Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

diesem Gebiet außer Landes erfolgt. Mein Vater hatte sich das Ziel gesetzt, einen Nanochip zu erschaffen, der sehr ähnlich wie eine Stammzelle arbeiten würde, nur besser. Er bewegt sich durch die Rückenmarksflüssigkeit, spürt beschädigte Bereiche sowie außer Kontrolle geratene Zellen auf und repariert die genetische Blaupause, mittels der Zellen ein- und ausgeschaltet werden. Auf diese Weise werden zerstörerische Zellen deaktiviert und gesunde, therapeutische Zellen aktiviert – wie bei einem genetischen Lichtschalter, wenn man so möchte.«
    »Warum die Rückenmarksflüssigkeit?«
    »Stellen Sie sich das Gehirn als einen Computer vor, der den Körper steuert, und das Rückenmark als Kabel. Die Nerven sind mit jedem Organ verdrahtet – mit dem Herzen, den Lungen, den Nieren und so weiter. Der Nanochip reist durch die Rückenmarksflüssigkeit und sendet Signale an die Nerven aus. Die Signale geben an, welche Zellen aus- und welche eingeschaltet werden sollen. Das Ergebnis ist nicht nur eine Heilung, sondern auch eine Verjüngung. Im Endeffekt wurden intelligente Zellen erschaffen. Im Grunde genommen ist es ganz einfach.«
    »Dr. Viviee, wenn es so einfach ist, wie Sie sagen, warum ist dann vor Ihnen noch niemand darauf gekommen oder hat zumindest die Möglichkeiten erforscht?«
    »Ah«, sagte er und starrte nachdenklich direkt in Helenes Augen. »Das ist die Milliarden-Dollar-Frage. Ich habe jahrelang versucht, sie zu beantworten. Und die Antwort ist der Grund dafür, weshalb ich meine Forschungsarbeit in China betreibe.«
    »Viele Menschen würden vermutlich behaupten, Sie betreiben Ihre Forschungsarbeit deshalb in China, weil Sie hier der strengen Kontrolle der Lebensmittel- und Medikamenten- sowie einer Reihe weiterer Behörden unterlägen, die den Auftrag haben, die amerikanische Öffentlichkeit vor gefährlichen medizinischen Verfahren, unseriösen Heilmitteln und Medikamenten mit schweren Nebenwirkungen zu schützen.«
    »Und sie hätten Recht damit. Die Regierungsbehörden, die Pharmakonzerne und einige andere bedeutende Interessengruppen hätten niemals zugelassen, dass ich oder sonst jemand Krebs heilen.«
    Alles im Studio schien einen Lidschlag lang zu erstarren.
    »Dr. Viviee, also wirklich, ich ...«, setzte Helene an.
    »Können Sie mir sagen, wie es sein kann, dass Milliarden Dollar für die Krebsforschung ausgegeben wurden, es aber immer noch kein Heilmittel gibt? Sie sind eine kluge Frau, Helene. Ihr Publikum ist klug. Hunderte Milliarden Dollar sind in die Krebsforschung geflossen, und trotzdem ist für Sie und jeden Ihrer Zuseher die Gefahr, an Krebs zu sterben, heute höher als zu jedem anderen Zeitpunkt der Geschichte.«
    »Vielleicht liegt es daran, dass es heute mehr Menschen gibt, die Krebs bekommen könnten.«
    »Warum ist dann der Prozentsatz der Menschen, die daran sterben, heute noch derselbe wie vor fünfzig Jahren? Tatsache ist: Das amerikanische Volk gibt jährlich fünf Billionen Dollar für Gesundheitsversorgung aus. Wie hoch wäre die Summe wohl, wenn alle gesund wären? Ich betreibe meine Forschung in China, weil mir in diesem Land nie gestattet worden wäre, zu erreichen, was ich erreicht habe.«
    »Das ist eine extreme Anschuldigung, Doktor. Und sie ist sehr schwer zu glauben.«
    »Ist Ihnen je aufgefallen, dass die Mittelbereitstellung mit der Aussicht auf ein Heilmittel – sei es für Muskelschwund, Lähmung, Herzkrankheiten oder Krebs – drastisch ansteigt und trotzdem nie ein Heilmittel auf den Markt kommt?«
    »Aber es gab doch sehr wohl zahlreiche Fortschritte in der medizinischen Forschung«, entgegnete Helene.
    »Ja, die gab es – Tausende. Man nennt sie Pharmazeutika, und sie sind sehr nützlich. Nützlich dafür, den Bedarf für weitere Pharmazeutika zu erschaffen, mit denen die von ihnen verursachten Nebenwirkungen bekämpft werden. So bleibt das Getriebe am Laufen.«
    »Und Sie wollen damit behaupten ...«
    »Ich sitze hier als ein einzelner Arzt vor Ihnen, der unter widrigsten Bedingungen in China arbeitet, und ich habe herausgefunden, wie man Krebs besiegen kann. Somit bin ich entweder eine Art Supergenie oder der Einzige, der es wirklich versucht hat. Mein Bankkonto sagt, ich bin Letzteres.«
    »Es gibt Tausende medizinische Forscher weltweit, die sagen würden, dass sie mit ganzem Herzen versuchen, die Welt von Krankheiten zu erlösen.«
    »Und ich bin sicher, sie glauben das selbst, nur gestattet es ihnen die Wirtschaft nicht. Wissen Sie, dass es gegen