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Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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spielte keine Rolle. Wieder einmal erwachte ich aus einem meiner Albträume. Schweißgebadet lag ich auf dem nassen Boden und schmeckte die salzigen Tränen auf meiner Wange. Ich setze mich auf und starrte bereits auf die gegenüberliegende Wand, als gleißendes Licht meine Augen zu verbrennen drohte. Die Tür war aufgegangen, ohne dass es mir bewusst geworden war. Ich blinzelte gegen das grelle Licht und erkannte nur die Umrisse einer Frau, die dort im Türrahmen stand. Ich erstarrte, als ich dachte Keiras Gestalt zu erkennen, doch dann trat die Frau ein und offenbarte ihr Gesicht. Nichts in diesem Gesicht erinnerte an Keira. Sie war es nicht. Ich starrte die Frau einfach nur an. Ich bezweifelte, dass mein Gesicht auch nur die geringste Regung zeigte. Dann war es heute also endlich soweit. Meinetwegen. Sollten sie doch kommen.
    »Janlan Alverra, ich bin Samantha Veil. Ich bin hier um dich zu befragen.«
    Samantha stand immer noch breitbeinig in der Tür und starrte abschätzig auf mich herab. Als sie in meinen Kerker eintrat, huschte eine kleine gebückte Gestalt hinter ihr ebenfalls herein und trug einen einfachen Stuhl. Auch wenn ich die Gestalt durchaus bemerkt hatte, versuchte ich sie nicht wirklich zu sehen. Es war mir egal. Es hätte ein Kobold in pinker Uniform sein können, ich hätte es nicht bemerkt. Als die Tür hinter ihm zuging, leuchtete plötzlich eine bis dahin mir unbekannte Lampe an der Decke auf. Sie verbreitete ein rötliches Licht. Als es auf die Steinwand fiel, sah es aus, als würde aus jeder noch so kleinen Ritze flüssiges Blut sprudeln und unaufhörlich an der Wand hinunterlaufen. Samantha rückte den Stuhl so nahe an mich heran, dass sie mit einem gezielten Hieb ihres Schwertes meinen Schädel mühelos spalten konnte. Ich rückte nicht von ihr weg. Ich fürchtete ihr Schwert nicht, das bereits quer über ihrem Schoß lag. Samantha konnte durchaus als hübsch beschrieben werden. Allerdings war es eine brutale Art der Schönheit. Samanthas Züge waren perfekt, aber so hart und kalt, dass ihr gewalttätiges Wesen nicht zu verleugnen war. Sie sah aus wie jemand, der es gewohnt war, auf alles eine Antwort zu bekommen, egal wie. Und vor allem, egal wie viel Schmerzen sie dabei ihren Opfern zufügen musste. Sie trug eine enge schwarze Hose und ein tief ausgeschnittenes schulterfreies Oberteil. So schwarz ihre Klamotten auch waren, es war nichts im Vergleich zu der Schwärze ihrer Haare. Sie schienen jeden Lichtreflex einfach zu absorbieren. Ihre elfenbeinweiße Haut strahlte im Kontrast zu ihren Haaren. Sie sah aus wie eine Porzellanpuppe, der jede menschliche Röte fehlte. Samantha saß einfach auf ihrem Stuhl und betrachtete mich so unbeteiligt wie ich sie. Wir waren wie zwei leblose Wachsfiguren, die eine längst vergangene Szene nachstellen sollten. Nur dass sich hier tatsächlich hin und wieder ein Brustkorb leicht hob und wieder senkte. Das einzige Zeichen, dass die zwei Gestalten in dem frostigen Kerker lebten. Auf die Frage, wie viel Zeit vergangen war, bis Samantha etwas sagte, hätte ich keine Antwort geben können. Ein Tag, vielleicht auch zwei. Wer wusste das schon.
    »Du weißt, warum ich hier bin.«
    Es war keine Frage, also gab ich auch keine Antwort.
    »Das Amulett der Seelentropfen, wo ist es?«
    Ihre Stimme war so kühl und emotionslos wie ihre Gesichtszüge. In ihr lag keine Persönlichkeit. Nichts was sie von anderen Stimmen unterschieden hätte. Ich fragte mich, ob man das inzwischen auch über meine Stimme sagen konnte, denn als ich antwortete klang sie nicht wirklich viel lebendiger.
    »Das weiß ich nicht.«
    Ich hielt ihrem drohenden Blick mühelos stand. Er war fast lächerlich im Vergleich zu dem, was Keira zustande bringen konnte. Ihr Name versetzte mir einen Stich ins Herzen und schnürte mir für einen Moment die Brust zu. Atmen war in diesen Sekunden unmöglich.
    »Wir wissen, dass du es weißt. Deine Schützerin hat es uns verraten.«
    Ich zuckte zusammen. Konnte das sein? War Keira am Leben? Nicht für eine Sekunde glaubte ich daran, dass Keira mich verraten würde. Eher würde sie sterben.
    »Das hat sie nicht.«
    Der Schwertknauf flog so schnell auf mich zu, dass ich nicht reagieren konnte. Ich war mir ohnehin nicht sicher, ob ich ihm ausgewichen wäre, hätte ich die Zeit gehabt. Er krachte gegen meinen Kopf. Brennender Schmerz und eine warme Nässe verriet mir, dass ich eine Platzwunde davon getragen hatte. Ich unterdrückte den Impuls, mir an die Wunde zu

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