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Das alte Haus am Meer

Das alte Haus am Meer

Titel: Das alte Haus am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wentworth
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ihr die Tür aufhielt, blickte sie zu ihm auf und sah ein seltsam verzerrtes, bitteres Lächeln, das den gerade gefundenen Trost wieder zunichte machte. Erneut hörte sie Miss Silvers Stimme. »Sagen Sie ihnen, dass Sie Ihr Testament geändert haben. Sagen Sie es allen.« Die Tür schloss sich hinter ihr.
Rafe ging zum Schreibtisch und lehnte sich an eine Ecke. Er trug ein kurzärmeliges Hemd mit offenem Kragen, graue Flanellhosen und sah sehr entspannt aus.
»Also«, sagte er, »was gibt’s? Ich dachte, die Angelegenheit wäre erledigt.«
»Noch nicht«, sagte Randal March.
»Denn wenn sie erledigt ist, – und Sie sind ja sicher nicht immer im Dienst –, dann wollte ich Sie zu einem Tennismatch einladen.«
»Danke, herzlich gerne, wenn wir fertig sind. Heute Nachmittag bin ich leider streng dienstlich hier.«
»Zu dienstlich auch hierfür?«, fragte Rafe und bot ein zerbeultes Zigarettenetui an.
»Ja, leider.«
»Na gut. Macht es Ihnen etwas aus, wenn ich rauche?«
»Überhaupt nicht. Ich habe Mrs Jerningham gerade wegen der Jacke befragt, die sie Cissie Cole geschenkt hat. Wir haben sie auf Fingerabdrücke untersucht und wollen natürlich wissen, wer damit in Berührung kam, bevor sie die Jacke weggab.«
Rafe zündete ein Streichholz an, zog an der Zigarette bis sie glühte und lies das Streichholz in Dales Federschale fallen.
»Fingerabdrücke?«, fragte er. »Auf Wollstoff?«
March beobachtete ihn.
»Ja. Ein neues Verfahren. Einige der Abdrücke sind äußerst deutlich.«
Rafe lachte.
»Sind meine dabei? Wahrscheinlich hat Lisle Ihnen erzählt, dass ich ihr die Jacke brachte und ihr hineinhalf, als sie sie das letzte Mal anhatte. Zumindest glaube ich, dass es das letzte Mal war.«
»Ja, das hat sie gesagt.«
Rafe blies den Rauch aus. Durch den leichten Schleier blitzten seine Augen spöttisch.
»Wie enttäuschend für Sie!«
March erwiderte: »Vielleicht«, und dann, »vielleicht auch nicht.« Er stieß seinen Stuhl zurück, sah Rafe fest an und fragte: »Wann haben Sie die Jacke bei den Schultern und Oberarmen gefasst, und wer trug sie zu dem Zeitpunkt?«
Rafe nahm die Zigarette zwischen die Lippen. Tat er es, um sie zu verdecken? Seine Hand war ruhig. March dachte:
»Wenn ich in der Klemme säße, würde ich mich eher auf meine Lippen als auf meine Hände verlassen.«
Die Hand sank. Die Lippen lächelten.
»Lisle hat Ihnen doch gerade gesagt, dass ich ihr in die Jacke geholfen habe.«
March schüttelte den Kopf.
»Solche Abdrücke waren es nicht. Ich zeige Ihnen, wie sie entstanden.« Er sprang auf und kam um den Tisch herum. Er packte Rafe von hinten bei den Schultern, die Handflächen auf dem Schulterblatt, die Finger zupackend um den Oberarm gelegt. »So«, sagte er, ließ los und ging zu seinem Stuhl zurück.
Rafe lächelte noch immer.
»Haben Sie eine Erklärung?«, fragte March.
Rafe schüttelte den Kopf.
»Mir fällt keine ein, zumindest keine neue. Ich habe Lisle in die Jacke geholfen, wissen Sie, aber das ist für einen modernen, wissenschaftlich orientierten Polizisten wahrscheinlich zu simpel.«
»Die Abdrücke sind zu frisch«, sagte March leise. »Es sind die jüngsten Abdrücke von allen. Die Abdrücke, die Sie am Sonntag hinterließen, sind völlig anders. Diese entstanden viel später und sind zweifelsfrei Ihre.«
Rafe reckte sich, noch immer lächelnd.
»Das müssen Sie erst mal beweisen. Sie können es versuchen, wenn es Ihnen Spaß macht. Aber unter uns gesagt, ich finde, dass nichts davon vor Gericht sehr überzeugend klingen würde. Und vielleicht ist das auch der Grund, warum mir während der Verhandlung diese interessanten Fragen nicht gestellt wurden. Ich war nämlich da, wissen Sie.«
»Sie können mir also keine Erklärung geben?«
Rafe zuckte die Schultern.
»Die offensichtliche akzeptieren Sie nicht. Eine andere habe ich leider nicht.«
    37

    Inspektor March erhob sich.
»Falls Ihnen noch eine einfällt, lassen Sie es mich
vielleicht wissen. Würde es Ihnen inzwischen etwas
ausmachen, mit mir einen Strandspaziergang zu machen
    und mir zu zeigen, wie weit Sie am Mittwochabend gegangen sind?«
    »Aber gerne.« Rafes Ton war äußerst liebenswürdig. Er ging durch die Terrassentür voraus und hinab durch den italienischen Garten. Dabei unterhielt er sich mit March wie mit jedem anderen Gast.
    »Ich weiß nicht, was Sie von diesem Garten halten. Manche hassen ihn wie die Pest – Lisle zum Beispiel. Zu sehr wie eine Landkarte mit all den abgezirkelten Beeten. Und Statuen und Zypressen

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