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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Zeichen. Im Mondschein waren die Flecken so verschwommen, dass Sabriel erst erkannte, woraus sie bestanden, als sie mit der Nasenspitze fast den Stein berührte.
    Erschrocken riss sie den Kopf hoch und stolperte zurück. Beinahe verlor sie das Gleichgewicht und wäre in den Schnee gestürzt. Die Flecken waren getrocknetes Blut! Jetzt verstand sie, wie der Stein gespalten worden war und weshalb weder Regen noch Schnee das Blut abwuschen – und warum der Stein nie wieder sauber werden würde.
    Ein Chartermagier war auf diesem Stein geopfert worden. Geopfert von einem Nekromanten, der Zutritt zum Tod begehrte oder um einem Totengeist zurück ins Leben zu verhelfen…
    Sabriel biss sich auf die Unterlippe, bis es schmerzte. In ihrer Unruhe und Angst bewegten ihre zitternden Hände sich wie von selbst, um Charterzeichen zu schreiben. Der Zauber für diese Art von Opfer wurde im letzten Kapitel im Buch der Toten beschrieben; Sabriel erinnerte sich jetzt in Übelkeit erregenden Einzelheiten daran. Es schien eines der vielen Dinge in dem grün gebundenen Buch zu sein, die sie vergessen hatte – oder die man sie hatte vergessen lassen. Nur ein sehr mächtiger Nekromant vermochte sich dieses Zaubers zu bedienen, und nur ein wahrhaft verruchter würde den Wunsch dazu haben. Das Böse ruft Böses hervor; es befleckt Orte und macht sie anziehend für weitere Handlungen des…
    »Aufhören!«, wisperte Sabriel, um den Gedanken zu vertreiben. Es war dunkel und windig und wurde von Minute zu Minute kälter. Sie musste eine Entscheidung treffen: entweder hier zu übernachten und ihre Führerin zu rufen oder sofort in irgendeine Richtung weiterzuziehen, in der Hoffnung, dass sie ihre Führerin anderswo rufen konnte.
    Am meisten machte ihr die Tatsache zu schaffen, dass ihre Führerin tot war. Deshalb würde sie selbst in den Tod eintreten müssen, wenn auch nur flüchtig, um mit ihr reden zu können. Hier wäre das leicht, denn das Opfer hatte einen schmalen Zutritt geschaffen, so, als hielte man eine Tür mit einem Keil ein Stück offen. Aber wer wusste schon, was in dem kalten Fluss dahinter lauern mochte…?
    Fröstelnd stand Sabriel einige Zeit still da und lauschte. Ihre Sinne waren angespannt wie bei einem kleinen Tier, das einen Räuber in der Nähe spürt, der auf der Pirsch ist. In Gedanken blätterte sie das Buch der Toten durch und dachte an die vielen Stunden, in denen sie bei Magistrix Greenwood im sonnigen Nordturm des Wyverley College Chartermagie gelernt hatte.
    Schließlich erkannte Sabriel, dass hier zu übernachten nicht in Frage kam. Sie hatte zu große Angst, in der Nähe des gespaltenen Chartersteins zu schlafen. Aber es würde rascher gehen, ihre Führerin hier zu rufen – und je schneller sie zum Haus ihres Vaters kam, umso schneller konnte sie etwas unternehmen, ihm zu helfen. Deshalb war ein Mittelweg erforderlich. Sabriel würde sich, so gut sie es vermochte, mit Magie schützen, mit aller Vorsicht in den Tod eintreten, ihre Führerin rufen, sich von ihr die Richtung weisen lassen und so rasch wie möglich wieder verschwinden.
    Kaum hatte sie diese Entscheidung getroffen, schritt sie zur Tat. Sabriel ließ Skier und Rucksack fallen, stopfte sich Trockenfrüchte und selbst gemachte Karamellbonbons in den Mund, um sich Energie zuzuführen, und nahm die meditative Haltung an, welche die Anwendung der Chartermagie erleichterte.
    Nach einigen Problemen mit den Karamellbonbons, die an ihren Zähnen kleben blieben, begann sie. In ihrem Kopf formten sich Symbole – die vier Hauptzeichen, welche die Pole einer Raute waren, die Sabriel vor körperlichem Schaden wie vor Freier Magie schützen würde. Sabriel hielt sie im Geiste fest, fixierte sie in der Zeit und zog sie aus dem Fluss der endlosen Macht. Dann nahm sie ihr Schwert und zeichnete damit rund um sich Umrisse in den Schnee, ein Zeichen in jede Himmelsrichtung. Die Zeichen begannen zu leben und auf dem Boden zu brennen, flammenden Linien gleich.
    Das letzte Zeichen war das des Nordens, das dem zerschmetterten Stein am nächsten war, und es widersetzte sich. Sabriel musste die Augen schließen und all ihre Willenskraft aufbringen, um das Schwert durch den Schnee zu ziehen. Selbst da war das Symbol nur eine blasse Nachahmung der drei anderen. Es brannte so schwach, dass es den Schnee kaum schmolz.
    Sabriel beachtete es nicht. Sie unterdrückte die Übelkeit, die einen schlechten Geschmack in ihrem Mund verursachte, während ihr Körper mit dem Charterzeichen

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