiley nahmen auf der Couch Platz. Justin setzte sich auf den leeren Stuhl neben dem Glastisch. Der Hüne blieb mit höflich vor sich gefalteten Händen an der Tür stehen.

120
    Justin und Spider verknüpften ihre Spiele, während die anderen auf den Fernsehbildschirm starrten. Spiders Spielfeld erschien in der oberen Hälfte, Justins in der unteren. Dieselbe Anordnung wurde auf ihren Konsolenmonitoren angezeigt.
    Die Könige tauchten in wallenden Roben und mit goldenen Kronen vor einem stürmischen Hintergrund auf. Justin entschied sich für den violetten, Spider für den roten. Die Könige verneigten sich auf dem Bildschirm.
    Bei Spielen gegeneinander kämpften die Könige gleichzeitig gegen einen Herausforderer und versuchten, das Level zu schaffen, um weiterzugelangen. Dafür stand eine Minute zur Verfügung. Den Herausforderer zu töten, stellte in der Regel die einfachste und schnellste Methode dar, aber Gefangennahmen waren erstrebenswerter, da Gefangene später, bei der ultimativen Schlacht – Armageddon – in der Armee des Spielers kämpfen würden.
    Wer es schaffte, eine gegnerische Armee völlig aufzureiben, während die eigene unversehrt blieb, wurde zum Herrscher der Apokalypse ausgerufen – ein seltener und begehrter Titel.
    »Lasst die Spiele beginnen«, sagte Spider.
    Sogleich tauchte der als ›Geschmolzener‹ bezeichnete Herausforderer in der Vulkanwelt auf und schleuderte Lavagestein auf die Könige. Spider wählte zur Verteidigung eine Wasserkanone, Justin einen Schild. Die

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