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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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magische Wesen mit riesigen Kräften. Moggets Halsband war allerdings ein machtvoller Bannzauber, während das der Hündin ganz anders war, beinahe wie ein Teil der Charter selbst. Es fühlte sich ein wenig an wie ein Charterstein.
    »Das tut gut«, hauchte die Hündin beim Kraulen. »Nimm dir meinen Rücken ebenfalls vor.«
    Sam tat ihr den Gefallen, und die Hündin streckte sich genussvoll. Lirael beobachtete sie. Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie die Hündin noch nie mit einem anderen Menschen gesehen hatte. Bisher war sie immer verschwunden, wenn jemand sich näherte.
    »Einige der Charterzeichen in deinem Halsband sind mir vertraut«, murmelte Sam, während er die Hündin kraulte und die Morgensonne übers Wasser fiel. Es stand wieder ein sehr heißer Tag bevor, und Sam musste kurz daran denken, dass er seinen Hut verloren hatte. Er musste heruntergefallen sein, als er von den Stufen des Landestegs der Mühle gestolpert war.
    Die Hündin räkelte sich und drehte sich so, dass Sams Hand ihren ganzen Rücken kraulen konnte.
    »Mir fällt nur nicht ein, wo ich diese Zeichen gesehen habe«, fuhr Sam fort und hörte zu kraulen auf, um sich zu konzentrieren. Er wusste nicht, wozu diese Charterzeichen dienten, doch er hatte sie schon irgendwo gesehen. »In einem Buch war’s nicht. Auch nicht an einem Charterstein. Und auch nicht an Moggets Halsband… seine Zeichen sind ganz anders.«
    »Du überlegst zu viel«, knurrte die Hündin. »Kraul weiter. Auch unter meinem Kinn.«
    »Du bist ein sehr anspruchsvoller Hund für einen angeblichen Diener der Clayr.« Sam blickte Lirael an. »Ist sie immer so?«
    »Wie bitte?«, murmelte Lirael, die wieder über das
Buch der Toten
nachgedacht hatte.
    Sam wiederholte seine Frage, und Lirael blickte auf die Hündin.
    »Meist ist sie noch schlimmer. Immerzu will sie fressen und gekrault werden. Sie ist unverbesserlich.«
    »Deshalb bin ich ja die Fragwürdige Hündin«, sagte das seltsame Tiere schwanzwedelnd. »Nicht bloß die Hündin. Hör jetzt auf mit dem Kraulen, Prinz Sameth.«
    »Warum?«
    »Weil ich Leute riechen kann.« Die Hündin richtete sich schnüffelnd auf. »Hinter der nächsten Biegung.«
    Sam und Lirael schauten sich um, konnten jedoch weder Behausungen noch ein anderes Schiff sehen. Der Ratterlin beschrieb hier einen weiten Bogen, und die Ufer erhoben sich zu Felsen aus rosa Stein, die einen Blick in größere Entfernung verhinderten.
    »Ich kann auch das Tosen von Wasser hören«, fügte die Hündin hinzu, die jetzt mit gespitzten Ohren und offensichtlich aufgeregt am Bug saß.
    »Wie von Stromschnellen?«, erkundigte Lirael sich ängstlich. Sie vertraute
Finderin,
konnte auf eine solche Fahrt aber verzichten.
    Sam stellte sich neben Lirael, griff mit einer Hand nach der Segelstange, um das Gleichgewicht besser halten zu können, und versuchte, voraus etwas zu sehen. Doch was immer sich dort befand, lag hinter der Flussbiegung. Er warf einen weiteren Blick zu den Ufern hinüber, die zu hohen Klippen angestiegen waren. Weiter vorn war der ehemals so mächtige Fluss nicht viel mehr als ein paar hundert Meter breit und strömte schnell dahin.
    »Ist schon okay«, sagte Sam beruhigend. Als er Liraels Verwirrung bei diesem ihr fremden ancelstierrischen Wort, bemerkte, fügte er hinzu: »Ich meine, es ist alles in Ordnung. Wir kommen zum Brückschlund. Der Fluss wird viel schmäler und fließt schneller, aber Schiffe können immer noch hindurch. Außerdem ist das Wasser seichter als zu dieser Jahreszeit üblich. Ich wette, die Strömung wird nicht allzu schnell sein.«
    »Hochbrück…«, murmelte Lirael mit sichtlicher Erleichterung. Sie hatte von Hochbrück gelesen und sogar eine farbige Zeichnung davon gesehen. »Wir segeln wahrhaftig unter der Stadt hindurch?«
    Sam nickte. Er war nur einmal, vor zehn Jahren, mit seinen Eltern in Hochbrück gewesen. Sie hatten die Stadt auf dem Landweg erreicht, nicht auf dem Ratterlin, doch Sam erinnerte sich, dass Touchstone ihn auf die Wachschiffe aufmerksam gemacht hatte, die flussauf vor der Stadt sowie im Stausee unter Hochbrück patrouillierten, wo der Fluss wieder breiter wurde. Die Patrouillen hielten diesen Teil des Ratterlins von Flusspiraten frei, verlangten aber auch eine Maut von den Kaufleuten. Wahrscheinlich hatte Ellimere diesen Flusswächtern bereits den Befehl erteilt, ihren Bruder, falls sie ihn entdeckten, an Land zu »eskortieren« und nach Belisaere zurückzubringen.
    Dies würde Sam zwar Sicherheit

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