Das Alte Aegypten
könnte nun in Frieden sein Leben beschließen, doch die Sehnsucht und ein Brief Sesostris’ lassen ihn schließlich nach Ägypten zurückkehren, wo er, nach einigen Missverständnissen, in großer Gnade aufgenommen wird. Der finnische Schriftsteller Mika Waltari adaptierte den 4000 Jahre alten Stoff 1945 und landete mit „Sinuhe, der Ägypter“ einen Weltbestseller
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Im Neuen Reich (1550-1069) schlägt dann die Stunde der Märchen und Tierfabeln. Andere Gattungen, wie Gebete und Hymnen, Totentexte und Grabbiographien werden weiterentwickelt, die nun zu Allgemeingut gewordenen Pyramidentexte zieren jetzt als Sargtexte die Gräber von Privatleuten, werden ihnen schließlich nur noch als Papyrusrolle beigelegt. Anekdoten aus den syrischen Eroberungskriegen und mythische Göttererzählungen dokumentieren die orientalische Kunst des Fabulierens. Über die Zeiten gerettet haben sich auch viele Liebesgedichte und Trinklieder, die uns einen Blick auf das Leben im alten Ägypten ermöglichen. Es mag Zufall sein, doch aufgrund des zunehmenden Austauschs mit den Nachbarländern auch nicht verwundern, dass nun Motive homerischer Heldenepen oder Themen griechischer Prosa und Dichtung Einlass in die Literatur finden.
Eines der beliebtesten literarischen Werke der Ägypter ist die fiktive Autobiographie des Sinuhe. Es galt als Beispiel guten Stils und wurde entsprechend häufig kopiert. Als Schreibmaterial diente dabei oft ein Ostrakon, eine Tonscherbe oder – wie hier – ein Stück Kalkstein
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(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Vergnügen und Leidenschaft
Spiele
Königin Nefertari tat es, der Wesir Mereruka und auch Tutanchamun. Sie spielten. So jedenfalls lassen sich Grabdarstellungen und -beigaben deuten, die selbst die Pharaonen beim Spielen zeigen und sie, gegen die Langeweile im Jenseits, mit Spielen, Spieltischen und -steinen versorgen. Damit standen sie nicht alleine: Auch der einfache Ägypter war vermutlich leidenschaftlich dem Spiel ergeben.
Das älteste Brettspiel der Welt
Gerade dem beliebtesten aller ägyptischen Brettspiele, dem Senet-Spiel, lag vermutlich auch ein religiöser Sinn zugrunde. Das Spiel des „Durchschreitens“, so die Übersetzung, versinnbildlichte möglicherweise den Weg des Verstorbenen durch das Reich des Todes. Auch wenn die Spielregeln nicht überliefert sind, lässt sich anhand seines Aufbaus ungefähr rekonstruieren, wie man es spielte: Die Spielfläche war in drei parallele Reihen zu je zehn Feldern eingeteilt. Fünf Felder waren besonders markiert und bedeuteten Glück oder Pech. Beide Spieler hatten die gleiche Anzahl von Spielsteinen, gewöhnlich sieben, die sich in Form oder Farbe unterschieden. Die Züge wurden bestimmt durch das Werfen von markierten Stäben oder Astragalen, Wirbelknochen, die als vierseitige Würfel benutzt wurden. Die Steine mussten im Zickzack bewegt werden, traf man dabei auf ein Hindernis, war man gezwungen zurückzugehen und erneut zu beginnen. War man geschickt, rückte man schnell vorwärts und behinderte gleichzeitig den Gegner. Gespielt werden konnte Senet überall: Ein Spielfeld war schnell in den Sand gezeichnet oder in Stein geritzt. Die erhaltenen Exemplare, von denen die ältesten über 5000 Jahre alt sind, wurden aus Holz, Stein oder Fayence gefertigt, die Luxusversionen mit Elfenbeineinlagen versehen. Manche Bretter waren als Teil von Spielkästen gefertigt, die gleichzeitig zur Aufbewahrung der Spielsteine dienten, andere waren beidseitig verwendbar, die eine Seite als Senet-, die andere als Zwanziger-Spiel.
Sport
„Sich vergnügen“ oder „das Herz erfreuen“ waren die Umschreibungen, die der Ägypter für das moderne Wort „Sport“ verwendete. Anders als in Griechenland mit seinen Olympischen und anderen Nationalspielen, gab es im Reich der Pharaonen keine Großveranstaltungen und auch keinen Leistungssport. Aber selbst die Pharaonen übten sich in zahlreichen Sportarten, die, wie das Bogenschießen, das Speerwerfen und das Reiten, oft aus der Jagd entstanden waren. Am Fest zu Ehren ihrer Regierungsjubiläen, dem Sed-Fest, mussten sie ihre erneuerte Stärke durch einen Kultlauf demonstrieren. Daneben wurde geturnt, gerudert, gesprungen und geschwommen. Zum besonders beliebten Zweikampf gehörten außer dem Boxen und dem Fechten mit Stöcken auch das Ringen
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Gänse- und Schlangenspiel
Beim Tschau oder Zwanziger-Spiel war das Spielfeld ebenfalls in drei Reihen unterteilt, von denen die beiden äußeren jedoch je vier,
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