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Das alte Haus am Meer

Das alte Haus am Meer

Titel: Das alte Haus am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wentworth
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geeilt und denkst jetzt an Scheidung.«
Wenn er sie provozieren wollte, so war ihm das geglückt. Sie entriss ihm ihre Hände und sagte entrüstet:
»Natürlich nicht. Darum ging es überhaupt nicht!«
»Worum ging es dann. Sag’s mir, meine Süße.«
»Sei nicht so albern!«
Er erwiderte sanft: »Aber du bist süß, wenn du willst und wenn es dir gut geht. Deshalb kann ich es nicht ertragen, dich unglücklich zu sehen.«
»Rafe!«
»Wusstest du das nicht? Ich muss ein exzellenter Schauspieler sein. Da sieht man, was das Gehirn alles vermag, wenn man es benutzt. Weißt du, dass Alicia denkt, ich könnte dich nicht leiden? Das hat sie gerade gesagt. Das zeigt, wie gut ich mich verstellen kann, stimmt’s?«
Sie japste nach Luft und musste zugleich lachen.
»Du redest wirklich mehr Unsinn als sonst jemand, den ich kenne.«
»Deshalb kann man mir auch alles anvertrauen. Selbst wenn ich alles, was du mir sagst, weitererzähle, wird mir keiner ein Wort glauben. Alle denken, ich habe es erfunden.«
»Aber ich werde dir nichts erzählen«, sagte Lisle. »Es gibt nichts zu erzählen.«
Er lächelte.
»Dann muss ich wohl Dale fragen, dabei würde ich es so viel lieber von dir erfahren.«
»Rafe, das kannst du nicht machen.«
»Warum denn nicht, mein Zuckerpüppchen? Du wirst schon sehen.«
»Rafe, es geht wirklich nicht. Hör mal, da war nichts. Aber du darfst Dale nicht fragen, weil … es ging um Lydia.«
Er pfiff leise.
»Meine Herren. Schon wieder die alte Geschichte.«
»Was soll das heißen?«
»Nichts.« Sein Ton war amüsiert.
Lisle beugte sich vor, ihr Haar glänzte in der Sonne, mit den Händen stützte sie sich auf der Mauer ab.
»Rafe, erzähl mir von Lydia. Niemand tut es. Ich kann Dale nicht fragen. Erzähl du mir von ihr.«
Sein Lachen wurde vom Wind weggetragen.
»Warum nicht, Kleines? Sie war kein besonders interessanter Mensch, und sie hat nicht sehr lange gelebt, deshalb gibt es nicht viel zu erzählen.«
»Du kanntest sie?«
»Natürlich kannte ich sie. Da ich ein interessantes Waisenkind war, bin ich hier mit Dale aufgewachsen. Wir beide kannten Lydia. Ihr Vater verdiente viel Geld mit Töpfen und Pfannen, war eher bescheiden, aber die Schwester ihrer Mutter war mit dem Mann verheiratet, dem früher Tallingford gehörte, vor dem alten Mossbags. Lydia und ihre Mama waren oft zu Besuch hier, und beide Familien hatten die glorreiche Idee, sie mit Dale zu verheiraten. Er war zwanzig, gut gewachsen für sein Alter, und sie war fünfundzwanzig. Ihm würde Tanfield gehören, und sie würde Unmengen von Geld besitzen. Die Verwandten überschlugen sich vor Freude.«
    7

    »Warum hat er sie geheiratet?« Sie hatte ihn das eigentlich nicht fragen wollen, aber es war das, was sie immer schon wissen wollte. In der langen Galerie hing ein Porträt von Lydia, das letzte und unscheinbarste von allen. Eine langweilige, blasse junge Frau in einem langweiligen, blassen Kleid. Warum hatte Dale sie geheiratet … Dale? Sie sah Rafe ernst an.
    Er antwortete vergnügt: »Ach, hast du das nicht gewusst? Er hatte gerade Liebeskummer. Alicia hatte ihn gerade sitzen lassen und Rowland Steyne geheiratet.«
    Lisle verspürte ein Kribbeln von Kopf bis Fuß. Nein, sie hatte es nicht gewusst. Sie setzte sich kerzengerade hin, die Hände kalt und gefühllos vom Aufstützen auf der Mauer.
    Er lachte.
»Du hast das nicht gewusst? Was für ein Trottel Dale doch ist. Also, wenn ich mal heirate, was der Himmel verhüten möge, dann werde ich die Flitterwochen damit verbringen, alle meine verflossenen Liebesaffären aufzuzählen, bis ins letzte Detail. Verstehst du? Mir wird es Spaß machen; denn schließlich redet jeder gerne von sich selbst, und die arme Frau wird sich so langweilen, dass sie nie mehr etwas davon hören will. Genial, nicht? Natürlich wäre Dales Liste länger als meine. Zum einen hat er mir gegenüber zwei Jahre Vorsprung, zum anderen waren die Frauen schon immer hinter ihm her. Komisch nicht, wo ich doch so viel attraktiver bin? Und meistens merkt Dale es nicht einmal. Hat er dir schon mal von der australischen Witwe erzählt, die ihm einen Wasserkrug an den Kopf geworfen hat? … Nein? Vielleicht auch besser so. Es war eine ziemlich wüste Geschichte.«
Lisle hatte sich wieder unter Kontrolle. Sie sagte:
»Sei nicht albern.«
»Zuckerpüppchen, sie war ja nicht meine Witwe. Gott behüte! Aber eine tolle Frau!«
Sie beachtete ihn nicht.
»Rafe, erzähl mir von Lydia, von dem Unfall. Sieh mal, ich kann Dale nicht danach

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