Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
bissig zurück und drehte mich dann zurück zum Raum, den ich noch nicht betrachtet hatte. Er war gigantisch und schien noch viel größer zu sein, als es von außen gewirkt hatte. Er schien sogar ein wenig zu groß zu sein. Die Wände waren von einem ähnlichen Marmor wie der Boden, nur schimmerte in ihnen die Andeutung des Sandtons vom Außengemäuer wieder. Ich musste direkt in die Kuppel eingetreten sein, denn als ich meinen Blick zur Decke wandern ließ, blickte ich in den wolkenlosen Himmel, der strahlend blau leuchtete. Die Sonne stand in ihrem Zenit und warf Strahlen durch das Kristallglas, die sich vielfach brachen und einen unwirklichen Schimmer auf den Raum warfen. Erst jetzt bemerkte ich, dass die meisten der gebrochenen Strahlen auf eine Statue genau im Zentrum des Raumes fielen. Sie war fast so hoch wie die Decke und aus dem hellen Gold wie alles, das hier eine verzierende Wirkung hatte. Es war ein prächtiger Löwe, der seinen Kopf muskulös zum Himmel reckte und dabei sein Maul zu einem fast hörbaren Brüllen geöffnet hatte. Sein Fell wirkte so echt, dass ich fast dachte, es würde sich so weich anfühlen, wie das Sebilias. Ich folgte dem Blick des Löwen. Sein Blick traf sich mit dem eines Adlers, der über seinem Kopf schwebte. Seine Flügelspannweite war unglaublich. Ich konnte jede einzelne Feder erkennen. Verwirrt suchte ich nach Seilen oder irgendetwas Anderem, das den Adler an Ort und Stelle hielt, aber da war nichts. Ich hatte nicht die Zeit, mir weiter darüber Gedanken zu machen, denn meine Aufmerksamkeit wurde wieder zu den zwei intelligenten Augenpaaren gezogen.
Der Löwe und der Adler sahen sich direkt an. Es war, als würden sie leben und nur über ihren Augenkontakt miteinander kommunizieren. Es war so intensiv, dass ich abermals in die Seelensicht wechselte und nicht überrascht war, ein Pulsieren in beiden Brustkörben zu entdecken. Ebenso wie ein silbriger Faden, der die beiden miteinander verband und unaufhörlich von einem zum anderen lief. Sie schienen viel eher lebendige Lebewesen zu sein, als metallene Skulpturen. Langsam und wie in Trance ging ich zu der Statue und stieg zu ihr auf den Sockel. Meine Hand wanderte auf dem Fell des Löwen auf und ab. Es fühlte sich fast so echt an, wie ich vermutet hatte. Als ich direkt neben dem Kopf des Löwen stand, erschrak ich, als die goldenen Augen sich mir zuwandten. Ich konnte es nicht glauben, aber in den Augen war tatsächlich Leben und ein Ausdruck, den ich kannte. Unglaubliche Intelligenz und eine vertraute Sanftheit.
»Sebilia?«, murmelte ich ungläubig. Der goldene Löwenkopf nickte. Zumindest dachte ich, ein Nicken zu sehen.
»Wie?...«, ich stockte, die Frage war zu banal, als dass ich wirklich glaubte, die goldene Statue würde sie mir beantworten. Außerdem war ich inzwischen zu viel Magie begegnet, als dass mich das hier wirklich noch überraschen dürfte. Der Löwenkopf sah mich bedeutend an, bevor er sich von mir abwandte und zur anderen Seite des Raumes sah. Ich folgte der stummen Aufforderung. Meine eisblauen Augen fielen auf eine Tür, von der ich sicher war, dass sie eben noch nicht da gewesen war. Es war unmissverständlich klar, dass die Statue wollte, dass ich zu dieser Tür ging. Sie war kleiner als ich bei diesem Gebäude erwartet hatte. Auch war sie bei weitem nicht so verziert oder beeindruckend, wie der Rest dieses Raumes. Auch wenn sie im Gegensatz zu jeder normalen Tür immer noch außergewöhnlich war. Sie ging ebenso leicht auf, wie die Eingangstür.
Der Raum dahinter war im Vergleich winzig. Kaum dass ich eingetreten war, schloss sich die Tür hinter mir und ich stand alleine in einer Kammer, die wohl kaum größer als sechs Quadratmeter sein konnte. Noch wunderlicher war, dass nicht ein Möbelstück in ihr war. Der Raum war leer. Nichts, ja absolut gar nichts stand in ihm. Es war merkwürdig. Gerade als ich mich wieder umdrehen wollte, um zurück in den Kuppelraum zu treten, flackerte hinter mir ein Licht auf. Überrascht fuhr ich herum und fand mich plötzlich in einem völlig anderen Raum wieder. Er war nicht größer und Möbelstücke waren auch nicht aus dem Nichts erschienen. Allerdings waren die Wände hell erleuchtet, von wo das Licht kam, konnte ich nicht feststellen, aber das war auch nicht von Bedeutung. Es war etwas auf der Wand erschienen, das mich in seinen Bann zog und mich auf der Stelle erstarren ließ.
Die Wand war überfüllt mit Zeichnungen und einer zierlichen Schrift. Immer
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