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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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reden, dann ein paar Stunden studieren und sich wieder zur Ruhe legen. Obwohl sie nur vier oder fünf Stunden auf gewesen war, erschien ihr das nach der anstrengenden Wanderung viel zu viel, und der Verlust des Bewusstseins, den der befreiende Schlaf mit sich brachte, war verlockend.
    Als hätte Mogget gespürt, dass Sabriel an ihn dachte, erschien er nun am Kopfende der Treppe und schlenderte zu einem gut gepolsterten Fußhocker.
    »Ich sehe, dass du das Buch entdeckt hast.« Sein Schwanz peitschte beim Reden hin und her. »Achte darauf, dass du nicht zu viel darin liest.«
    »Ich hab es schon ganz gelesen«, entgegnete Sabriel kurz angebunden.
    »Vielleicht«, murmelte die Katze. »Aber es ist nicht immer dasselbe. Es ist Verschiedenes, nicht nur eines – so wie ich selbst.«
    Sabriel zuckte die Schultern, was heißen sollte, dass sie alles über das Buch wusste. Aber sie wollte damit nur einen Mut vortäuschen, den sie gar nicht besaß. Im Grunde fürchtete Sabriel sich vor dem Buch der Toten. Sie hatte unter Anleitung ihres Vaters jedes Kapitel durchgenommen, doch ihr ansonsten ausgezeichnetes Erinnerungsvermögen behielt nur bestimmte Seiten dieses Werkes im Gedächtnis. Sollte es tatsächlich seinen Inhalt verändern? Sabriel unterdrückte einen Schauder und versuchte sich einzureden, alles zu wissen, was erforderlich war.
    »Als Erstes muss ich den Körper meines Vaters finden«, erklärte sie. »Dazu brauche ich deine Hilfe, Mogget.«
    »Ich habe keine Ahnung, wo er sein Ende gefunden hat«, entgegnete Mogget entschieden. Er gähnte und begann seine Pfoten zu putzen.
    Sabriel runzelte die Stirn und ertappte sich dabei, dass sie die Lippen einzog, eine Untugend, die sie bei ihrer unbeliebten Geschichtslehrerin verachtet hatte, welche vor Zorn oder Gereiztheit oft »dünnlippig« geworden war.
    »Sag mir wenigstens, wann du ihn das letzte Mal gesehen hast und was er vorhatte.«
    »Warum liest du nicht in seinem Tagebuch?«, schlug Mogget in einer kurzen Putzpause vor.
    »Wo ist es?«, erkundigte Sabriel sich aufgeregt. Ein Tagebuch mochte sich als große Hilfe erweisen.
    »Wahrscheinlich hat er es mitgenommen«, murrte Mogget. »Ich habe es nicht gesehen.«
    »Ich dachte, es sei deine Pflicht, mir zu helfen.« Wieder runzelte Sabriel die Stirn und sog die Lippen ein. »Bitte beantworte meine Frage.«
    »Vor drei Wochen«, brummte Mogget, das Mäulchen halb im Pelz seines Bauches vergraben, wobei die rosa Zunge sich zwischen Reden und Putzen abwechselte. »Ein Bote kam von Belisaere und flehte ihn um Hilfe an. Etwas Totes, das die Schutzzeichen nicht abhielten, betrachtete die bedauernswerten Einwohner von Belisaere als Beute und setzte ihnen arg zu. Abhorsen – ich meine den vorherigen Abhorsen, Ma’am – befürchtete, dass mehr dahinter steckte, schließlich war Belisaere eben Belisaere. Jedenfalls machte er sich auf den Weg.«
    »Belisaere. Ich habe den Namen schon gehört – ist es eine Stadt?«
    »Sogar eine sehr große, die Hauptstadt. Zumindest war sie das, als es noch ein Königreich gab.«
    »Gab?«
    Mogget hielt mit dem Putzen inne und verengte die Augen zu missbilligenden Schlitzen. »Was haben sie euch an dieser Schule eigentlich gelehrt? Es gibt seit zweihundert Jahren keinen König und keine Königin mehr und seit zwanzig Jahren nicht einmal einen Regenten. Deshalb versinkt das Königreich jeden Tag ein bisschen tiefer in einer Finsternis, aus der keiner sich befreien kann…«
    »Die Charter…«, begann Sabriel, doch Mogget fauchte abfällig.
    »Auch die Charter zerbröckelt. Ohne einen Herrscher werden die Chartersteine einer nach dem anderen mit Blut zerschmettert, und eine der Großen Chartern ver… ver… verdirbt…«
    »Was meinst du mit ›eine der Großen Charter‹?«, unterbrach Sabriel ihn. Sie hatte noch nie davon gehört. Es war nicht das erste Mal, dass sie sich fragte, was man sie in der Schule gelehrt und warum ihr Vater nie etwas vom Zustand des Alten Königreichs erzählt hatte.
    Doch Mogget schwieg, als hätte er bereits zu viel gesagt. Obwohl es einen Moment so schien, als wollte er reden, kam kein Laut aus seinem rosa Mäulchen. Schließlich gab er es auf. »Ich kann es dir nicht sagen. Es ist Teil meines Bindens. Nur so viel noch: Die Welt gleitet unaufhaltsam ins Verderben, und viele helfen nach.«
    »Während andere sich dem widersetzen«, entgegnete Sabriel. »Wie mein Vater. Wie ich.«
    »Es hängt davon ab, was du tust«, brummte Mogget, als bezweifelte er, dass

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