Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das alte Haus am Meer

Das alte Haus am Meer

Titel: Das alte Haus am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wentworth
Vom Netzwerk:
Viertelstunde,
würde ich sagen. Ich ging zuerst nach oben in mein
Zimmer, um eine Jacke zu holen, die ich ihr schenken
wollte. Dann redeten wir ein bisschen, aber ich glaube
nicht, dass sie länger als eine Viertelstunde oder zwanzig
Minuten hier war, vielleicht waren es zwanzig Minuten.« »Das würde bedeuten, dass sie etwa um fünf nach neun
von hier wegging.«
»Ja.«
»Sind Sie auf die Terrasse zurückgegangen und haben
Ihren Kaffee getrunken?«
Ein leises Zittern überkam sie.
»Ja. Er war kalt.«
»Waren Ihr Mann und Lady Steyne noch da?«
»Nein, sie waren weg. Sie fuhr ihn zum Flugplatz.« »Dann scheinen Sie Cissie Cole knapp verpasst zu
haben. Mrs Jerningham, können Sie mir von Ihrer
Unterhaltung mit Cissie erzählen – alles, an das Sie sich
erinnern. Egal, ob es Ihnen wichtig erscheint oder nicht.« Lisle blickte ihm ins Gesicht – schöne, ernste Augen von
einem Grau so dunkel, dass sie fast schwarz schienen.
Auch die Wimpern waren dunkel. Unter dem sehr blonden
Haar und gegen die Blässe ihrer Haut verliehen sie ihr
einen seltsam trauernden Blick, Sie erzählte ihm von der
Jacke.
»Sie war ziemlich neu. Ich habe sie in schlechten
Lichtverhältnissen ausgesucht, sie war zu grell für mich.
Aber Cissie mochte leuchtende Farben, und ich dachte, es
würde ihr eine Freude machen …«
»Einen Augenblick, Mrs Jerningham. Diese Jacke, war
sie rotgrün kariert auf hellem Grund?«
Lisle sagte: »Ja.« Ihre Augen weiteten sich vor Schreck,
als sie sagte:
»Sie hatte sie an, als sie stürzte.«
Er sah, wie erneut dieses leichte Zittern sie überkam,
aber sie blickte ihn weiter an. Behutsam fuhr er fort: »Das ist sehr schlimm. Können Sie mir trotzdem sagen,
wie sie auf das Geschenk reagierte? Ich wüsste gern, in
welcher Verfassung sie war. Wahrscheinlich waren Sie,
abgesehen von Pell, die Letzte, die mit ihr sprach.« Sie fuhr mit der Hand zur Wange und ließ sie dort. »Ja, ich weiß. Ich will es versuchen.« Sie zögerte einen
Moment. Dann fuhr sie fort: »Also, ich gab ihr die Jacke,
und sie sagte, sie sei sehr schön. Dann hat sie die Jacke
anprobiert und sich im Spiegel betrachtet. Danach zog sie
die Jacke wieder aus und legte sie zusammen.«
»Sie hatte sie nicht an, als sie ging?«
»Nein, es war noch sehr warm.«
»Aber falls Pell sie mit dem Motorrad abholte, hat sie
die Jacke doch wahrscheinlich wieder angezogen.« Lisles Hand glitt von ihrer Wange und hinterließ einen
leichten roten Fleck auf der Haut. Erstaunt fragte sie: »Er hat sie abgeholt?«
»Wir wissen es nicht«, antwortete March. »Er wurde mit
dem Motorrad bei Tane Head gesehen.«
Er hatte den Eindruck, dass sie davon nichts wüsste.
Dale Jerningham schien mit seiner Cousine vertrauteren
Umgang zu haben als mit seiner Frau. Er sagte:
»Ja, Pell wurde dort gesehen. Er fuhr mit dem Motorrad
davon. Aber wir haben niemanden gefunden, der ihn mit
Cissie zusammen gesehen hätte. Können Sie mir sagen,
wie sie über ihn gesprochen hat?«
Lisle seufzte leicht.
»Viel hat sie nicht gesagt. Wir haben beide nicht viel
geredet. Sie war sehr unglücklich, und ich habe sie
gefragt, ob sie nicht für eine Weile weggehen wolle. Ich
wüsste eine Stelle für sie.«
»Und was hielt sie davon?«
Der rote Fleck war aus Lisles Gesicht verschwunden. Sie
war wieder völlig weiß.
»Sie sagte, sie könne nicht weggehen und ihn gar nicht
mehr sehen.« Sie hatte noch Cissies »nie mehr« in den
Ohren. Sie fürchtete, die Stimme würde ihr versagen,
wenn sie diese Worte gebrauchte. Sie musste es anders
formulieren.
»Ja, Mrs Jerningham?«
»Ich hab sie gefragt, was es denn nützen würde, ihn zu
sehen, oder so ähnlich. Und sie sagte, es würde gar nichts
nützen. Dann bedankte sie sich noch einmal für die Jacke
und ging.«
»Und das war alles?«
»Ja, das war alles.«
Inspektor March lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Wenn Sie sich das Gespräch im Nachhinein durch den
Kopf gehen lassen, Mrs Jerningham, würden Sie dann
sagen, dass die Frau in der Verfassung war, Selbstmord zu
begehen? Sie sagten, sie war unglücklich. Es gibt viele
Schattierungen von Unglücklichsein. Glauben Sie, dass sie
unglücklich genug war, sich das Leben zu nehmen?« Zum ersten Mal kam etwas natürliche Farbe in Lisles
Gesicht. Ohne zu zögern, sagte sie:
»O nein, nicht, als wir uns unterhielten.«
March musste unwillkürlich lächeln. Sie schien geradezu
zum Leben zu erwachen – wie schön sie war. Er fuhr fort: »Sie scheinen sich Ihrer Sache sehr sicher zu sein.
Können Sie

Weitere Kostenlose Bücher