Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das alte Königreich 02 - Lirael

Titel: Das alte Königreich 02 - Lirael Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
Prinz Sameth aus dem Alten Königreich«, antwortete Sam. »Und ich schlage vor, dass Sie Major Dwyer von den Scouts verständigen oder General Tindalls Hauptquartier. Melden Sie ihnen, dass ich hier bin – und dass sich mindestens drei Totenhände in dem Wald da drüben aufhalten.«
    »Eine schöne Bescherung!«, fluchte der Sergeant. »Wir wussten gleich, dass mit dem Wind was nicht stimmt. Wie sind Sie… na, spielt keine Rolle. Harris, laufen Sie so schnell Sie können zum Posten zurück. Verständigen Sie das Hauptquartier. Melden Sie, dass wir Prinz Sameth haben, eine Gruppe Schüler und mindestens drei Eindringlinge der Kategorie A. Benutzen Sie eine Taube und die Rakete. Das Telefon wird nicht funktionieren. Nun laufen Sie schon!« Der Obergefreite flitzte los, noch ehe der Sergeant den Mund geschlossen hatte.
    »Wovon reden Sie, Sameth?«, fragte Cochrane aufgebracht.
    »Uns bleibt keine Zeit für Erklärungen!« Sameth spürte das Nahen von Totenhänden – Körper, die mit Geistern aus dem Totenreich gelenkt wurden. Sie stapften parallel zur Straße durch den Wald. Noch schienen sie die Lebenden nicht gewittert zu haben, aber sobald dies der Fall war, würden sie in wenigen Minuten hier sein. »Wir alle müssen so schnell wie möglich verschwinden – so weit weg von der Mauer, wie es nur geht!«
    »Aber… aber…«, stammelte Cochrane mit rotem Kopf. Er konnte es nicht fassen, dass einer seiner eigenen Schüler die Dreistigkeit besaß, ihn herumzukommandieren. Er hätte noch mehr gesagt, doch der Sergeant zog seinen Revolver und erklärte mit ruhiger Stimme: »Setzen Sie sich sofort in Bewegung, Sir, oder ich erschieße Sie an Ort und Stelle.«

     

15
    DER TOTEN SIND VIELE
     
    Fünf Minuten später war die gesamte Mannschaft auf der Straße und rannte durch den Regen südwärts. Auf Sameths Vorschlag hin hatten sie sich mit Cricketschlägern, Cricket-Torstangen mit Metallspitzen und Cricketbällen bewaffnet. Der Sergeant rannte mit ihnen; sein Revolver ließ Cochranes Proteste immer wieder verstummen.
    Die Jungen betrachteten den Zwischenfall anfangs eher als Spaß und machten Witze darüber. Doch als es dunkler und der Regen heftiger wurde, breitete sich Schweigen aus und sie bekamen es doch mit der Angst zu tun – vor allem, als hinter ihnen vier Schüsse knallten und in der Ferne ein Schmerzensschrei zu hören war.
    Sameth und der Sergeant tauschten einen Blick, in dem sich Furcht mit schrecklicher Gewissheit mischten. Die Schüsse und der Schrei mussten vom Obergefreiten Harris gekommen sein, der zu seinem Posten zurückgekehrt war.
    »Gibt es in der Nähe einen Bach oder anderes fließendes Wasser?«, keuchte Sameth, der sich an den Warnreim erinnerte, den er schon in früher Kindheit über die Toten gelernt hatte. Der Sergeant schüttelte stumm den Kopf. Immer wieder blickte er über die Schulter und stolperte.
    Kurze Zeit nachdem sie den Schrei gehört hatten, entdeckte er, wonach er Ausschau gehalten hatte: drei rote Leuchtsignale einige Meilen nordwärts.
    »Harris muss die Taube losgeschickt haben«, stieß er keuchend hervor. »Oder das Telefon hat funktioniert – seine Pistole hat ja auch gefeuert. Bald werden die Reservekompanie und ein Trupp Scouts unterwegs sein, Sir.«
    »Hoffentlich«, murmelte Sameth. Er spürte, dass die Toten auf der Straße hinter ihnen jetzt rasch näher kamen. Und es sah nicht so aus, als würden sie voraus irgendwo Zuflucht finden: kein Bauernhaus, keine Scheune, kein Bach, dessen fließendes Wasser die Toten nicht überqueren konnten. Im Gegenteil, die Straße wurde zu einem schmalen, tiefer liegenden Weg, auf dem es noch dunkler war – der ideale Ort für einen Hinterhalt.
    Während Sam über die Situation nachdachte, änderte sein Totengefühl sich plötzlich. Anfangs verwirrte es ihn, bis er erkannte, was es war. Ein Toter Geist hatte sich vor ihnen erhoben, irgendwo in der Dunkelheit an der Straßenböschung. Noch schlimmer war, dass er erst in diesem Moment aus dem Tod geholt worden war. Das waren keine Toten Geister mit eigenem Willen, die den Perimeter infiltriert hatten, sondern Totenhände, erschaffen von einem Nekromanten auf der ancelstierrischen Seite der Mauer. Vom Geist des Nekromanten gelenkt, waren sie viel gefährlicher als freie Geister.
    »Halt!«, rief Sam, und seine Stimme schnitt durch das Rauschen des Regens und das Patschen der Schritte auf dem Asphalt. »Sie sind vor uns. Wir müssen von der Straße runter!«
    »Wer ist vor uns,

Weitere Kostenlose Bücher