Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
Seelenjägerin. Du bist meine Freundin. Meine Freundin, der ich blind vertraue. Du sagst was du mir angetan hast, war unumgänglich um Schlimmeres zu verhindern. Also hast du mich vor noch mehr Schmerzen bewahrt. Du hast genauso gelitten wie ich, als du mich verletzt hast und davor, nicht wahr? Ich habe gedacht ich würde träumen, wie sie dich folterten. Ich glaubte nachts deine Schreie zu hören. Das waren keine Träume, oder?«
In ihre Augen trat derselbe Ausdruck unerträglicher Schmerzen, wie er auch in meinen zu sehen sein musste.
»Stimmt. Sie haben mich sechs Wochen lang gefoltert. Nur gefoltert. Von mir wollten sie keine Antworten, da ich nur eine Schützerin bin. Sie wollten mich brechen, damit ich dich breche… Es tut mir leid, dass ich eine Zeit lang ihren Plan mitverfolgen musste. Ich werde mir das nie verzeihen. Jede Nacht habe ich von dir geträumt. Habe jede Wunde genau gesehen, die ich dir zugefügt habe. Ich weiß nicht, wie ich diese Schuld ertragen soll. Janlan, ich habe dich verraten. Auch wenn ich mein bestes tat, es nicht zu tun. Auf einem gewissen Level habe ich dich verraten. Ich werde nie wieder ein Schwert gegen dich erheben, vorher sterbe ich lieber…«
Die Verzweiflung in ihrer Stimme war wie eine erneute Folter. Sie würde Jahre brauchen, bis sie sich das ganz vergeben würde. Wenn überhaupt. Ich umarmte sie erneut. Ich war wirklich froh, dass sie lebte und nicht dieses gefühllose Monster war. Das war alles, was im Moment für mich von Bedeutung war, solange sie mich hier wirklich wegbrachte. Solange sich ihre Tat wirklich als nötig erweisen würde, solange war alles, was zählte, dass sie lebte.
»Keira bring mich hier raus und beweise mir, dass es wirklich nötig war. Dann werde ich dir nichts von alledem vorhalten. Bring mich nur hier weg. Ich will nicht noch länger hier bleiben. Ich will nicht, dass du noch einmal dazu gezwungen bist, mich zu foltern, damit die mich nicht töten. Ich sehe, dass alles was du gesagt hast, die Wahrheit war und ich bin wirklich einfach froh, dass du lebst und dass du getan hast was du getan hast, um mich zu befreien. Also bitte, bitte verschwinden wir.«
Sie nickte. Sie verstand nicht, dass ich ihr so einfach wieder vertraute und offensichtlich schon dabei war ihr zu vergeben. Vielleicht war es auch unverständlich. Unverständlich und völlig bescheuert, aber das war ich. Sie war meine Freundin. Ich würde ihr wahrscheinlich so ziemlich alles verzeihen, wenn es gute Gründe für ihr Handeln gab. Und mich aus den Händen des Zirkels zu befreien war für mich ein guter Grund. Einer für dessen Gelingen ich noch viel mehr Schmerzen in Kauf genommen hätte.
»Janlan, du bist ein unglaublicher Mensch. Es ist mir eine wahre Ehre deine Freundin zu sein.«
Keira lächelte mich unter ihren tränengeröteten Augen, traurig an. Sie nahm einen großen Teil meines Gewichts auf sich.
»Wir werden uns sehr beeilen müssen. Und wir werden kämpfen müssen. Ich werde versuchen dich aus allem herauszuhalten, aber vorsichtshalber solltest du die Dolche nicht wegstecken. Wir haben Glück, das der Zirkel so hochmütig ist. Sie sind sich mehr als sicher, dass sie mich gebrochen haben. Sie haben mich die letzten Tage nicht mehr überwacht und haben mich hingehen lassen, wo auch immer ich wollte. Die meisten von ihnen sind zurück auf ihren Posten. Deshalb dürften nicht mehr viele in den Gängen sein. Wir werden zehn Minuten brauchen, bis wir einen Ausgang erreichen.«
Sie hielt inne und musterte mich mit großen Schmerzen in den Augen. »Vielleicht werden wir etwas länger brauchen. Hätte ich dem Doktor doch bloß nicht jeden Tag neue Wunden zum Versorgen liefern müssen. Aber alles andere hätte Samantha misstrauisch gemacht.«
»Keira. Wir müssen gehen. Bitte. Du machst dir selbst mehr Vorwürfe, als ich.«
»Genau das ist das Problem. Aber du hast recht. Es bleibt keine Zeit mehr.«
Das beendete dieses heikle Thema fürs Erste. Ich hatte jeden Grund auf sie sauer zu sein. Mich von ihr verraten zu fühlen. Sie mit jeder Faser meines Seins zu hassen, aber ich tat es nicht. Die Freundschaft, die uns verband und die Magie, war einfach stärker. Das hatte dafür gesorgt, dass weder sie, noch ich vom Zirkel gebrochen wurde. Sie war genauso gefoltert worden wie ich und hatte es ertragen, aus einem einzigen Grund, mich aus dieser Hölle zu führen. Genau das tat sie jetzt. Auf ihre Schulter gelehnt, lief ich so schnell neben ihr her, wie ich konnte. Sie kannte
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