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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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hochkletterten. Ihnen folgten zahllose weitere Hände, Reihe um Reihe – eine Flut von Toten, die nicht aufgehalten werden konnte.
    Verzweifelt rannte Sam zum Wehr und zu dem Rad, um es zu betätigen und das tosende Wasser des Ratterlins in den Bach und über die Toten hinwegströmen zu lassen.
    Doch das Rad war eingerostet und das Wehr klemmte. Noch einmal versuchte Sam mit aller Kraft, das eiserne Rad zu drehen. Es brach, so dass er nur noch ein Stück des äußeren Ringes in der Hand hielt.
    Da stemmte sich auch schon die erste Totenhand aus dem Mühlbach und wandte sich ihm zu. Inzwischen war die Dunkelheit hereingebrochen; trotzdem konnte Sam die Kreatur schemenhaft erkennen. Dieses Wesen war einst ein Mensch gewesen, doch die Magie, die ihn ins Leben zurückholte, hatte den Körper schrecklich verdreht, als folge er der Laune eines wahnsinnigen Künstlers. Die Arme hingen bis unterhalb der Knie herab; der Kopf saß nicht mehr auf einem erkennbaren Hals, sondern war tief zwischen die Schultern gesunken, und der Mund verlief senkrecht – dort, wo sich einst die Nase befunden hatte. Der ersten Totenhand folgten weitere verzerrte Gestalten, welche die Schaufeln des Mühlrads als Stufen benutzten, um aus der Rinne des Mühlbachs zu klettern.
    »Hier durch!«, rief Mogget, dessen Schwanz peitschte, als er durch eine Türöffnung ins Innere der Mühle sprang. Sam versuchte ihm zu folgen, doch die Totenhand versperrte ihm den Weg. Der senkrechte Mund grinste, dass die schwarzen, fauligen Zähne zu sehen waren, und die Knochenfinger der langen Hände streckten sich nach ihm aus.
    In einer raschen Bewegung zog Sam sein Schwert und schlug zu. Die Charterzeichen auf der Klinge blitzten, und Silberfunken sprühten in die Nacht, als zaubergeschütztes Metall in Totes Fleisch drang.
    Die Totenhand taumelte gespalten, doch nicht geschlagen zurück. Ein Arm hing nur noch an einer Sehne. Sam stieß die Kreatur mit dem Schwertknauf zurück, schleuderte sie gegen zwei andere sich nähernde Totenhände. Dann schwang er herum, hieb nach einer weiteren Kreatur, die ihn attackierte, und floh rückwärts in die Mühle.
    »Die Tür!«, fauchte Mogget irgendwo zu seinen Füßen. Sam streckte die freie Hand aus, ertastete die Tür, huschte hindurch und schmetterte sie hinter sich zu, ins grinsende Gesicht des Toten, der ihm zu folgen versuchte. Mogget sprang hoch. Sein Fell streifte Sams Hand. Ein dumpfer Schlag verriet ihm, dass der Kater den Riegel heruntergeschoben hatte. Die Tür war zumindest für den Augenblick geschlossen.
    Es war so dunkel, dass Sam nichts sehen konnte, nicht einmal das weiße Fell von Mogget.
    »Mogget!«, stieß er voller Schrecken hervor. Sein Ruf ging in einem Krachen unter, als die Totenhände sich gegen die Tür warfen.
    »Ich bin hier«, sagte der Kater so ruhig wie immer. »Greif nach meinem Halsband, ich werde dich führen.«
    Sams Finger schlossen sich um Moggets mit Chartermagie behaftetes Halsband. Einen schrecklichen Augenblick befürchtete Sam, dass er dem Kater versehentlich das Band heruntergezogen hatte. Doch als Mogget sich bewegte und die kleine Glocke Ranna bimmelte, wusste Sam, dass der Kater das Halsband noch trug. Rannas Klang sandte eine Woge Müdigkeit durch Sam, doch das war nichts verglichen mit der Erleichterung, dass das Halsband noch um den Hals des Katers lag. Jetzt, wo die Toten schon so nahe waren, dass sie versuchten, die Tür zu durchbrechen, brauchte es mehr als die kleine Glocke, Sam in den Schlaf zu schicken.
    »Hierher«, rief Mogget, der in der Dunkelheit nicht zu sehen war. Sam spürte, dass der Kater weiterrannte. Er ließ das Halsband los und beeilte sich, Mogget zu folgen, achtete jedoch mit allen Sinnen auf die Tür hinter ihnen.
    Da bog Mogget plötzlich ab, während Sam noch einen weiteren Schritt machte. Plötzlich prallte sein Schwert gegen etwas Festes. Er schob die Waffe in die Scheide, streckte die Hand aus und tastete.
    Es war offenbar eine weitere Tür, die wahrscheinlich zum Fluss führte. Sam konnte Wasser rauschen hören, wenngleich das Geräusch bei dem Krach, den die Totenhände verursachten, kaum zu vernehmen war. Der Lärm erfüllte den ganzen oberen Teil der Mühle. Immer noch war es den Kreaturen nicht gelungen, die Tür aufzubrechen.
    Sams zitternde Hand fand den Riegel, dann den Ring für das Schloss. Er versuchte ihn zu drehen, aber er gab nicht nach. Mit aller Kraft, die ihm geblieben war, versuchte er es noch einmal, während eisige Furcht ihn

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