Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
Die schlichte Dirne – Maria Magdalena. Du hast keine Bedrohung für ihr Vermächtnis dargestellt. Das haben sie sichergestellt. Du bist bloß eine Fußnote!«
»Es ging damals nicht um uns, und es geht jetzt nicht um uns.«
»Madeline, was soll das alles?« Justin sah in ihr Gesicht.
»Erinnerst du dich nicht?«, fragte Viviee. »Wie schnell man doch vergisst.«
»Diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles eintrifft«, sagte Madeline. »Das haben wir von ihm. Jesus sagte seinen Jüngern, dass sie das Ende der Tage miterleben würden.«
»Madeline, er ist ein Lügner. Hör nicht auf ihn«, forderte Justin sie erneut auf.
»Was hast du mit uns vor?«, wollte Madeline von Viviee wissen.
»Unter den gegebenen Umständen bin ich rundum damit zufrieden, euch die Erfüllung meiner Bestimmung beobachten zu lassen.«
»Ihre Bestimmung ist Zerstörung«, knurrte Justin.
»Er schickt ein Kind, um die Aufgabe eines Mannes zu erledigen«, höhnte Viviee und blickte an die Decke. »Dies ist meine Zeit; sie steht mir von Beginn an zu.«
»Bloß wird sie nicht lange dauern«, sagte Justin. »Und sie endet übel.«
»Lang genug, um euch leiden zu sehen, das kann ich versprechen. Seine Wut ist groß, weil er weiß, dass ihm nur noch eine kurze Frist bleibt.« Abermals sah er kurz an die Decke, dann fuhr er fort: »Weißt du, zuerst war ich nicht sicher, ob du es bist, Matthäus. Maria war einfach. Sie hatte immer diese Augen – so sanft und süß – wie ein Reh zur Jagdsaison. Aber du, Matthäus, dich habe ich nicht erkannt – bis ich deine Tränen roch. Es ist schon merkwürdig, wie man manche Dinge selbst über Jahrhunderte im Kopf behält. Es war herrlich, wie sich der Geruch in meiner Nase ausgebreitet hat.« Er holte tief Luft. »Wie ein Taumel. Und ich muss gestehen, es bereitet mir Vergnügen, dass wir wieder zusammen sind. Diese Welt hat sich so sehr an meine Wege gewöhnt. Es ist schön, endlich erkannt zu werden.«
»Aber jetzt ist es vorbei für Sie«, zischte Justin.
Viviee lachte, als hätte Justin einen überaus lustigen Witz gerissen. »Und was willst du tun? Willst du der Welt mitteilen, dass ich der große Böse bin? Ich, der den Menschen alles bietet? Und du, der verwöhnte Spross einer berühmten Mutter, der rein gar nichts zu bieten hat? Es ist eine Schande, wie sehr Geld und Privilegien die Jugend korrumpieren. Weißt du, deine Mutter ist wesentlich klüger, als du denkst. Sie hat absolut Recht. Die Menschheit ist auf der ewigen Suche nach Unsterblichkeit, und wenn man sie findet – wird die Suche nach Gott irrelevant.«
»Andere Menschen werden dein wahres Ich erkennen«, warf Madeline ein.
»Ich verrate euch mal ein Geheimnis: Sie glauben nicht an mich. Sie halten mich für etwas aus Geistergeschichten und Vampirfilmen. Sie verspotten jene, die mich kennen – die meine Stimme hören und wissen, von wem sie stammt. Sie bezeichnen sie als wahnsinnig und psychotisch. Nein, niemand wird mein wahres Ich erkennen. Ich bin hier, um die Menschen zu heilen. Ich werde mit ihrer Einladung über die Welt herrschen.« Er setzte ab. »Das klingt jetzt noch besser als damals, als ich es das erste Mal gesagt habe.«
»Ich will meine Großmutter zurück«, forderte Justin.
»Du kannst sie aber nicht haben.«
»Sie haben sie belogen. Meine Großmutter wusste nicht, dass sie sich verändern würde. Sie hatte keine Ahnung, was der Nanochip wirklich ist.«
»Ich habe sie nicht verändert. Der Chip hat lediglich den Kommunikationskanal blockiert, und sie hat es bereitwillig akzeptiert. Eigentlich war es ganz einfach. Zwar gefiel ihr irgendwie die Vorstellung von Gott, aber Glaube allein trägt nur ein gewisses Stück. Ich habe so viel mehr an handfesten Dingen zu bieten.«
»Dann heben Sie die Blockade auf. Lassen Sie uns herausfinden, wofür sie sich jetzt entscheidet.«
»Ich fürchte, das kann ich nicht.« Er wartete einen Moment. »Nun, tatsächlich kann ich es doch. Da sie dir so am Herzen liegt, biete ich dir einen Handel an. Ich tausche sie gegen dich ein. Oder lass uns einen Doppelpakt daraus machen. Ihr beide für sie und Robert. Er atmet noch. Es ist wirklich ganz einfach, Matthäus. Eine kurze Spritze, und all die Stimmen und Visionen, die dich quälen, verschwinden auf der Stelle.«
»Hör nicht auf ihn, Justin.«
»Ist euch nicht klar, dass ich euch jederzeit zerquetschen kann?«, fragte Viviee und vollführte beiläufig eine Kneifbewegung mit den Fingern. »Ihr beide seit bloß
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