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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Chaos von Rufen und Geräuschen wurde das Charterlicht über Liraels Kopf plötzlich schwächer, bis es nur noch halb so hell strahlte wie zuvor.
    Dann erlosch es.
    Lirael blieb stehen.
    Da war noch ein Rest Licht von den Zeichen auf Nehimas Klinge, aber auch diese verblassten, und das Schwert wand sich in ihrer Hand wie etwas Lebendiges. Es krümmte sich, wie Stahl sich niemals krümmen konnte. Es war kein Schwert mehr, sondern ein aalähnliches, sich drehendes und windendes Wesen. Der grüne Edelstein am Knauf war zu einem hellen lidlosen Auge geworden, und der Silberdraht am Griff hatte sich in eine Reihe blitzender Zähne verwandelt.
    Lirael machte die Augen zu und stieß das Schwert in die Scheide zurück. Dann öffnete sie die Augen wieder. Aber der goldene Schein des Charterlichts war erloschen. Es war finster. Sie standen in der vollkommenen Schwärze des Erdinnern.
    In der lichtlosen Leere hörte Lirael das Zerreißen von Stoff, gefolgt von einem Aufschrei Sams.
    »Sam!«, rief sie. »Komm zu mir! Hündin!«
    Sie erhielt keine Antwort, vernahm jedoch das Knurren der Hündin und dann ein leises Lachen – ein schreckliches, hämisches Lachen, dass sich ihr die Haare im Nacken aufstellten. Das Schlimmste war, dass es vertraut klang. Es war Moggets Lachen, verzerrt und böse.
    Verzweifelt suchten Liraels Gedanken nach der Charter, um einen neuen Lichtzauber zu wirken. Doch sie fand nichts. Statt der Charter spürte sie eine schreckliche kalte Wesenheit, die sie sofort erkannte.
    Den Tod.
    Die Charter war verschwunden oder unerreichbar für sie.
    Panik befiel sie, als sie in der Finsternis stand und das hämische Lachen lauter wurde. Dann bemerkte sie plötzlich den Hauch einer Veränderung. Ein grauer Schimmer entstand in der Schwärze und vermittelte ihr eine hoffnungsvolle Vorahnung von Licht. Dann sah sie eine zischende Funkenspur, die wuchs und sich ausbreitete und zu einem grellen weißen Licht wurde, begleitet von dem Gestank heißen Metalls, dem Gestank der Freien Magie, der in Wellen herankam, jede ein würgender Knebel in ihrer Kehle.
    Sam bewegte sich mit dem Licht und erschien an Liraels Seite, als wäre er geschwebt. Sein Rucksack war oben offen, und der zerfetzte Stoff ließ erkennen, dass irgendetwas sich mit großer Heftigkeit daraus befreit hatte. Sam hatte sein Schwert gegürtet und hielt die Panflöten in beiden Händen, die Finger auf die Löcher gepresst. Die Flöten vibrierten und gaben ein tiefes Summen von sich. Sam versuchte verzweifelt, das Geräusch verstummen zu lassen. Lirael hatte eine Hand auf den Glockengurt gepresst, um die Glocken am Schlagen zu hindern.
    Die Hündin stand zwischen Lirael und der gleißenden Lache aus Licht, doch sie war nicht mehr die Hündin, wie Lirael sie kannte. Sie besaß zwar noch immer Hundegestalt, doch das Halsband aus Charterzeichen war verschwunden, und sie war wieder ein Wesen aus tiefer Schwärze, umflossen von silbernem Lichtschein. Die Hündin blickte hinter sich und öffnete das Maul.
    »Sie ist hier!«, donnerte eine Stimme, die der Hündin gehörte – und auch wieder nicht, denn sie schrillte in Liraels Ohren und vibrierte schmerzhaft in ihren Gesichtsknochen. »Der Mogget ist frei! Lauft!«
    Lirael und Sam standen wie festgefroren in den schauerlichen Echos der Stimme. Die Lache des grellen Feuers versprühte knisternd Funken, ehe sie sich mit einem Mal gegen den Uhrzeigersinn drehte, hochstieg und eine übergroße, viel zu dünne menschliche Gestalt bildete.
    Doch hinter dem befreiten Moggetwesen strahlte noch ein helleres Licht, so grell, dass Lirael bewusst wurde, dass sie durch die geschlossenen Lider die überlebensgroße Gestalt einer Frau wahrnahm, die selbst in diesem hohen Tunnel den Kopf senken musste. Die Frau streckte die Arme aus, um das Moggetwesen aufzuheben und nach der Hündin, Lirael und Sam zu greifen.
    Ein Fluss umströmte die leuchtende Frau – ein kalter Fluss, den Lirael augenblicklich erkannte. Es war der Fluss des Todes, und die Furcht einflößende Gestalt brachte seine dunklen Fluten zu ihnen. Sie würden überschwemmt und fortgespült werden, mitgerissen von der Strömung, hinab bis zum Ersten Tor und hindurch, und würden niemals zurückkehren.
    Lirael verspürte eine schreckliche Enttäuschung.
    Sie hatte kaum begonnen und schon versagt.
    Und so viele Schicksale waren mit dem ihren verknüpft.
    Alles war verloren.
    Dann rief die Fragwürdige Hündin »Flieht!« und bellte.
    Das Bellen war erfüllt von Freier

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