Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
schwieriger:
Welcher mathematische Ausdruck verwendet drei derselben Zahlen, um die Summe 24 zu bilden, ohne eine 8 zu verwenden?
Spider legte sich rasch auf eine Antwort fest. Wie konnte er so schnell dahintergekommen sein? Justin schwirrten Zahlen im Kopf herum. Er konnte sich nicht konzentrieren. Spider grinste zu ihm herüber. Es musste eine zweistellige Zahl sein. Elf? Nein. Zweiundzwanzig? Ja, sicher: zweiundzwanzig plus zwei. Und gerade noch rechtzeitig!
Spider hatte ebenfalls die richtige Antwort eingegeben. Er zwinkerte Justin zu und raunte: »Bist nicht der Allerklügste, was, Scheißer?«
Justin erwiderte nichts. Er wollte nur lange genug durchhalten, um sein Schiff in den Hafen zu bringen, im wahrsten Sinne des Wortes. Er spürte, wie sich sein Magen zusammenzog, als ein weiterer Kampf Spieler gegen Spieler angekündigt wurde.
Wähle einen Gefangenen aus der Armee deines Gegners aus, der gegen einen Gefangenen aus deiner Armee antreten soll, den der Gegner auswählt. Tretet euch in dreißig Sekunden auf dem Schlachtfeld gegenüber. Wähle weise, denn der Gewinner erhält die Gefolgstreue des Verlierers.
»Scheiße!«, stieß Justin ungewollt hervor.
Die sicherste Strategie bestand für beide Spieler darin, den körperlich schwächsten Gefangenen des Gegners zu wählen, was in beiden Fällen der Brainiac wäre, aber Justin spürte, dass er unbedingt einen von Spiders Gefangenen aus Nam brauchte, also wählte er einen von ihnen aus. Kaum hatte sein Finger die Taste gedrückt, wusste er, dass es ein Fehler gewesen war. Es war ein Risiko, dass sich nicht auszahlen würde.
Spider entschied sich dafür, dass der Brainiac für Justin kämpfen sollte, der natürlich prompt gegen den Nam-Soldaten verlor.
Dann kam das Level, auf das Justin gewartet hatte. Es bot die einzige Chance, den Verlust von Brainiac wettzumachen.
Jeder König wurde auf ein bewaffnetes Schiff gestellt, das die Küste einer Insel entlangsegelte. Die Eingeborenen auf der Insel schossen mit Pfeil und Bogen. Der König konnte zwischen einem Maschinengewehr und einer Kanone wählen. Die verbreitete Strategie bestand darin, mit dem Maschinengewehr auf die Eingeborenen zu feuern und sie rasch auszuschalten. Justin nahm stattdessen die Kanone. Er schoss damit zwei Mal ins Wasser und schuf so einen Tsunami, der sämtliche Eingeborenen auf einen Schlag ins Meer spülte. Innerhalb kürzester Zeit würden sie vom Bildschirm verschwinden, und Justin würde den Sieg in weniger als fünf Sekunden erringen – Bonuszeit, durch die er ein Lebenselixier erhalten würde.
Justin hörte, wie Spider neben ihm knurrte. Er wollte gerade die Bestätigungstaste drücken, um in die dreizehnte Spielstufe aufzurücken, dann jedoch hielt er inne und betrachtete eine Reihe von Rettungsringen auf dem Schiff. Sie waren ihm zuvor noch nie aufgefallen, und er war nicht sicher, ob sie überhaupt von Anfang an da gewesen waren. Für die Bonuszeit hatte er noch eine Sekunde. Einem Instinkt folgend, ließ er den violetten König einen Rettungsring ins Meer werfen. Spider lachte neben ihm auf. Dann ergriff ein Eingeborener den Rettungsring und wurde zu einem Gefangenen. Justin konnte sein Glück kaum glauben. Er warf einen Schwimmreifen nach dem anderen ins Wasser und sammelte die bislang größte Gefangenenschar im Spiel ein.
Spiders Blick verhärtete sich. Plötzlich stand er auf und warf seine Bierflasche zu Boden. Madeline sog scharf die Luft ein.
»Hey, Mann, nur die Ruhe«, sagte Justin. »Es ist doch bloß ein Spiel.«
»Halt verdammt noch mal die Fresse und spiel, Scheißer.«
»Komm schon, das ist wirklich unnötig. Bisher hast du mir die ganze Zeit in den Hintern getreten, und ich hab kein Wort gesagt.«
»Ja«, pflichtete Sean ihm bei. »Lasst uns alle schön cool bleiben.«
»Ich habe gesagt, du sollst’s Maul halten und spielen.« Spider stellte einen nackten Fuß auf die Bierflasche und zertrat sie. Dunkelrotes Blut sickerte in den dicken Teppich.
Justin war wie vom Donner gerührt. Er stand auf und warf einen Blick zu Madeline, aber die Angst in ihren Augen war alles andere als ermutigend. Alle sahen ihn an, und er wusste nicht, was er tun sollte, jedenfalls schien er so oder so in der Klemme zu stecken. Er hatte keine Ahnung, was geschehen würde, sollte er das Spiel gewinnen, ebenso wenig wusste er, was Spider tun würde, wenn Justin verlöre.
»Weißt du was«, sagte er, »ich glaube, wir gehen jetzt besser.«
Madeline, Sean und Whiley
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