Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
Vom Netzwerk:
vorhabt… es ist unverantwortlich.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Nick müde. Er war erschöpft von den wenigen Schritten, und eine der inneren Stimmen war stärker geworden. »Was tun wir denn schon? Es ist bloß ein wissenschaftliches Experiment, und ich habe hier das Sagen. Wen soll ich denn aufhalten?«
    »Ihn! Hedge!«, stieß Tim hervor und deutete zu den Hemisphären, wo der Nebel am dicksten war. »Er hat meine Arbeiter getötet, Nick! Er hat sie umgebracht. Er hat auf sie gedeutet, und sie fielen um. Einfach so!«
    Er ahmte die beschwörende Handbewegung nach, begann zu schluchzen, ohne dass Tränen kamen, und brachte die Worte kaum noch heraus.
    »Ich habe es… gesehen. Es war erst…«
    Er blickte auf die Uhr. Die Zeiger hatten für immer angehalten, um sechs Minuten vor sieben.
    »Es war erst sechs vor sieben«, flüsterte Tim. »Robert sah die Ankunft der Schiffe und weckte uns alle, dass wir den Abschluss unserer Arbeit feiern konnten. Ich ging in die Hütte zurück, um eine Flasche zu holen, die ich für das Ereignis aufgehoben hatte… ich konnte alles durchs Fenster sehen…«
    »Was denn?«, fragte Nick. Er versuchte zu begreifen, was Tim so aufregte, doch da war ein schrecklicher Schmerz in seiner Brust, und er konnte nicht klar denken, konnte keinen Zusammenhang zwischen Hedge und Tims ermordeten Arbeitern sehen.
    »Etwas stimmt nicht mit dir, Nick«, flüsterte Tim und wich vor ihm zurück. »Verstehst du denn nicht? Diese Hemisphären sind pures Gift. Und Hedge hat meine Arbeiter umgebracht! Alle, sogar die beiden Lehrlinge. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen!«
    Ohne Vorwarnung begann Tim plötzlich heftig zu würgen und zu husten und übergab sich, brachte aber nichts heraus. Es war nichts mehr in ihm, das er noch von sich geben konnte.
    Nick sah ihm stumm zu, während irgendetwas in seinem Innern in diesen Nachrichten von Tod und Elend schwelgte. Und eine Kraft kämpfte mit Furcht und Abscheu und schrecklichen Zweifeln dagegen an. Der Schmerz in seiner Brust wurde schlimmer. Er fiel zu Boden, und eine Hand verkrampfte sich an seiner Brust, die andere an seinem Knöchel.
    »Wir müssen weg von hier«, sagte Tim und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund. »Wir müssen jemanden warnen.«
    »Ja«, flüsterte Nick. Er hatte sich aufgerichtet und saß vornübergebeugt, eine kraftlose Hand am Herzen, während die andere den Holzsplitter der Windpfeife in der Stulpe seiner Hose umklammerte. Er versuchte, gegen die Schmerzen und den Druck in seinem Kopf anzukämpfen. »Ja… geh du, Tim. Sag ihr… Sag ihnen, dass ich versuchen werde, es aufzuhalten. Sag ihr…«
    »Was? Wem?«, fragte Tim. »Du musst mitkommen!«
    »Ich kann nicht«, flüsterte Nick. Er erinnerte sich wieder, wie er mit Lirael im Schilfboot gesprochen und versucht hatte, sich gegen den Splitter des Zerstörers in ihm zur Wehr zu setzen. Er erinnerte sich an die Übelkeit und den metallischen Geschmack auf der Zunge. Jetzt spürte er, wie es wieder begann.
    »Geh!«, drängte er und schob Tim vorwärts. »Lauf, bevor ich… aaah!«
    Er unterdrückte einen Schrei, sank auf den Boden zurück und krümmte sich zusammen. Tim kroch um ihn herum und sah, wie Nicks Augäpfel nach hinten rollten. Einen Moment überlegte er, ob er den Freund tragen sollte, dann sah er den weißen Rauch aus Nicks schlaffem Mund hervorquellen.
    Da packte ihn die Furcht, und er rannte los, stürmte zwischen den Blitzableitern den ganzen Hang hinauf. Wenn er über den Kamm gelangen konnte, fort von der Blitzfarm und dem unaufhaltsam steigenden Nebel…
    Hinter ihm krallte Nicks Hand sich noch fester um seine Hosenstulpe. Er flüsterte zu sich selbst, hastige und wirre Worte.
    »Corvere Hauptstadt mit zwei Millionen wichtigste Güterproduktion im Land ist die Anziehung zwischen zwei Objekten direkt proportional zu den Produkten und der Tag bricht nicht an alles in meinem Herzen viertausendachthundert und der Wind ändert generell die Richtung weißer wilder Vater hilf mir Mutter Sam helft mir Lirael…«
    Nick hielt inne, hustete, und holte Luft. Der weiße Rauch verflüchtigte sich in den Nebel, und kein neuer Rauch erschien. Nick holte noch einmal zitternd Luft, und noch einmal; dann ließ er versuchsweise seine Stulpe und das Stück der Windpfeife los. Er spürte einen kalten Schauder, als er die Hand öffnete, doch er wusste noch immer, wer er war und was er tun musste. An der Eckkante der Hütte stemmte er sich hoch und stolperte in den

Weitere Kostenlose Bücher