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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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stirnrunzelnd. »Die Armee erkennt die Existenz von Chartermagie offiziell nicht an, darum ist jeder hier im Grunde genommen Autodidakt.«
    »Schon gut.« Sabriel bemühte sich, ermutigend zu klingen, denn ihr war bewusst, dass alle ringsum zuhörten. »Wir werden es schon schaffen.«
    »Gut«, sagte nun auch Horyse lächelnd, was ihn sehr zuversichtlich aussehen ließ. Sabriel versuchte ebenfalls zu lächeln, zweifelte jedoch an dem Ergebnis, denn es fühlte sich mehr wie eine verkrampfte Grimasse an.
    »Dann wollen wir mal feststellen, wie weit unser uneingeladener Besucher gekommen ist«, fuhr Horyse weiterhin lächelnd fort. »Wohin führt die Verbindung dieses Telefons, Sergeant?«
    »Zur Polizeiinspektion von Bain«, antwortete der Funker und drehte heftig die Kurbel. »Und zum Armeehauptquartier Nord, Sir. Sagen Sie Korporal Synge, er soll Sie verbinden. Er hat die Vermittlung im Dorf übernommen.«
    »Gut«, erwiderte Horyse. »Hallo. Oh, Synge? Stell mich nach Bain durch. Nein, sag dem HQ Nord, dass du mich nicht erreichen kannst. Ja, stimmt, Korporal. Danke… äh, Polizeiinspektion Bainshire? Hier Oberst Horyse, ich möchte mit Stadtkommandant Dingley sprechen… ja… Hallo, Herr Stadtkommandant. Haben Sie etwas von einem seltsamen, dichten Nebel gehört? Was! Jetzt schon! Nein, nein, auf keinen Fall eine Inspektion. Pfeifen Sie alle zurück. Schließen Sie die Fensterläden… Ja, der übliche Vorgang. Ja, wie bei einer Übung… Ja, außerordentlich gefährlich… Hallo! Hallo!«
    Er stellte das Telefon nachdenklich zurück und deutete den Hügel hinauf.
    »Der Nebel zieht bereits durch den Nordteil von Bain. Er ist viel schneller als erwartet. Könnte es sein, dass dieser Kerrigor weiß, was wir vorhaben?«
    »Ja«, antworteten Sabriel und Touchstone gleichzeitig.
    »Dann machen wir sofort weiter«, bestimmte Horyse mit einem Blick auf die Uhr. »Ich würde sagen, uns bleiben knapp vierzig Minuten.«

     

27
    Die letzten schweren Steinblöcke ließen sich nur sehr langsam herausstemmen. Die in Schweiß gebadeten Männer mit den blassen Gesichtern, den zitternden Händen und Beinen waren am Ende ihrer Kräfte. Sobald der Weg frei war, stolperten sie keuchend weg von dem Grabhügel und suchten vom Sonnenschein erhellte Flecken, in der Hoffnung, die schwindende Wärme würde etwas gegen die grauenhafte Kälte in ihren Knochen ausrichten. Ein Soldat, ein gut aussehender Mann mit weißblondem Schnurrbart, fiel den Hügel hinunter und blieb würgend liegen, bis man ihn auf eine Bahre legte und fortbrachte.
    Sabriel blickte auf das dunkle Loch im Grabhügel und sah das schwache beunruhigende Leuchten des Bronzesarkophags im Innern. Ihr war ebenfalls übel; die Härchen auf ihrem Nacken stellten sich auf und ihre Haut kribbelte. Die Luft schien vom üblen Geruch Freier Magie durchdrungen zu sein, ein Gestank, der sich in ihrem Mund metallisch anfühlte.
    »Wir werden ihn mit einem Zauberspruch öffnen müssen«, erklärte sie düster. »Der Sarkophag ist sehr stark geschützt. Das Beste wäre, wir gingen hinein – ich voraus mit Touchstone, der meine Hand nimmt. Horyse nimmt seine Hand und so weiter, damit unsere Chartermagie verstärkt wird. Kennt jeder die Charterzeichen für den Öffnungszauber?«
    Die Soldaten nickten oder erwiderten: »Jawohl, Ma’am.« Einer, ein Korporal mittleren Alters mit den Streifen langjährigen Militärdienstes an den Ärmeln, sagte sogar: »Ja, Abhorsen.« Ihm schien die Freie Magie offenbar am wenigsten anhaben zu können.
    »Sie dürfen ruhig Sabriel zu mir sagen, wenn Sie möchten«, entgegnete sie, auf seltsame Weise erschüttert, weil er sie mit Abhorsen angeredet hatte.
    Der Korporal schüttelte den Kopf. »Nein, Miss. Ich kannte Ihren Vater. Sie sind genau wie er, und Sie sind jetzt Abhorsen. Sie werden dafür sorgen, dass dieses verfluchte Tote Ding – entschuldigen Sie bitte – sich wünschen wird, es wäre verdammt noch mal tot geblieben.«
    »Danke«, erwiderte Sabriel unsicher. Sie wusste, dass der Korporal nicht das zweite Gesicht besaß – das konnte man immer erkennen –, doch sein Vertrauen in sie war so stark…
    »Er hat Recht«, sagte Touchstone und ließ ihr mit einer höfischen, respektvollen Verbeugung den Vortritt. »Lasst uns zu Ende bringen, weshalb wir hierher gekommen sind, Abhorsen.«
    Sabriel bedankte sich mit einer knappen Verneigung, eine Bewegung, die einem Ritual glich. Abhorsen verneigt sich vor dem König. Dann holte sie tief Atem, und

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