Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
bieten und Ellimere verantwortlich machen für das, was als Nächstes geschah, doch Nicks Rettung würde sich verzögern. Außerdem zweifelte Sam nicht daran, dass Lirael auch ohne ihn weitermachen würde. »Ich lege mich am besten unter eine Decke, bevor wir in Sichtweite der Stadt kommen…«, murmelte er.
    »Warum?«, fragten Lirael und die Hündin gleichzeitig.
    »Weil er sich aus dem Staub gemacht hat«, sagte Mogget gähnend, kam heran, streckte sich und blickte nach vorn. »Er ist von zu Hause ausgerückt. Nun will seine Schwester ihn zu den Festspielen in Belisaere zurück, damit er den Sommernarren spielt.«
    »Den Vogel der Auferstehung«, verbesserte Sam ihn verlegen, während er hinunter ins Speigatt stieg, um sich zu verstecken, wenn es so weit war.
    »Als Ihr erzählt habt, Ihr hättet Belisaere verlassen, um nach Nicholas zu sehen, dachte ich, Eure Eltern hätten Euch den Auftrag erteilt!«, rief Lirael in dem Tonfall, den sie immer dann benutzte, wenn sie die Hündin zurechtwies.
    »Äh… nein«, entgegnete Sam verlegen. »Wenngleich Vater vielleicht ahnt, dass ich fort bin, um Nick zu suchen. Vielleicht wissen meine Eltern auch gar nicht, dass ich weg bin – schließlich sind sie irgendwo in Ancelstierre. Aber ich werde es erklären, wenn wir die Botschaften senden. Das einzige Problem ist, dass Ellimere wahrscheinlich allen Gardisten und Konstablern befohlen hat, mich zu ergreifen und nach Belisaere zurückzubringen.«
    »Ist das nicht großartig!«, sagte Lirael sarkastisch. »Ich dachte, Ihr wärt von Nutzen, wenn wir unterwegs Hilfe brauchen. Ein königlicher Prinz!«
    »Ich könnte trotzdem nützlich sein…«, begann Sam, doch in diesem Moment segelten sie um die Biegung, und die Hündin stieß ein warnendes Bellen aus. Tatsächlich hatte ein Wachschiff an einer großen Boje mitten im Fluss angelegt – eine lange, schlanke Galeere mit zweiunddreißig Rudern zusätzlich zu der Rahtakelung. Als
Finderin
um die Biegung fuhr, löste ein Seemann die Vertäuung von der Boje, während andere Matrosen das rote Segel hissten, auf dem der goldene Turm der königlichen Streitkräfte prangte.
    Sam kauerte sich noch tiefer und zog die Decke über sein Gesicht. Irgendetwas berührte seine Wange. Er dachte schon, es sei eine Ratte, als er erkannte, dass Mogget sich ebenfalls unter der Decke verkroch.
    »Wir wollen doch nicht, dass die Leute sich wundern, weshalb eine aristokratische Katze sich mit einem räudigen Hund an Deck aufhält«, flüsterte Mogget unter der Decke dicht neben Sams Ohr. »Ich hoffe nur, sie wenden nicht diesen alten Trick an wie die Stadtwächter bei den Heuwagen, wenn sie glaubten, es würde etwas geschmuggelt.«
    »Was meinst du damit?«, flüsterte Sam ängstlich zurück.
    »Sie stoßen Speere hinein, um sicherzugehen, dass nichts und niemand im Heu versteckt ist«, antwortete Mogget. »Hast du was dagegen, wenn ich unter deinen Arm krieche?«
    »Das werden sie nicht tun«, sagte Sam erschrocken. »Sie sehen doch, dass die
Finderin
ein Schiff der Clayr ist!«
    »Ach, wirklich? Vielleicht – aber Lirael sieht nicht gerade wie eine Clayr aus. Du selbst hast sie verdächtigt, dieses Schiff gestohlen zu haben.«
    »Ruhe da unten«, knurrte die Hündin dicht neben Sams anderem Ohr. Er spürte, wie sie sich neben ihm ausstreckte; dann schlug Lirael die Decke so ein, dass es aussah, als befände sich Gepäck darunter.
    Zehn Minuten tat sich offenbar gar nichts. Die Hündin drückte sich noch enger an Sam, und Mogget schien wieder zu schlafen. Sam konnte unter der Decke zwar nichts sehen, hörte jetzt aber verschiedene Geräusche, die ihm zuvor nicht aufgefallen waren: das Knarren des Klinkerrumpfes, das Platschen der Bugwelle, das schwache Surren der Takelung und das Krachen der Segelstange, als
Finderin
in den Wind drehte und hielt.
    Dann war das Platschen vieler Ruder zu hören, übertönt von einer rauen Stimme, die den Takt angab.
    Plötzlich brüllte jemand so laut und so nah, dass Sam zusammenzuckte.
    »Wie heißt Euer Schiff und wohin geht die Fahrt?«
    »Clayr-Schiff
Finderin«,
rief Lirael, um das Rauschen des Flusses zu übertönen. »Unterwegs nach Qyrre.«
    »O ja, ich kenne
Finderin«,
entgegnete die Stimme, die nun weniger förmlich klang. »Und sie kennt offenbar Eure Hand, Mistress – Ihr dürft passieren. Werdet Ihr halten und zur Stadt hinaufsteigen?«
    »Nein«, antwortete Lirael, »ich bin in einer dringenden Angelegenheit für die Clayr

Weitere Kostenlose Bücher