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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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gefällt die Bezeichnung nicht. Blitzfalle! Etwas, das Blitze anzieht? Es kann doch nicht…«
    »Was?«, fragte Sam.
    »Es ist wahrscheinlich nur ein Zufall«, erwiderte der Kater, und seine Augen schlossen sich wieder. »Vielleicht besucht dein Freund bloß einen Ort, an dem Blitze häufiger sind als anderswo. Aber es sind Mächte am Werk, die alles hassen, was mit Charter, Blut und Stein zu tun hat. Ich rieche Komplott! Ich rieche Verrat und verbrecherische Pläne, Sameth!«
    »Was sollen wir denn tun?«, erkundigte Sam sich besorgt.
    »Wir müssen deinen Freund Nick finden«, flüsterte Mogget, während er wieder in Schlaf sank. »Bevor er findet, was immer er sucht.«

32
    SCHREITEN DIE TOTEN,
    SUCH FLIESSEND WASSER
     
    Angespornt von Moggets beunruhigender Vorahnung, riss Sam sich zusammen und trieb Sprosse hart an. Sie verließen den kleinen namenlosen Wald am Abend des ersten Tages früher als erwartet und durchquerten das hügelige grüne Farmland dahinter. Es war ein Teil des geografischen Zentrums des Alten Königreichs, ein breiter Gürtel kleiner Ortschaften, Dörfer und einzeln stehender Höfe, der sich westwärts bis fast nach Estwael und Olmond erstreckte.
    Von Sindel im Norden abgesehen, gab es keine Städte bis Yanyl sechzig Meilen westlich des Ratterlins. Unter Touchstones Herrschaft hatte sich dieses während des Interregnums stark entvölkerte Gebiet rasch erholt, doch lebten hier immer noch viel weniger Menschen als in der Blütezeit des Königreichs.
    Da seine bisherige Maske kaum jemanden zu täuschen vermocht hatte, entfernte Sam den Charterzauber, der ihn zum Handelsreisenden gemacht hatte, und nahm sein normales Aussehen wieder an. Sprosse war bereits durch den Schlamm an ihren Beinen und ihr unauffälliges Aussehen getarnt. In seiner verschwitzten, schmutzigen Kleidung war es ohnedies schwierig zu erkennen, wie Sam tatsächlich aussah. Für den Fall, dass jemand ihn nach Namen und Herkunft fragte, hatte Sam bereits eine Geschichte parat: Er würde sich als der jüngere Sohn eines Hauptmanns der für Kaufleute zuständigen Wachgesellschaft in Belisaere ausgeben, der, aus dem Norden kommend, in die Gegend von Chasel reiste, wo einer seiner Vettern ihn als Gefolgsmann aufnehmen wollte.
    Auch seine Wunde verband er wieder, und es gelang ihm, in seine Ersatzhose zu schlüpfen, so dass man sein verletztes, blutverkrustetes Bein nicht sehen konnte. Gegen sein Humpeln konnte er leider nichts tun, deshalb nahm er noch die eine oder andere kleine Veränderung vor, um von dieser Behinderung abzulenken. Er halbierte die Krempe seines Hutes, wodurch seine Kopfbedeckung zwar weniger auffällig wurde, aber leider auch weniger Schatten bot.
    Kurz nachdem sie den Wald verlassen hatten, gelangten sie zu einer Ortschaft oder vielmehr einem Weiler, der nur aus sieben Häusern bestand. In der Nähe befand sich jedoch ein Charterstein – Sam konnte ihn irgendwo hinter den Häusern fühlen. Gern hätte er ihn für einen stärkeren Heilzauber benutzt, aber die Menschen hier hätten es bestimmt bemerkt.
    Da es keinen Gasthof gab, bestand auch keine Hoffnung auf ein bequemes Bett, doch es gelang Sam immerhin, ein Stück fast frisches Brot und ein paar Bissen gegartes Kaninchenfleisch zu erstehen. Einer Frau, die ihre Einkäufe in einem Wägelchen nach Hause zog, kaufte er ein Dutzend kleine süße Äpfel ab.
    Mogget schlief, von der losen Klappe der Satteltasche verborgen, worüber Sam sehr froh war. Er hätte keine glaubwürdige Erklärung dafür gefunden, dass eine weiße Katze mit ihm reiste. Es war besser, kein Aufsehen zu erregen.
    Sam ritt weiter, bis es stockdunkel wurde, so dass Sprosse vom Weg abkam und in einen schlammigen Graben stieg. Er zauberte ein wenig Charterlicht herbei, und bald entdeckten sie einen Heuschober, in dem sie Unterschlupf fanden. Mogget schlief weiter; er bemerkte nicht einmal, dass Sam die Satteltasche abnahm und das Pferd sowie sich selbst von dem klebrigen Schlamm befreite.
    Schließlich versuchte Sam doch, Mogget zu wecken, um mehr über die rätselhafte Blitzfalle zu erfahren, aber das Glöckchen, das den Kater band, funktionierte zu gut. Sein Bimmeln erklang jedes Mal, wenn Mogget sich bewegte. Ranna, die kleinste Glocke, die Schlummerschenkerin, schlug sogar Sam in ihren Bann, als er sich zu nahe wagte, und so schlief er in einer sehr unbequemen Stellung neben Mogget ein.
    Der nächste Tag war nicht viel anders als der vorherige. Da das wenige Stroh die Härte des Bodens

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