Das alte Königreich 03 - Abhorsen
interessiert.
»Nun, Bomben und andere… äh, explodierende Vorrichtungen, wie die Sprengzeichen, die wir benutzen, nur dass sie aus Chemikalien bestehen, nicht aus Magie«, erklärte Sam. »Unten im Süden jedenfalls. Aber im Grenzgebiet haben sie besondere Hunde, die Tote oder Freie Magie aufspüren. Die Hunde können das viel besser als jeder Ancelstierrer.«
»Natürlich«, sagte die Fragwürdige Hündin. »Ich nehme an, dass ich auch nicht reden darf?«
»Stimmt«, bestätigte Sam. »Wir müssen dir einen Namen und eine Nummer geben, wie einem richtigen Spürhund. Wie wär’s mit Woppet? Ich kannte einen Hund, der so hieß. Und du kannst meine alte Dienstnummer von der Kadettenschule haben. Zwei Acht Zwei Neun Sieben Drei. Oder kurz Neun Sieben Drei Woppet.«
»Neun Sieben Drei Woppet«, sagte die Hündin und drehte die Worte im Maul herum, als wären sie etwas Essbares. »Ein seltsamer Name.«
»Wir machen den Maskenzauber am besten gleich hier«, sagte Sam, »bevor wir die Mauer zu überqueren versuchen.«
Er blickte in die Schwärze der ancelstierrischen Nacht auf der anderen Seite der Mauer und fügte hinzu: »Wir müssen drüben sein, bevor der Morgen dämmert. Wir haben nicht mehr viel Zeit. In der Nacht sind die Chancen geringer, dass uns eine Patrouille entdeckt.«
»Ich habe noch nie einen Maskenzauber gemacht«, meinte Lirael zweifelnd.
»Ich muss ihn ohnehin selbst machen«, erwiderte Sam, »weil du nicht weißt, wie wir aussehen sollen. Sie sind nicht so schwierig… viel einfacher als deine Charterhäute. Drei sind kein Problem für mich.«
»Danke«, sagte Lirael, setzte sich neben die Hündin, entspannte ihre schmerzenden Muskeln und kraulte ihre Gefährtin unter dem Halsband. Sam ging ein paar Schritte zur Seite, griff in die Charter und holte sich die Zeichen, die er für seine Beschwörungen benötigte.
»Es ist eine seltsame Vorstellung, dass er mein Neffe ist«, flüsterte sie der Hündin zu. »Es ist ein ganz merkwürdiges Gefühl, eine wirkliche Verwandtschaft zu haben, nicht nur eine symbolische Familie wie die Clayr. Dass ich eine Tante bin und auch eine habe. Dass ich eine Schwester habe…«
»Ist es nur merkwürdig oder ist es auch gut?«, fragte die Hündin.
»Ich hatte noch keine Gelegenheit, darüber nachzudenken«, erwiderte Lirael nach einem Augenblick des Grübelns. »Es ist irgendwie gut und traurig zugleich. Gut, weil ich durch und durch eine Abhorsen bin und weiß, wohin ich gehöre. Traurig, weil ich mein ganzes bisheriges Leben nirgendwohin gehörte und nicht mal eine richtige Clayr gewesen bin. Viele Jahre lang wollte ich etwas sein, was ich nicht war. Jetzt frage ich mich, ob ich tatsächlich mit dem Schicksal, eine Clayr zu werden, zufrieden gewesen wäre. Vielleicht hätte ich mir in diesem Fall gar nicht vorstellen können, etwas anderes zu sein.«
Sie zögerte und fügte dann nachdenklich hinzu: »Ich frage mich, ob meine Mutter wusste, wie meine Kindheit sein würde. Andererseits war Arielle auch eine Clayr und hätte sich wahrscheinlich kaum vorstellen können, im Gletscher ohne die Sicht aufzuwachsen.«
»Das erinnert mich an etwas«, sagte Mogget und kroch mit verbogenem Ohr aus dem Rucksack hervor. »Arielle. Deine Mutter. Sie hinterließ eine Nachricht für dich, als sie im Haus war.«
»Was?«, entfuhr es Lirael. Sie sprang auf, packte Moggets Halsband und ignorierte Rannas einschläferndes Klingeln und den unangenehmen Fluss der Freien Magie unter dem Katzenfell und dem chartermagischen Halsband. »Welche Nachricht? Warum hast du sie mir nicht schon längst übermittelt?«
»Hmmm«, machte Mogget und entwand sich ihrer Hand. Lirael ließ das Halsband los, bevor er herausschlüpfen konnte. »Wenn du zuhörst, sage ich dir…«
»Mogget!«, knurrte die Hündin, kam heran und schnaufte ins Gesicht des Katers.
»Arielle hat mich zusammen mit dir in der Nähe der Mauer gesichtet«, sagte Mogget rasch. »Sie saß in ihrem Papiersegler, und ich gab ihr ein Päckchen. Ich hatte damals eine andere Gestalt, verstehst du. Wahrscheinlich hätte ich mich gar nicht mehr daran erinnert, wenn ich diese Gestalt nicht während dieser erzwungenen Konversation unter dem Haus erneut angenommen hätte. Es ist seltsam, dass ich mich in menschlicher Gestalt an andere Dinge erinnere…«
»Mogget! Sag mir die Nachricht!«, bat Lirael.
Mogget nickte und leckte sein Mäulchen. Er würde reden, wann er es für den richtigen Zeitpunkt hielt.
»Ich gab ihr das
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