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Das alte Königreich 01 - Sabriel

Titel: Das alte Königreich 01 - Sabriel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Fernrohr aus dem Rucksack auf Touchstones Rücken zog. Ihr Kampfgefährte erstarrte zu völliger Regungslosigkeit, während sie herumtastete. Er spielt wieder mal Holzstatue, dachte Sabriel, doch es störte sie nicht mehr. Wenn er nicht katzbuckelte, war er wirklich eine große Hilfe.
    Durch das Fernrohr sah sie, dass Mogget Recht hatte. Zwischen zwei Felsvorsprüngen waren tatsächlich mehrere Boote teilweise verborgen. Auch Zeichen menschlicher Anwesenheit gab es: an einer Wäscheleine flatternde Kleidungsstücke hinter der Ecke eines hohen Felsblocks; flüchtige Bewegungen zwischen zwei der sechs oder sieben baufälligen Holzschuppen an der Südwestseite der Insel.
    Sie folgte der gesamten Länge des Wellenbrechers. Wie sie es erwartet hatte, gab es ziemlich genau in der Mitte eine vom Wasser durchtoste Kluft. Ein Holzhaufen auf der Inselseite deutete darauf hin, dass sich dort einst eine Brücke befunden hatte, die abgerissen worden war.
    »Sieht so als, als wären die Dorfleute auf die Insel geflohen.« Sie schob das Fernrohr zusammen. »Im Wellenbrecher ist eine große Lücke, um für fließendes Wasser zwischen der Insel und der Küste zu sorgen. Eine ideale Verteidigung gegen die Toten. Ich glaube, dass nicht einmal ein Mordicant die Überquerung tiefen Tidewassers riskieren würde.«
    »Dann lasst uns gehen«, murmelte Touchstone. Er klang wieder sehr unruhig und ängstlich. Sabriel entdeckte bald den Grund dafür. Der Himmel verfinsterte sich. Wolkenberge schoben sich aus Südosten heran – dunkle, regenschwere Wolken, die sich hinter dem Dorf auftürmten. Die Luft war unbewegt, doch Sabriel wusste, dass es die Ruhe vor dem Sturm war. Die Sonne würde sie nicht mehr lange beschützen können und die Nacht würde früh hereinbrechen.
    Ohne weiter gedrängt werden zu müssen, stieg Sabriel die Stufen zum Hafen und zum Wellenbrecher hinunter. Touchstone folgte ihr ein wenig langsamer und drehte sich alle paar Schritte wachsam um. Mogget ebenfalls; immer wieder spähte er hinauf zu den Häusern.
    Hinter ihnen öffneten sich Fensterläden einen Spaltbreit, und tote Augen verfolgten aus dem Schutz der Schatten, wie die Gefährten auf den noch immer vom grellen Licht der Sonne beschienenen Wellenbrecher zugingen. In Skelettmündern knirschten verfaulte Zähne. Und in den Häusern regten sich tiefschwarze Schatten, schwärzer noch, als Licht sie werfen konnte. Die Schattenwesen zitterten vor Angst und Wut. Sie wussten, wer vorbeigekommen war.
    Einer der Schatten, der von den anderen ausgewählt und gezwungen worden war, die Botschaft zu überbringen, gab seine Wesensform mit einem stummen Schrei auf und verschwand in den Tod. Ihr Gebieter war unzählige Meilen entfernt, und die schnellste Möglichkeit, ihn zu erreichen, war der Tod. Natürlich würde der Bote durch die Tore im ewigen Untergang versinken, nachdem er die Nachricht übermittelt hatte. Aber das interessierte den Gebieter nicht.
    Die Kluft im Wellenbrecher erwies sich als mindestens fünfzehn Fuß breit. Mehr als zehn Fuß hohe Wellen tosten mit kaum vorstellbarer Heftigkeit hindurch. Ein Pfeil verfehlte sie nur knapp und machte den drei Weggefährten deutlich, dass die Insel zusätzlich von Bogenschützen bewacht wurde.
    Sofort stellte Touchstone sich schützend vor Sabriel, und sie spürte den Fluss der Chartermagie, die von ihm ausging. Mit seinen beiden Degen beschrieb er einen weiten Kreis um sie. Vier Pfeile zischten von der Insel auf sie zu. Der eine, der gegen den Kreis prallte, verschwand, während die anderen drei sie verfehlten und ins Wasser fielen.
    »Pfeilschutz«, stieß Touchstone hervor. »Wirkungsvoll, aber schwer aufrecht zu halten. Ziehen wir uns zurück?«
    »Noch nicht«, antwortete Sabriel. Sie spürte die bedrohliche Präsenz der Schattenwesen im Dorf hinter ihnen, und sie konnte jetzt auch die Schützen sehen. Es waren insgesamt vier, zwei Paare, eines hinter jedem der hohen Felsblöcke, die anzeigten, wo der Wellenbrecher an die Insel anschloss. Sie sahen jung aus, schienen sehr unruhig zu sein und stellten wohl keine große Gefahr dar.
    »Halt!«, rief Sabriel. »Wir sind Freunde!«
    Es gab keine Antwort, doch die Schützen schossen ihre angelegten Pfeile nicht ab.
    »Wie nennt man den Obersten eines Dorfes üblicherweise? Wie lautet sein Titel?«, wisperte Sabriel Touchstone rasch zu und wünschte sich wieder einmal, mehr über das Alte Königreich und seine Sitten und Gebräuche zu wissen.
    »Zu meiner Zeit…«, antwortete

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