Das Alte Aegypten
„Fremdlandherrscher“, genannt wurden. Sechs von ihnen, die 15. Dynastie, übten eine Art Oberherrschaft über ganz Ägypten, von Palästina bis Nubien, aus, andere, als 16. Dynastie zusammengefasst, fungierten als Vasallenfürsten und regierten jeweils nur über kleinere Territorien in Unterägypten. Es war fast eine Art föderales System, denn in Theben hielten sich, ebenfalls zur gleichen Zeit, einheimische Fürsten, die sich selbst als legitime Nachfolger der ägyptischen Könige des Mittleren Reichs sahen und als 17. Dynastie gezählt werden.
Die Hyksos und ihre Wunderwaffe
Wie die Hyksos an die Macht kamen, ist ungeklärt. Ob sie als Folge einer Art früher Völkerwanderung in der ersten Hälfte des 17. Jh. einfach einsickerten, das Land mit Gewalt, aber ohne Schlacht einnahmen, wie Manetho berichtet, oder, als Söldner von den schwachen letzten Herrschern der 14. Dynastie gerufen, sich den Thron einfach nahmen, ist nicht mehr festzustellen. Aber mit Sicherheit spielte dabei ihre Wunderwaffe, der von Pferden gezogene und von Berufskriegern gelenkte Streitwagen, eine Rolle. Mit ihm war das Militär schneller und wendiger als die bisher üblichen Fußtruppen. Die Unterwerfung Ägyptens wurde mit der Krönung des ersten Hyksoskönigs im ehrwürdigen Memphis besiegelt. Regiert wurde jedoch von Auaris aus, einer Neugründung im Deltagebiet. Zu ihrem Hauptgott machten sie den gewalttätigen Seth, der den Fruchtbarkeits- und Wettergott Baal, den sie aus ihrer Heimat mitgebracht hatten, ersetzte. Ansonsten versuchten sich die fremden Herrscher bei den Ägyptern eher dadurch beliebt zu machen, dass sie die Gewohnheiten ihrer Vorgänger übernahmen, Verwaltung und Recht pflegten.
Der thebanische Sonderweg
Die thebanischen Vasallenkönige der 17. Dynastie, deren Gebiet sich zwischen Qjs (Kousai, Cusae) und Elephantine ausdehnte, fühlten sich zwischen dem Reich von Kusch in Nubien und dem der Hyksoskönige, denen sie tributpflichtig waren, eingekeilt und rüsteten auf. Es kam zu Provokationen, die Sekenenre, gezählt als 14. König der 17. Dynastie, dazu veranlassten, loszuschlagen. Doch er fiel schon kurz darauf. Sein Sohn Kamose führte die Auseinandersetzungen fort und vermied einen Zweifrontenkrieg, indem er sich zuerst gegen Nubien wandte, bevor er es wagte, auch in den Norden vorzurücken. Kamoses Bruder, Ahmose, setzte den Befreiungskampf schließlich erfolgreich fort und zählt bereits als erster König einer neuen, der 18. Dynastie, mit der die glanzvollste Epoche der ägyptischen Geschichte, das Neue Reich (1550-1069) begann.
Hyksos
„Hekau-Chasut“ – Herrscher der Fremdländer – nannten die Ägypter des Mittleren Reichs die Kleinfürsten Palästinas ebenso wie nubische Häuptlinge. Dementsprechend meint das daraus abgeleitete griechische Wort „Hyksos“ kein Volk, sondern bestimmte Herrscher. Grammatikalisch nicht ganz korrekt ist es darum, wenn Ägyptologen bei der 15. Dynastie (1650-1550) von „Große“ und der gleichzeitig regierenden 16. Dynastie von „Kleine Hyksos“ sprechen. Ihre genaue Herkunft ist ungewiss, aufgrund ihrer Namen gilt als sicher, dass sie semitischen Ursprungs sind und aus Vorderasien stammen. Trotz der nur 100-jährigen Herrschaft über Ägypten reicht ihr Einfluss sehr weit: Durch sie wurde das Land weltoffener und musste sich von nun an besonders intensiv mit seinen vorderasiatischen Nachbarn auseinandersetzen
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Die zweirädrigen Streitwagen, die von den Hyksos eingeführt wurden, waren auch für die Jagd sehr geeignet. Der mit Goldblech verkleidete Straußenfedernfächer des Tutanchamun zeigt wie der König selbst die zur Bestückung des Fächerblatts notwendigen Großvögel erlegt
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(c) akg, Berlin
Weltmacht am Nil
Das Neue Reich (1550-1069 v. Chr.)
Mit den militärtechnischen Neuerungen, die den Hyksos (siehe S. 80) zu verdanken waren, hatte Ägypten die Mittel in der Hand, um zum Weltreich zu wachsen. Gleichzeitig konsolidierte es sich im Inneren, Kultur und Wirtschaft boomten, ein wahrhaft Neues Reich (1550-1069) brach an.
Frieden und Wohlstand
Bisher waren die Nachbarn an den Grenzen nur als Handelspartner von Interesse gewesen, das Eindringen der Hyksos hatte nun aber verdeutlicht, dass eine intensivere Auseinandersetzung nötig war. Die Könige der 18. Dynastie (1550-1295) entschieden sich für eine aktive Rolle. Ihre kriegerische Expansionspolitik war bald von Erfolgen gekrönt: Unter Thutmosis III. (1479-1425, siehe S. 122) reichte das mehr oder
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