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Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)

Titel: Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jane Arnold
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wieder sah ich die vertrauten Symbole des Löwenkopfs und des schwebenden Adlers. Genau im Zentrum, mir gegenüber, erkannte ich eine Zeichnung des Amuletts der Seelentropfen. Sie war detailgenau und schien die exakte Größe von dem zu haben, dass ich sicher um meinen Hals trug. Unwillkürlich griff ich danach, während meine Augen die Zeichnung direkt neben dem Amulett studierten. Sie zeigte eine goldene Kugel, die aus vielen einzelnen goldenen Reifen bestand. In ihrer Mitte schien eine Art Vorrichtung zu sein, in der der Stein aus dem Amulett der Seelentropfen saß.
    Mein Herz fing schneller an zu schlagen. Ich musste diese goldene Kugel finden, so viel stand jetzt schon einmal fest. Nur, wo war sie? Als hätte die Wand meine Gedanken gehört, konnte ich beobachten, wie sich neue goldene Linien um die Kugel spannten und nach und nach eine weitere Zeichnung ergaben. Vor mir entstand das genaue Ebenbild der Statue, die direkt hinter mir war und nur von der schmalen Tür verborgen wurde. Die goldene Kugel befand sich nun genau zwischen Adler und Löwe. Wie der Adler schien sie einfach zu schweben, als würde die Schwerkraft gar nicht existieren.
    Ich streckte meinen Finger vorsichtig nach den zierlichen goldenen Strichen aus, die vor wenigen Sekunden noch nicht da gewesen waren. Ich merkte nicht, dass meine andere Hand immer noch auf dem Amulett ruhte. Es wurde mir erst bewusst, als das Amulett leicht zu vibrieren anfing, als meine Finger die goldene Farbe berührten. Mit jeder neuen Welle, die über das Amulett kam, schwangen sich neue goldene Linien ineinander und bildeten die zierliche Schrift, die schon überall an den Wänden zu sehen war. Es war fast, als würde ich die Hand beobachten, die auf die Wand schrieb, als wäre es nichts weiter als ein einfaches Stück Papier.  Nur dass dieses Papier senkrecht stand und die Hand unsichtbar war. Die Schrift zog sich um die Zeichnung wie ein weiterer Kreis. Sie endete genau dort, wo sie ihren Anfang fand. Es war ein beeindruckendes Bild, das sich eben von selbst vor meinen Augen gebildet hatte. Nichts ließ daran zweifeln, dass es Kunst war. Kunst, die dazu bestimmt war zu unterrichten.
    Ich legte meinen Kopf schräg, um die im Kreis laufende Schrift besser lesen zu können. Mir war nicht entgangen, dass ich diese Schrift bereits einmal gesehen hatte. Es war dieselbe Schrift, die auch auf dem zerbrechlichen Papier in Solem gestanden hatte. Das Stückchen Papier, das Keira das Leben gekostet hatte. Es war derselbe Verfasser. Nur dass sein Werk hier nicht einfach zerbröselte oder was auch immer mit dem Zettel in Solem geschehen war.
    Die Schrift auf der Wand strahlte so hell in ihrem Gold, dass ich fast dachte, die Farbe wäre noch feucht. Ich musste meine Augen ein wenig zusammenkneifen, dann war es einfacher, die Schrift zu entziffern.

    Die Seele ist das Reinste, was der Schöpfer den Menschen gab. Diese zu schützen machten sich die Urahnen des Ordens von Alverra zur Aufgabe. Um es zu bewerkstelligen, verliehen ihnen die Götter die Magie dazu. Diese wurde von Generation zu Generation weitergegeben. Die mit dem edelsten Blut wurden stets zu ihren Anführern auserkoren. Eine wird es geben, die Löwe und Adler zum Leben erweckt und zum Kreisen bringt, die sechs Ringe der Gegensätzlichkeit. Sie wird sein alles und zugleich nichts.

    Minutenlang starrte ich auf die Schrift und versuchte ihre ganze Bedeutung zu erfassen. Wie stets erschloss sich nur ein Teil für mich. Der Rest war ein Rätsel, das ich lösen musste, bevor die Sonne morgen unterging. Nichts, was den Druck von mir nahm und womöglich den Knoten lockerte, der mich von der Lösung fernhielt. Der erste Teil des Textes war nichts weiter als eine Erzählung von der Entstehung des Ordens, erst der letzte Teil war der, der für mich am wichtigsten war. Es war wohl unumstritten, dass ich den Löwen zum Leben erweckt hatte. Allerdings wusste ich nicht, wie ich den Adler zum Leben erwecken konnte.
    Ich war sicher, dass sich die Kugel mit den sechs Ringen erst zeigen würde, wenn auch die Statue des Adlers lebendig wurde. Auch wusste ich nicht, was der letzte und zugleich kürzeste Satz bedeuten sollte: ›Sie wird sein alles und zugleich nichts.‹ Ich konnte mir nicht im Geringsten ausmalen, was das bedeuten sollte. Andererseits war ich mir mehr als sicher, dass die Anzahl der Ringe nicht willkürlich war. ›Die Ringe der Gegensätzlichkeit‹, murmelte ich zu mir selbst. Gerade als ich diesen Teil noch einmal

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