Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
Löwen.
»Ich weiß nicht, was ich machen muss. Ich habe nicht mehr viel Zeit… Ich weiß es einfach nicht. Ich versteh es nicht… Ich weiß nicht wie… Ich weiß es einfach nicht.«
Wütend stampfte ich mit den Füßen auf. Ich fuhr blitzschnell herum und rannte zu der Stelle, wo gestern die Tür aus dem Nichts erschienen war. Sie tauchte nicht auf und ich wäre dafür beinahe frontal in die viel zu solide Wand gerannt. Ich schlug mit der Faust gegen sie. Ich kam einfach nicht dahinter. So viele Stunden hatte ich letzte Nacht schon damit verbracht, über die Worte an der Wand nachzudenken. Ich war nicht hinter ihr Geheimnis gekommen. Ich hatte gehofft, der Morgen würde die Lösung mit sich bringen. Auch das war nicht eingetreten. Jetzt stand ich hier vor einer Wand und wusste nicht weiter, während mir die unaufhörlich wandernde Sonne die Zeit raubte.
»Verdammt!!«, brüllte ich fast, als ich den Schmerz des Schlages ganz deutlich in den vielen Knochen meiner Hand spürte. Wütend stürmte ich aus der überproportionalen Kristallglastür. Ich achtete nicht auf Craigs Rufe hinter mir. Ich hielt erst an, als ich direkt an der Klippe des Berges Alverall stand. Wie auch die Tage zuvor verhinderten die Wolken jede Sicht auf das Land, das sich irgendwo dort unten befinden musste. Ein Land, dessen Bewohner auf mich hofften, auch wenn sie es gar nicht wussten. Ich war alles, was geblieben war, um den Zirkel wirklich und richtig aufzuhalten.
»Janlan…«, setzte Craig vorsichtig an.
Ich drehte mich nicht zu ihm um, sondern starrte weiter auf die weiße Watteschicht die sich nur wenige Meter unter mir, über den gesamten Horizont ausbreitete. Ich bebte innerlich vor Wut über meine eigene Unfähigkeit. Ein Stechen an meiner Schulter sagte mir, dass Craigs Hand nur Zentimeter über mir schwebte, noch bevor ich meinen Kopf ein wenig zur Seite drehte. Sie schimmerte in dem vertrauten Silberblau.
»Kann ich dir irgendwie helfen?«
Craig klang so hilflos, wie ich mich fühlte. Er konnte nichts tun und ich wusste nicht, was ich tun musste. Stumm schüttelte ich den Kopf. Der wachsende Kloß in meinem Hals hatte mir die Stimme abgeschnürt. Ich spürte, wie zudem noch Tränen in mir aufstiegen und meine Sicht beeinträchtigten.
»Craig, was soll ich bloß tun?«
Es war ein Flehen nach einer Antwort, die er mir nicht geben konnte.
»Ich bin sicher du findest eine Lösung.«
Es waren leere Worte. Sie gaben mir keine Garantie, sondern nur ein leeres Versprechen, das ich alleine nur erfüllen konnte.
»Ich weiß nicht wie«, flüsterte ich wieder und unterdrückte ein Schluchzen. Jede Sekunde, die ich an der Klippe stand und damit verbrachte darüber zu jammern, dass ich nicht weiter wusste, war eine Sekunde, die mich und alle anderen dem Ende immer näher brachten. Ich versuchte mich selbst am Riemen zu reißen. Ich brauchte einige Minuten dafür, aber schließlich hatte ich die Klarheit meiner Gedanken zurückerobert.
»Ich muss zurück zum Löwen«, stammelte ich und war auch schon wieder auf dem Weg zurück zum Tempel. Die mit Gold durchzogene Kristallglastür stand immer noch offen, als würde sie auf meine Rückkehr warten. Der runde Raum war noch ein wenig heller geworden. Die Statue der zwei Tiere schimmerte in dem warmen Sonnenlicht und verteilte das Licht über den gesamten Raum. Ich hatte den Raum in wenigen Schritten durchquert und stand wieder an der Seite des Löwen. Leise, so- dass nur er mich hören konnte und nicht etwa Craig, der nicht weit von mir weg stand.
»Was muss ich tun?«
Ich kam mir dabei nicht albern vor, so wie man es normalerweise erwartet hätte, wenn man mit einer goldenen Statue sprach.
»Bitte, ich brauche Hilfe. Alleine komme ich nicht darauf. Ich brauche Hilfe…«
Fast hätte ich schon wieder aufgegeben und wollte mich gerade wieder wegdrehen, als der mächtige Kopf des Löwen sich mir zuwandte. Seine goldenen Augen funkelten mich genauso intelligent an, wie den Tag zuvor.
»Kannst du mir helfen?«
Es war, als würde ich mit einem Gott sprechen, der nur für kurze Zeit in einen von Menschen geschaffenen Körper einkehrte. Der Löwe sah mich eindringlich an, dann wanderte sein Blick bedeutend zu dem Adler über seinem Kopf.
»Ich weiß, dass ich den Adler genauso zum Leben erwecken muss wie dich, aber ich weiß nicht wie.«
Wieder sah der Löwe mich aus seinen riesigen Augen an, nur um dann dieselbe Kopfbewegung erneut auszuführen.
»Sebilia bitte… Ich weiß nicht, wie
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