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Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Staatsbürgerschaft, die über genügend Geld, Beziehungen oder verwertbare Fähigkeiten verfügten. Die anderen mussten in den Flüchtlingslagern bleiben, während die ancelstierrische Regierung sich überlegte, was sie tun könnte, um sie bei nächster Gelegenheit wieder in ihre Heimatländer zu verfrachten. Doch weil der erbittert geführte Krieg sich immer mehr ausbreitete, wollte keiner, der entkommen war, freiwillig zurück. Jedes Mal, wenn Massenausweisungen angeordnet worden waren, hatten sie in Hungerstreiks, Aufruhr und jeder nur möglichen Art von Protest geendet.
    »Onkel Edward sagt, dass dieser Corolini die Flüchtlinge zu euch hinüberschicken will«, murmelte Nicholas verschlafen. Er war durch die langsame, holpernde Fahrweise des Busses aufgewacht. »Über die Mauer. Hier ist kein Platz für sie, sagt er, im Gegensatz zum Alten Königreich.«
    »Corolini ist ein Aufwiegler, der sein Fähnchen nach dem Wind dreht«, zitierte Sameth einen Artikel der
Times.
Seine Mutter, die für einen großen Teil der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Alten Königreich und Ancelstierre zuständig war, hatte sich sogar noch abfälliger über diesen Politiker geäußert, dem es nach Beginn des Südkrieges gelungen war, immer mehr Anhänger um sich zu scharen. Sie hielt ihn für einen gefährlichen Egoisten, dem jedes Mittel recht war, um an die Macht zu kommen. »Er weiß nicht, wovon er redet. Sie würden im Grenzland alle sterben. Es ist nicht sicher.«
    »Wo liegt das Problem?«, fragte Nick. Er wusste, dass sein Freund nicht gern vom Alten Königreich sprach. Er sagte nur immer, dass es dort ganz anders als in Ancelstierre war und dass Nick es nicht verstehen würde. Niemand sonst wusste viel darüber, und in den Bibliotheken, die Nick kannte, gab es nur spärliche Informationen. Die Armee hielt die Grenze geschlossen, und das war’s.
    »Es gibt gefährliche Tiere und gefährliche Dinge«, erwiderte Sameth. »Es ist so, wie ich dir schon gesagt habe. Schusswaffen und dergleichen funktionieren dort nicht. Kein Telefon, kein Strom, nichts. Es ist nicht wie…«
    »Ancelstierre«, unterbrach Nicholas ihn lächelnd. »Weißt du, ich habe nicht übel Lust, dich in den Ferien zu besuchen und mir das alles selbst anzusehen.«
    »Hoffentlich kommst du wirklich«, erwiderte Sameth. »Nach sechs Monaten in Ellimeres Gesellschaft werde ich ein freundliches Gesicht um mich brauchen.«
    »Wie willst du sicher sein, dass es nicht deine Schwester ist, die ich besuchen möchte?«, fragte Nick mit übertrieben lüsterner Miene. Sam hatte nie ein gutes Wort für seine ältere Schwester übrig. Nick wollte gerade etwas hinzufügen, als sein Blick aus dem Fenster fiel. Sam schaute ebenfalls hinaus.
    Das Flüchtlingslager lag inzwischen weit hinter ihnen, und sie fuhren durch einen ziemlich dichten Wald. Die ferne, regentrübe Scheibe der Sonne schien unmittelbar über den Baumwipfeln zu stehen. Allerdings starrten Sam und Nick aus einem Fenster an der linken Seite des Busses, und die Sonne hätte sich rechts befinden müssen. Sie fuhren nach Norden – nordwärts zur Mauer –, und das offenbar schon längere Zeit.
    »Ich sollte Cochrane wohl darauf aufmerksam machen«, sagte Sameth. Er war gerade aufgestanden, um nach vorn zu gehen, als der Motor zu stottern anfing und der Bus so heftig ruckte, dass Sam beinahe das Gleichgewicht verlor. Der Fahrer fluchte, nahm den Gang heraus und gab Gas, doch der Motor stotterte weiter. Wieder fluchte der Fahrer und versuchte noch einmal durchzustarten; dann stieg er abrupt auf die Bremsen. Sowohl die Innenbeleuchtung als auch die Scheinwerfer erloschen. Der Bus rollte aus und kam lautlos zum Stehen.
    »Mr Cochrane!«, rief Sam über den plötzlichen Lärm der erwachenden Jungen. »Wir sind nach Norden gefahren! Ich glaube, wir sind in der Nähe der Mauer.«
    Cochrane, der durchs Fenster geblickt hatte, drehte sich bei Sams Worten um und trat auf den Gang. Schon seine massige Gestalt genügte, die in seiner Nähe sitzenden Jungen verstummen zu lassen.
    »Ruhe!«, befahl er. »Danke, Sameth. Also, jeder bleibt auf seinem Platz, und ich werde mich…«
    Was immer er sagen wollte, wurde vom Knallen der Fahrertür unterbrochen, die von außen zugeschlagen wurde. Trotz Cochranes Verbot eilten alle Schüler zu den Fenstern und sahen den Fahrer über den Straßengraben springen und zwischen den Bäumen davonrennen, als würde er von etwas Schrecklichem verfolgt.
    »Was in aller Welt hat das zu

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