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Das alte Haus am Meer

Das alte Haus am Meer

Titel: Das alte Haus am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: wentworth
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stand auf.
»Ich möchte Sie nicht länger aufhalten.«
Er sagte: »Warten Sie! Was hat Mrs Jerningham gesagt? Wird sie Ihrem Rat folgen und ihr Testament ändern?«
»Leider nicht. Gesagt hat sie es nicht, aber ich fürchte, sie wird es nicht tun.«
March ging zur Tür, blieb aber stehen, ohne sie zu öffnen.
»Ich bin so weit gegangen wie ich konnte. Der Chief Constable möchte ausdrücklich jeden Skandal vermeiden, wenn wir keine Beweise haben, die vor Gericht standhalten. Ich habe Rafe Jerningham wissen lassen, dass er unter Verdacht steht, mehr kann ich nicht tun. Ich kann Mrs Jerningham nicht in ihrem eigenen Haus unter Polizeischutz nehmen. Könnten Sie sie vielleicht überreden, wegzugehen?«
Miss Silver schüttelte erneut den Kopf.
»Was sollte das nützen, mein lieber Randal? Ein Unfall kann sich überall ereignen.«
»Allerdings, es ereignen sich viele Unfälle«, erwiderte March grimmig. »Ich habe mich schon oft gefragt, wie viele davon in Wirklichkeit Morde sind.«
»Eine ganze Menge«, sagte Miss Silver. Nach einer Pause fügte sie hinzu: »Es ist ein schrecklicher Gedanke.«
    40

    Erst als sie nach dem Mittagessen unter der Zeder den Kaffee tranken, wurde der Besuch des Inspektors erwähnt. Lisle fing davon an, und sofort wünschte sie, nichts gesagt zu haben.
    Alicia gähnte demonstrativ.
Rafe, was war los mit Rafe? Irgendetwas war geschehen, aber sie konnte nicht sagen was. Sie sah ihn nicht an, und auch er blickte nicht zu ihr hin, aber für einen unglaublichen Augenblick war es, als wären sie durch eine Art Draht verbunden und von seinem Ende kam etwas, aber was war es genau? Erschrecken, Ärger, Überraschung, Angst, ein Signal, eine Warnung? Sie wusste es nicht.
Alles war im Nu vorbei, und sie hatte sich Dales sehr realer Wut zu stellen.
»March? Wann war er hier?«
»Heute Vormittag, als du weg warst.«
Ihre Stimme klang so, wie sie sich fühlte. Etwas verwirrt, wie ein Kind, das jemanden gekränkt hat und nicht weiß wie.
Mit einem Knall stellte er seine Kaffeetasse ab.
»Und keiner sagt mir etwas. Niemand hält es für nötig, mich darüber zu informieren. Was wollte er? Und warum weiß ich nichts davon? Oder wollte er gar nichts? War es ein Freundschaftsbesuch? Soll dieser verdammte Polizist jetzt jeden Tag hier ein und aus gehen?«
Rafe lehnte seinen Kopf gegen den Bezug seines Stuhles.
»Wahrscheinlich. Aber warum so hitzig? Es könnte schlimmer sein. Ich würde sagen, er ist ein netter Kerl, wenn er nicht gerade Polizist ist.«
»Was wollte er?«
»Mich und Lisle sprechen.«
»Warum?«
Rafes Augen waren halb geschlossen. Er blinzelte in das dunkle Grün der Zeder über ihm.
»Fingerabdrücke auf Lisles Jacke«, murmelte er. »Ein neues Verfahren, weißt du. Natürlich ist das Ding voller Abdrücke von uns. Das ist das Schlimmste, wenn man sich so nahe steht.«
»Meine?«, warf Alicia ein. In ihrer Stimme lag so viel Sarkasmus, dass Lisle errötete.
»Und meine und Dales«, sagte Rafe freundlich. »Wahrscheinlich auch die von Williams und Evans und sicher die von Lizzie. So sind halt die modernen, wissenschaftlichen Methoden der Polizei. Man steckt sie in einen Hut, schüttelt, zieht einen heraus, und schon hat man den Mörder.«
Alicia sagte: »Also wirklich, Rafe!«
Dale lachte verärgert.
»Hör auf mit dem Quatsch und sag mir, was wirklich passiert ist.«
Rafe öffnete die Augen und setzte sich auf.
»Gar nichts. Wir sind noch alle hier, keine Handschellen an den Handgelenken, auch wenn ich glaube, dass er es auf mich abgesehen hatte. Du musst nämlich wissen, dass ich Lisle in ihre Jacke geholfen habe, als sie sie zum letzten Mal trug. Und unser fantasievoller Inspektor erregt sich mächtig über einige besonders deutliche Abdrücke, die ich dabei zurückgelassen haben muss.«
Dale starrte ihn entsetzt an.
»Du willst doch nicht etwa sagen, dass er einen von uns verdächtigt?«
Rafe Jerningham lehnte sich zur Seite und drückte seine Zigarette auf dem kurzen, trockenen Rasen aus.
»Er ist ein argwöhnischer Kerl«, antwortete er. »Er würde seine eigene Großmutter verdächtigen.«
»Aber das ist doch verrückt!«, sagte Dale. »Cissie Cole! Du lieber Himmel, was für ein Motiv sollte einer von uns gehabt haben?«
Es entstand eine Pause. Lisle blickte keinen von beiden an. Sie sah auf das trockene Gras zwischen ihren Füßen – trockenes, verbranntes Gras ohne Farbe. Der Rasen lag noch im Schatten, aber die Sonne würde ihn gleich erreichen. Der Schatten der Zeder würde wandern,

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