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Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Valoppi
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Chemotherapie bestünde, doch nun würden sie alle erfahren, wie sehr sie sich geirrt hatten.
    Die Krankenschwester führte Claire in ein Untersuchungszimmer, äußerte sich darüber, wie gut ihr Blutdruck sei, und schlang einen dünnen Gummischlauch um ihren rechten Arm.
    »Auf der linken Seite ist die Vene besser«, verriet Claire, als die Nadel in das angeschwollene Blutgefäß eindrang.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben sah Claire aufmerksam dabei zu, wie das Blut die Ampullen füllte. Als die Nadel herausgezogen wurde, blieb ein winziges Loch zurück. Die Schwester drückte einen Baumwollpfropfen darauf, aber Claire wollte noch einmal die durchstochene Haut betrachten; sie wollte unbedingt wissen, wie lange die Heilung der Verletzung dauern würde. Claire fragte sich, ob der Nanochip bereits zur Einstichstelle raste, um den Zellen mitzuteilen, rasch zu heilen. Die Krankenschwester brachte ein Pflaster darüber an und verließ den Raum.
    Claire legte sich auf den Untersuchungstisch und schloss die Augen.

64
    Dr. Cohen lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Über der Leuchttafel hatte er zwei Röntgenaufnahmen von Claire angebracht; eine stammte von vor sechs Monaten, die andere von heute.
    Mehrere Minuten lang starrte er die Bilder an. Dann rief er die Krankenschwester zurück in sein Zimmer.
    »Ich glaube, Sie haben mir die falschen Röntgenbilder gebracht«, sagte er.
    »Das sind die von Claire Cummings. Die wollten Sie doch, oder?«
    »Ja, ich will die von Claire, aber das können nicht ihre sein.«
    »Doch, sind sie. Ich habe sie selbst vor kaum zehn Minuten gemacht.«
    »Wissen Sie, wer Claire Cummings ist?«, hakte Cohen nach.
    »Sicher weiß ich das. Heute trägt sie eine schwarze Hose und eine weiße Bluse. Sie ist in Untersuchungszimmer drei.«
    »Und Sie haben diese Röntgenaufnahmen von ihr gemacht?« Er deutete mit dem rechten Zeigefinger direkt auf das Bild von heute.
    »Ganz sicher.«
    »Was würden Sie dann sagen«, fragte er und deutete nun auf die ältere Aufnahme, »wenn ich Ihnen sage, dass dies hier ihre Aufnahmen von vor sechs Monaten sind?«
    »Dann würde ich sagen, jemand hat vor sechs Monaten Mist gebaut«, erwiderte die Krankenschwester selbstsicher, »denn die hier stammen ohne jeden Zweifel von heute und von ihr.«
    »Ich würde Ihnen zustimmen, nur wurden damals auch eine Computertomografie und eine Positronenemissionstomografie angefertigt.«
    »Dann sollten Sie nicht zu ihr gehen, sondern rennen, um ihr die frohe Botschaft zu verkünden«, meinte die Schwester.
    Dr. Cohen setzte sich auf die Kante seines Schreibtischs. Die Unterschiede zwischen den beiden Aufnahmen waren unglaublich.
    »Holen Sie Dr. Geiger ans Telefon und sehen Sie zu, ob er heute Nachmittag einen Termin für eine Tomografie von Claire Cummings einschieben kann. Sagen Sie ihm, es sei wichtig. Und analysieren Sie sofort die Blutproben.«
    Er ging den Flur hinab zu dem Untersuchungszimmer, in dem Claire wartete, und hatte keine Ahnung, was er ihr sagen sollte.
    »Claire«, setzte er an, »Eine Remission bedeutet lediglich, dass ein Geschwür zu klein für uns ist, um es zu erkennen.«

65
    Madeline half Justin in den Aufzug, da er mit der Gummispitze einer der Krücken an der Kante des Aufzugsbodens hängen geblieben war. Er war frustriert und schien den Tränen nahe. Madeline und er hatten einen kurzen Ausflug über die Straße zu dem Imbiss dort unternommen, aber es fühlte sich an, als wäre er zehn Meilen weit gelaufen. Justin war erschöpft, und sein Knöchel pochte trotz des entzündungshemmenden Medikaments. Dass Madeline bei ihm war, hielt ihn davon ab zu jammern, doch als er schließlich den Kleiderschrank in der Wohnung erreichte, brach er praktisch zusammen.
    »Lass mich dir mit der Jacke helfen«, bot Madeline an, als er sich damit abmühte, sie von den Schultern zu streifen.
    Sie beugte sich vor und küsste ihn auf die Wange.
    »Wofür war das denn?«
    »Du siehst einfach aus, als ginge es dir nicht so gut.« Damit nahm sie ihm die Jacke ab und griff blind nach einem Kleiderbügel, da Justin die müden Arme um ihre Schultern schlang und sie küsste.
    Natasha kam schwanzwedelnd herbeigerannt, bettelte um Zuneigung und sprang an Justins heilem Bein hoch. Als Madeline einen Kleiderbügel aus dem Schrank zog, fiel eine Jackke vom Nachbarbügel zu Boden.
    Justin hörte ein Klimpern. »Ich glaube, da ist etwas runtergefallen.«
    Madeline tastete mit der Hand den Schrankboden ab. Ein paar Flusen eines Nerzmantels

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