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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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Geruchs von Freier Magie oder den Toten. Doch er spürte lediglich Chartermagie, ein verschwommener Zauber, der beide Männer und den Hund umgab. Irgendein Schutzzauber, nahm er an.
    Aus einer Armeslänge Abstand hielt er dem fremden Lieutenant die Schwertspitze an den Hals, einen Zoll über dem Rand des Kettenhemds. Dann streckte er die linke Hand aus und berührte mit dem Zeigefinger das Charterzeichen auf der Stirn des Mannes.
    Goldenes Licht drang aus dem Zeichen, als er es berührte, und Tindall spürte, wie er selbst in den vertrauten, ewigen Wirbel der Charter sank. Das Zeichen war makellos, und Erleichterung überflutete Tindall, so stark wie die Charter.
    »Francis Tindall, nicht wahr?«, fragte Sam, dankbar, dass er zu seiner Verkleidung mit der Uniform und Ausrüstung eines Grenzwächteroffiziers auch einen üppigen Schnurrbart gewählt hatte. Er hatte den jungen Offizier im letzten Jahr mehrere Male bei den regulären offiziellen Veranstaltungen getroffen. Er war nur ein paar Jahre älter als Sam. Francis’ Vater, General Tindall, war Kommandant der gesamten Grenzgebietsgarnison.
    »Ja«, erwiderte Francis überrascht. »Ich weiß allerdings nicht…«
    »Sam Stone«, sagte Sameth, ließ die Hände jedoch oben und deutete nach hinten. »Überprüfen Sie Sergeant Clare. Aber geben Sie auf seinen Kopf Acht. Pfeilwunde auf der linken Seite. Er ist ziemlich fertig.«
    Tindall nickte, trat an ihm vorbei und wiederholte die Prozedur mit vorgehaltenem Schwert an dem verwundeten Sergeant. Der größte Teil des Kopfes war provisorisch verbunden, aber das Charterzeichen war frei, und er berührte es. Auch das Zeichen war makellos. Diesmal fiel ihm auch auf, dass die Macht in dem Mann sehr stark war – wie auch bei Lieutenant Stone. Beide Soldaten waren außerordentlich mächtige Chartermagier – die mächtigsten, denen er je begegnet war.
    »Sie sind echt!«, rief er zu Evans nach hinten. »Lassen Sie die Männer abtreten und schicken Sie die Horchposten wieder hinaus!«
    »Ah«, sagte Sam. »Ich habe mich schon gefragt, wie Sie uns aufgespürt haben. Ich hatte nicht erwartet, dass diese Gräben besetzt sind.«
    »Da ist irgendein Aufruhr weiter im Westen«, erklärte Tindall, als er voraus zu den Gräben ging. »Wir bekamen den Marschbefehl erst vor einer Stunde. Reines Glück, dass wir noch hier sind, denn der Rest der Einheit ist auf dem Weg nach Bain. Sie sollen die zivilen Kräfte unterstützen. Wahrscheinlich gibt es wieder Ärger in den Flüchtlingslagern oder bei diesen patriotischen Demonstrationen. Unsere Kompanie war das Schlusslicht.«
    »Ein Aufruhr westlich von hier?«, fragte Sam besorgt. »Was für ein Aufruhr?«
    »Ich habe noch keine Nachricht«, erwiderte Tindall. »Wissen Sie etwas?«
    »Ich hoffe nicht«, erwiderte Sam. »Aber ich brauche so schnell wie möglich eine Verbindung zum Hauptquartier. Haben Sie ein Feldtelefon dabei?«
    »Ja«, erwiderte Tindall. »Aber es funktioniert nicht. Liegt vermutlich am Wind, der über die Mauer kommt. Aber es gibt eines in der Kommandozentrale, mit dem es vielleicht klappt. Wenn nicht, müssen Sie den ganzen Weg zurück auf die Straße.«
    »Verdammt!«, entfuhr es Sam, als sie in den Graben kletterten. Ein Aufruhr im Westen. Das konnte nur mit Hedge und Nicholas zusammenhängen. Abwesend erwiderte er Evans’ Gruß und bemerkte die weißen Gesichter, die ihm aus der Dunkelheit des Grabens entgegenblickten – mit einem Ausdruck der Erleichterung, dass er keine Kreatur aus dem Alten Königreich war.
    Die Hündin sprang hinter ihm in den Graben, und die am nächsten stehenden Männer zuckten zurück. Lirael stieg langsam hinter der Hündin hinunter. Ihre Muskeln schmerzten noch immer von dem Flug. Diese Grenzzone war seltsam und beängstigend. Sie konnte die schwere Last der ungezählten Tode überall ringsum spüren. Viele Tote drängten sich an der Grenze, und nur eines hinderte sie daran, herüberzukommen: das stille Lied der Windpfeifen draußen im Niemandsland. Sie wusste, dass Sabriel sie angebracht hatte, denn die Windpfeifen würden nur so lange stehen, wie die gegenwärtige Abhorsen lebte. Wenn sie starb, würden die Windpfeifen beim nächsten Vollmond ihr Lied beenden, und die Toten würden sich erheben, bis eine neue Abhorsen sie wieder verbannte. Lirael erkannte, das sie dazu bestimmt war.
    Lieutenant Tindall sah, dass sie zitterte, und meinte besorgt: »Sollten wir Ihren Sergeanten nicht ins Regimentshospital bringen?« Irgendetwas an dem

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