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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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nichts, schnüffelte nur an Liraels Ohr und schlug mit dem Schwanz auf den Boden.
    »Ich muss ins Totenreich gehen, nicht wahr?«, flüsterte Lirael, »um den Dunkelspiegel zu benutzen und herauszufinden, wie der Zerstörer zu Anfang bezwungen wurde.«
    Noch immer schwieg die Hündin.
    »Wirst du mich begleiten?«, fragte Lirael so leise, dass kein menschliches Ohr es hören konnte.
    »Ja«, erwiderte die Hündin. »Wo immer du hingehst, werde auch ich sein.«
    »Wann sollen wir gehen?«, fragte Lirael.
    »Noch nicht«, murmelte die Hündin. »Erst wenn es keine andere Möglichkeit mehr gibt. Vielleicht erreichen wir die Blitzfarm noch vor Hedge.«
    »Ich hoffe es«, sagte Lirael und umarmte die Hündin erneut. Dann ließ sie sie los und lehnte sich an ihren eigenen Rucksack. Sam schlief bereits auf der anderen Seite der Ladefläche. Mogget hatte sich an ihn gekuschelt. Die leere Sardinendose klapperte auf den Holzplanken hin und her. Lirael hob sie auf, rümpfte die Nase und stellte sie in eine Ecke.
    »Ich werde wachen«, sagte die Fragwürdige Hündin. »Du solltest jetzt schlafen, Gebieterin. Es sind noch mehrere Stunden bis zum Morgen, und du wirst deine ganze Kraft brauchen.«
    »Ich glaube nicht, dass ich schlafen kann«, sagte Lirael ruhig, lehnte sich jedoch auf ihren Rucksack zurück und schloss die Augen. Aber die Rastlosigkeit ließ sich nicht abschütteln. Wenn es möglich gewesen wäre, hätte sie mit dem Schwert geübt oder irgendeine andere körperliche Tätigkeit verrichtet, um das Gefühl der Unruhe loszuwerden. Doch sie konnte nichts tun auf der Ladefläche eines dahinrollenden Fahrzeugs. Sie konnte nur daliegen und über die Dinge grübeln, die vor ihr lagen. Das tat sie dann und glitt überraschend schnell in einen unruhigen Schlaf.
    Die Hündin hatte den Kopf auf die Pfoten gelegt und beobachtete Lirael, die sich unruhig herumwälzte und im Schlaf murmelte. Unter ihnen ratterte und bebte der Laster, und der Motor heulte und dröhnte, als der Wagen die Steigungen, Kurven und Unebenheiten der Straße meisterte.
    Nach vielleicht einer Stunde öffnete Mogget ein Auge. Er sah, dass die Hündin wachte, und schloss es rasch wieder. Die Hündin stand leise auf, ging hinüber und stieß mit ihrer Schnauze gegen Moggets rosa Näschen.
    »Sag mir einen Grund, warum ich dich nicht am Kragen schnappen und hier und jetzt hinauswerfen sollte«, flüsterte die Hündin.
    Mogget öffnete unbeeindruckt ein Auge.
    »Weil ich hinterherlaufen würde«, flüsterte er. »Außerdem – selbst sie entschied im Zweifelsfall zu meinen Gunsten. Das ist doch das Mindeste, was auch du tun kannst.«
    »Ich bin nicht so großzügig«, sagte die Hündin und entblößte ihre Zähne. »Lass dich warnen. Wenn du ins andere Lager wechselst, werde ich dir eigenhändig ein Ende machen.«
    »Wirklich?«, schnurrte Mogget und öffnete sein anderes Auge. »Und was ist, wenn du es nicht kannst?«
    Die Hündin knurrte tief und drohend, so dass Sam erwachte, blinzelte und nach seinem Schwert griff.
    »Was ist?«, fragte er schläfrig.
    »Nichts«, antwortete die Hündin, ging wieder zu Lirael und ließ sich mit einem tiefen Seufzer neben ihr nieder. »Alles in Ordnung. Schlaf weiter.«
    Mogget grinste und schüttelte den Kopf, und die winzige Ranna klingelte. Sam gähnte herzhaft bei dem Klang, sank zurück an seinen Rucksack und schlief sofort wieder ein.
     
    Nicholas Sayre tauchte langsam zum Bewusstsein empor – keuchend, verwirrt und zappelnd wie ein frisch gefangener Fisch am Ufer einer Meeresbucht – wo er sich tatsächlich befand. Er setzte sich auf und sah sich um. Ein Teil seines Verstandes war beruhigt durch den Umstand, dass er sich in einer von Gewitterwolken verdüsterten Welt aufhielt, und dass Blitze keine fünfzig Meter entfernt herabzuckten. Die bleiche Sonne, die im Osten, jenseits der Mündung der Bucht, aus dem Meer emporstieg, ließ ihn völlig unberührt.
    Nicholas lag auf einem Strohhaufen neben einer Hütte, nicht weit von einer aufgegebenen Kaianlage. Zwanzig Meter entfernt mühten sich Hedges Männer fluchend mit Balken, Seilen und Rollen, eine der Hemisphären von einem kleinen Küstensegler an Land zu hieven. Ein zweiter Segler wartete mehrere Hundert Meter vom Kai entfernt draußen in der Bucht, darauf bedacht, nicht zu nahe zu kommen, um die Abwehrreaktion der Hemisphären nicht auszulösen.
    Nicholas lächelte. Sie waren in Forwins Mühle. Er vermochte sich nicht zu erinnern, wie sie es geschafft hatten,

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