Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel
phänomenal.« Sie deutete auf den Fernseher. »Dieser cremefarbene Anzug passt einfach perfekt. Sie sieht so ... so ... über den Dingend stehend aus.«
»Puh! So etwas kann nur einem Mädchen auffallen.«
»Sich für die richtige Gelegenheit richtig zu kleiden, kann einen großen Unterschied bewirken.«
»Jetzt klingst du genau wie meine Mutter.«
Das Mobiltelefon klingelte. Madeline blickte auf die Anruferkennung.
»Wenn man vom Teufel spricht. Es ist das Handy deiner Mom«, sagte sie und hob ab. »Ms. Cummings, Sie sehen so cool aus. Das ist einfach unglaublich, und Sie kommen fabelhaft rüber. Anscheinend sieht sich alle Welt die Berichte an. Das Telefon fällt vor lauter Klingeln schon fast von der Gabel.«
Nach einem Augenblick sagte sie: »Sicher, bleiben Sie dran« und reichte das Telefon an Justin weiter.
Sein Blick war auf den Bildschirm gerichtet. Es wurde gerade die Szene von Viviees Verhaftung wiederholt, bei der dieses junge Mädchen auf der behelfsmäßigen Bahre hochgehoben wurde. Justin musste dabei an die Geschichte über den Kranken denken, der auf einer Trage zu Jesus gebracht wurde.
Dann zuckte plötzlich eine Art schwarzer Vorhang über Viviees Gesicht. Er drehte sich direkt Justin zu und zischte etwas mit einer Schlangenzunge.
»Justin, bist du dran? Justin!«, rief seine Mutter ins Telefon.
Er hörte Fouicks Stimme: Sie werden große Zeichen und Wunder tun, um, wenn möglich, auch die Auserwählten irrezuführen.
»Justin, was ist denn los? Ich höre dich atmen.«
»Oh ... tut mir leid, Mom, ich sehe gerade fern.« Er fühlte sich zugleich verstört und eigenartig ruhig. »Sie bringen gerade eine Wiederholung der Verhaftung. Du warst großartig.«
»Danke, mein Schatz. Hatten wir zu Hause viele Anrufe?«
»Soll das ein Witz sein? Unzählige. Deine Agentin, einer der Senderbosse – alle möglichen Leute.«
»Prima. Hör zu, heute bin ich völlig geschlaucht, aber morgen feiern wir, also nimm dir nichts vor, in Ordnung?«
»Sicher, Mom.«
»Gut, dann sehen wir uns später. Kannst du etwas Chinesisches zum Essen bestellen? Es kommen Robert und Dr. Viviee, also bestell bitte genug. Und ruhig von einem teuren Chinesen. Ich möchte dafür sorgen, dass sich Dr. Viviee sehr wohl fühlt.«
89
Max beobachtete, wie Samantha am Gebäude vorbeilief, als wäre sie zufällig in der Gegend. Dann blieb sie stehen und kam auf ihn zu, um sich belanglos mit ihm zu unterhalten, doch bald schon wechselte sie das Thema.
»Warum rufen Sie ihn nicht an, Max? Ich weiß, dass er oben ist.«
»Das würde ich gerne für dich tun, aber ich habe die Anweisung, dass ich heute keine Besucher hinauflassen darf. Er fühlt sich nicht wohl, du weißt schon, wegen seinem Fuß und so.«
»Dieses Mädchen ist bei ihm, oder?«
»Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Ach, hören Sie doch auf. Wollen Sie mir etwa weismachen, sie sei nicht dort oben?«
»Ich habe keine Ahnung, wer dort oben ist. Ich weiß, es ist hart, wenn man verliebt ist, aber er kommt ja bald wieder in die Schule. Warum wartest du’s nicht einfach ab?«
»Hier geht es nicht um Verliebtsein«, entgegnete sie, machte auf dem Absatz kehrt und stapfte davon. Dabei holte sie ihr Handy hervor und wählte.
Max folgte ihr auf die Straße und hörte, wie sie sagte: »Dieser Typ geht mir allmählich wirklich auf die Nerven. Ich weiß nicht, was ich noch tun soll.«
90
Unbehagliche Stille senkte sich über die sonst nicht um Worte verlegene Gruppe, als Lars Studor den Konferenzraum betrat. Besorgte Mienen um einen langen, ovalen Tisch sahen ihn an und suchten bei ihm Zuversicht, entdeckten jedoch keine.
Als Vorstand des größten Pharmakonzerns hatte Studor angeboten, das streng geheime Treffen in seinen Räumlichkeiten abzuhalten. Führungskräfte aller bedeutenden Pharmaunternehmen waren anwesend, ferner Dr. Schultz als Vertreter des Medizinerverbands, Charlie Block von der FDA, die Geschäftsführer zweier Hersteller medizinischer Geräte, die Vorstände der landesweit größten Krankenhauskette, ein Senator und ein Kongressabgeordneter. Sie waren aus dem ganzen Land eingeflogen.
»Meine Herren – meine Damen«, sagte Studor und nickte in Richtung der beiden anwesenden Frauen. »Ich weiß zu schätzen, dass Sie alle so kurzfristig und unter solcher Geheimhaltung erschienen sind, aber dies könnte das bedeutendste Treffen in der Geschichte der Gesundheitsversorgungsindustrie sein. Sie alle haben von Smith Viviee gehört. Ich habe heute Dr.
Weitere Kostenlose Bücher