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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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viel größeren Schar von Toten weiter hinten spüren. »Sie lässt ihre Hauptmacht aufschließen. Etwa tausend Feinde, würde ich sagen.«
    Er sprach leise, doch nach seinen letzten Worten ging ein Flüstern durch die Reihen.
    »Ruhe!«, befahl Greene. »Sergeant! Notieren Sie diesen Mann!«
    »Sir!«, bestätigten einige Sergeanten. Die meisten hatten selbst geflüstert. Keiner machte Anstalten, irgendetwas in sein Feldnotizbuch zu schreiben.
    »Wir können nicht warten«, wisperte Lirael besorgt. »Wir müssen zur Blitzfarm!«
    »Wir können diesen Haufen auch nicht allein lassen«, flüsterte Greene und beugte sich näher, wobei das Charterzeichen auf seiner Stirn schwach leuchtete, als es auf die Chartermagie der Hündin reagierte. »Die Männer sind einer Panik nahe. Sie sind keine Grenzwächter und mit solchen Dingen nicht vertraut.«
    Lirael nickte. Nach einem Augenblick der Unentschlossenheit biss sie die Zähne zusammen und trat aus der ersten Reihe.
    »Ich werde Chlorr entgegentreten«, erklärte sie. »Wenn ich sie besiegen kann, werden ihre Toten nicht mehr angreifen. Vielleicht kehren sie zu Hedge zurück. Jedenfalls werden sie anschließend schwächere Gegner sein.«
    »Du gehst nicht ohne mich«, sagte die Hündin. Auch sie sprang aus der Reihe und bellte aufgeregt, dass es durch die Nacht hallte, und das Seltsame daran war, dass jedermanns Haare sich aufstellten und die Glocke in Liraels Hand leise zu schlagen begann. Beide Laute machten die Soldaten noch unruhiger.
    »Und ohne mich gehst du auch nicht«, sagte Sam beherzt und trat ebenfalls vor. Charterzeichen leuchteten an seiner Klinge. In seiner hohlen linken Hand strahlte ein vorbereiteter Zauber.
    »Ich komme mit und schaue euch zu«, sagte Mogget. »Vielleicht scheucht ihr ja ein paar Mäuse aus ihren Löchern.«
    »Wenn Sie einem alten Soldaten gestatten, an Ihrer Seite zu kämpfen…«, begann Greene, doch Lirael schüttelte den Kopf.
    »Sie bleiben hier, Major«, sagte sie, und ihre Stimme war nicht die einer jungen Frau, sondern die der Abhorsen, die bereit war, sich den Toten zu stellen. »Decken Sie uns den Rücken.«
    »Jawohl«, sagte Major Greene gehorsam, salutierte und trat zurück in die Reihe.
    Lirael ging voraus. Der Schotter der Straße knirschte unter ihren Schuhen. Die Fragwürdige Hündin war zu ihrer Rechten, Sam schritt links von ihr. Mogget war ein quirliges weißes Knäuel, das am Straßenrand hin und her huschte, vermutlich auf der Suche nach weiteren Mäusen.
    Die Toten beachteten Lirael nicht, doch als sie näher kamen, bemerkte sie, dass die Kreaturen in die Felder ausschwärmten, um eine breitere Front zu bilden. Chlorr wartete auf der Straße, eine große Gestalt, dunkler als die Nacht, mit Ausnahme der lodernden Augen. Lirael empfand die Gegenwart der Größeren Toten wie eine eisige Hand im Nacken.
    Als sie noch etwa fünfzig Meter entfernt waren, blieb Lirael stehen. Die Hündin und Sam verharrten einen halben Schritt hinter ihr. Dann hielt Lirael Saraneth empor. Die Glocke schimmerte silbern im Mondlicht, und die Charterzeichen leuchteten und wanderten ruhelos über das glänzende Metall.
    »Maskenchlorr«, rief Lirael, »kehre ins Totenreich zurück!«
    Sie wirbelte die Glocke umher, fing sie am Griff und läutete sie gleichzeitig. Saraneths Stimme dröhnte hinaus in die Nacht. Die Totenhände krümmten sich, als der Ton sie traf. Doch die Glocke läutete nur für Chlorr, und Liraels Macht und Aufmerksamkeit waren völlig auf diesen einen Geist gerichtet.
    Chlorr hob ihre Schattenklinge über den Kopf und schrie herausfordernd. Doch der Schrei ging im steten Läuten der Glocke unter, so dass Chlorr einen Schritt zurückwich, noch während sie mit der Klinge drohte.
    »Kehre ins Totenreich zurück!«, befahl Lirael und ging auf sie zu, wobei sie Saraneth spiralförmig schwang, wie im
Buch der Toten
beschrieben, das nun so klar vor ihrem inneren Auge stand. »Deine Zeit ist vorüber!«
    Chlorr tat zischend einen weiteren Schritt zurück. Dann mischte sich ein neues Geräusch in das Läuten. Ein gebieterisches Bellen, eine gleichförmige, nicht enden wollende Reihe von Lauten, schärfer und in höherer Tonlage als Saraneths tiefe Stimme. Chlorr hob ihr Schwert, als wollte sie die Geräusche abwehren, und wich zwei weitere Schritte zurück. Verwirrte Totenhände wankten zur Seite und versuchten, mit verwesenden Kehlen zu schreien.
    Sams Arm kreiste, und goldenes Feuer loderte plötzlich um Chlorr herum auf und

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