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Das alte Königreich 03 - Abhorsen

Titel: Das alte Königreich 03 - Abhorsen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Garth Nix
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war. Nick sah, dass viele der Arbeiter an den Zugseilen wieder aus der Nachtmannschaft rekrutiert worden waren. Sie sahen etwas besser aus, aber auch sie verfaulten unter ihren blauen Kappen und Tüchern.
    Nein, dachte Nick, als der hölzerne Zauber wieder seinen Knöchel berührte. Sie waren keine kranken Menschen, sondern Tote Kreaturen, Leichen, denen Hedge den Anschein von Leben verliehen hatte. Im Unterschied zu normalen Menschen machte ihnen die Nähe der Hemisphären und das ununterbrochene Blitzen nichts aus.
    Als genügte es, an Hedge zu denken, um ihn herbeizurufen, erschien der Nekromant plötzlich neben der Hemisphäre. Wieder überraschte es Nick, wie monströs Hedge geworden war.
    Schatten krochen über seinen Schädel und wanden sich in das Feuer tief in seinen Augen, und von seinen Fingern tropften rote, dickflüssige Flammen.
    Der Nekromant ging zum Bug des Schiffes und rief irgendetwas. Die Männer gehorchten sofort, wenngleich fast alle verwundet oder krank waren. Sie legten ab und setzten Segel, und das Schiff glitt vom Kai. Das andere, beladene Schiff begann sofort heranzugleiten.
    Hedge beobachtete es und hob die Hände über den Kopf. Dann sprach er, scharfe Worte, die die Luft und den Boden um ihn her erbeben ließen. Er streckte eine Hand zum Wasser der Bucht aus und rief erneut. Die Bewegungen seiner Hände zogen Spuren roten Feuers durch die Luft.
    Nebel stieg vom Wasser auf. Dünne weiße Schwaden wanden sich aufwärts, gefolgt von dichteren Wölkchen. Hedge deutete nach rechts und links, und die Schwaden schwebten in beide Richtungen. Immer mehr Nebel stieg aus dem Wasser der Bucht empor. Und so der Nebel sich seitwärts ausbreitete, wogte er auch nach vorn, auf den Kai zu, auf die Sägemühle und die Hügel jenseits der Bucht.
    Hedge klatschte einmal und drehte sich um. Sein Blick fiel auf Nick, der sofort zu Boden sah und sich an die Brust griff. Er hörte den Nekromanten näher kommen. Seine Schritte pochten laut auf den Holzplanken.
    »Die Hemisphären«, murmelte Nick rasch, als die Schritte vor ihm verharrten. »Die Hemisphären müssen… wir müssen…«
    »Alles verläuft wie geplant«, sagte Hedge. »Ich habe einen Nebel beschworen, der sich nicht vertreiben lassen wird, für den Fall, dass unter unseren Feinden welche sind, die genug davon verstehen, dass sie es versuchen. Habt Ihr weitere Anweisungen für mich, Meister?«
    Nick spürte, wie sich in seiner Brust etwas bewegte. Wie ein panischer Herzschlag, nur stärker, furchteinflößender und abstoßender. Nick keuchte unter dem Ansturm des Schmerzes und fiel nach vorn. Seine Hände krallten sich in die Planken, dass die Fingernägel brachen.
    Hedge wartete, bis der Anfall verebbte. Nick lag keuchend da und vermochte nicht zu sprechen. Er wartete auf die Bewusstlosigkeit und darauf, dass die Kreatur seinen Körper übernahm. Doch sie kam nicht heraus, und nach einigen Minuten ging Hedge wieder.
    Nick drehte sich auf den Rücken und beobachtete den Nebel, hinter dem der Himmel und die Gewitterwolken verschwanden, nicht aber die Blitze. Nebel, der von Blitzen erhellt wurde, war ein Anblick, den sein wissenschaftlicher Verstand nie zu sehen erwartet hatte, und er betrachtete es mit Interesse.
    Doch ein wesentlich wichtigeres Problem beschäftigte seinen Verstand. Er musste Hedge davon abhalten, die Blitzfarm zu benutzen.

20
    Der Anfang vom Ende
     
    In der Morgendämmerung begannen die Motoren der Fahrzeuge wieder zu stottern und auszusetzen, und die Kolonne blieb stehen. Lieutenant Tindall fluchte, als durch den plötzlichen Ruck sein roter Fettstift eine Linie auf der Karte zog, statt einen Markierungspunkt zu machen. Tindall machte ein X daraus, dessen Mittelpunkt sich auf den Höhenlinien befand, die den Geländeabfall nach Forvale markierten, ein breites Tal, das durch einen langen Hügelkamm von der Bucht von Forwins Mühle getrennt war.
    Lirael war wieder eingeschlafen, während die Laster durch die Nacht dröhnten. So verpasste sie die vielen dramatischen Augenblicke, die es immer wieder gab, als die Fahrer wie die Teufel fuhren, ohne anzuhalten. Aber das Glück begleitete sie, denn es gab keine größeren Unfälle, nur viele kleine Hindernisse und gefährliche Momente.
    Lirael bekam auch nichts von den Deserteuren mit. Jedes Mal, wenn die Wagen langsamer fuhren, um sich einen Weg zwischen Schlaglöchern zu suchen oder eine scharfe Kurve zu nehmen, machten sich jene Soldaten, die die Aussicht auf weitere Begegnungen mit

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