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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Sergeant, oder Rekrut Rahise auch nur im Schlaf darüber redet, was ihr hier möglicherweise belauscht habt, werdet ihr den Rest eures Lebens zum Grabausschaufeln eingeteilt!«
    »Jawohl, Sir!«, ertönte die laute Antwort des Sergeanten, gefolgt vom schwachen Echo des bedauernswerten Rekruten Rahise. Sabriel entging nicht, dass dieser wie im Halbschlaf dastand.
    »Nach Ihnen, bitte.« Horyse deutete zur Tür. »Darf ich wieder Ihre Skier tragen?«
    Die Armee ging keine Risiken ein, wenn jemand die Grenze überquerte. Sabriel befand sich allein unter dem gewaltigen Torbogen in der Mauer; trotzdem standen oder knieten Schützen in einer umgedrehten Pfeilspitzenformation um das Tor, und ein Dutzend Schwertkämpfer hatten Oberst Horyse begleitet. Etwa hundert Schritt hinter ihr beobachteten zwei Soldaten mit Maschinengewehren sie aus einem vorderen Graben. Sabriel bemerkte, dass sie zusätzlich ihre Säbelbajonette gezogen und griffbereit in Sandsäcke gestoßen hatten. Offenbar hatten sie wenig Vertrauen in ihre luftgekühlten Vernichtungswerkzeuge, die pro Minute fünfundvierzig Runden feuern konnten.
    Ein richtiges Tor gab es in dem Torbogen nicht, obgleich rostige Angeln zu beiden Seiten wie mechanische Hände schwangen und gefährlich aussehende Eichenüberreste wie Zähne in einem gebrochenen Kiefer aus dem Boden ragten, was auf den Einsatz moderner Sprengladungen hinwies – oder auch auf magische Kraft.
    Auf der Seite des Alten Königreichs schneite es leicht, und hin und wieder blies der Wind Flocken durch das Tor nach Ancelstierre, wo sie auf dem warmen Boden sofort schmolzen. Ein paar rieselten in Sabriels Haar. Sie strich leicht darüber, bis sie ihr Gesicht hinunterglitten; sie fing sie mit der Zunge auf.
    Das kalte Wasser war erfrischend. Obwohl es wie ganz gewöhnlicher Schnee schmeckte, den sie früher oft probiert hatte, war dies hier ihr erster Kontakt mit dem Alten Königreich seit dreizehn Jahren. Verschwommen erinnerte sie sich, dass es auch damals geschneit hatte. Ihr Vater hatte sie durchs Tor getragen, als er sie zum ersten Mal Richtung Süden nach Ancelstierre brachte.
    Ein Pfiff riss Sabriel aus ihren Gedanken. Sie sah eine Gruppe aus dem Schnee auftauchen: Horyse, flankiert von zwölf Mann, die sich vom Tor ausgehend in zwei Reihen aufstellten. Sie blickten nach außen, und ihre Säbel spiegelten das Licht, das vom Schnee reflektiert wurde.
    Mit ihren Skiern auf der Schulter stapfte Sabriel vorsichtig zwischen den geborstenen Holzresten des Tores hindurch. Durch den Schlamm gelangte sie in Schnee, von der strahlenden Sonne in das bleiche Schimmern fallender Flocken, aus ihrer Vergangenheit in die Zukunft.
    Die Steine der Mauer zu beiden Seiten und über ihrem Kopf schienen sie willkommen zu heißen. Bäche von Schutzzeichen rannen durch sie hindurch wie Regen durch Staub.
    »Das Alte Königreich heißt Sie willkommen«, sagte Horyse, beobachtete dabei jedoch den Fluss der Schutzzeichen auf den Steinen und blickte nicht Sabriel an.
    Sabriel trat aus dem Schatten des Tores und zog ihre Mütze tiefer, so dass deren Schirm ihr Gesicht gegen den Schnee schützte.
    »Ich wünsche Ihnen Erfolg auf Ihrer Mission, Sabriel«, fuhr Horyse fort und blickte sie an. »Ich hoffe Sie und Ihren Vater bald wieder zu sehen.«
    Er salutierte, machte links kehrt und marschierte um sie herum zurück durchs Tor. Seine Männer folgten ihm. Sabriel bückte sich, als sie vorbeimarschierten. Sie schob ihre Skier ein wenig im Schnee hin und her; dann befestigte sie ihre Stiefel in der Bindung. Es schneite nun unentwegt, aber nicht stark; der Boden war nur stellenweise bedeckt. Die Alte Nordstraße war noch mühelos zu erkennen. Glücklicherweise hatte der Schnee sich in den Gräben zu beiden Straßenseiten gesammelt; so konnte sie vermutlich gut vorankommen, wenn sie auf dem Weg blieb. Obwohl es im Alten Königreich ein paar Stunden später als in Ancelstierre zu sein schien, hoffte sie doch, den Spaltkamm vor Einbruch der Nacht zu erreichen.
    Sabriel griff nach den Skistöcken. Sie vergewisserte sich, dass das Schwert ihres Vaters leicht aus der Scheide zu ziehen war und die Glocken richtig vom Bandelier hingen. Sie überlegte, ob sie einen raschen Wärmezauber wirken sollte, entschied sich dann aber dagegen. Die Straße führte leicht aufwärts; das würde das Skilaufen anstrengend machen. In ihrem handgestrickten Wollhemd, der Lederweste und den dicken, doppelt gefütterten Skiknickerbockern würde ihr vermutlich bald

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