Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
könnte mich das vor der Wahrheit bewahren.
»Natürlich. Ihr, Janlan Alverra stammt von dem ersten Seelenseher ab, der über diese Erde wandelte und Keira Kanterra von dem ersten Schützer, der an seiner Seite ging. Ihr seid ein Seelenseher und Keira ist euer Schützer.«
Er hatte es ausgesprochen. Jetzt war es offiziell.
»Weißt du noch mehr über unsere Familien?«
»Nein, das ist alles, was ich weiß.«
Ich musterte ihn scharf und lange. Ich versuchte abzuschätzen, ob er mir die Wahrheit sagte. Resignierend musste ich zu dem Schluss kommen, dass er wirklich nicht mehr wusste. Er würde mir nicht sagen können, wie genau meine Gabe funktionierte oder was sich an Keira verändert hatte. Obwohl er mir dazu einen Anhaltspunkt geliefert hatte. Keira war ein Schützer. Keira war mein Schützer. Vielleicht trug sie auch Magie in sich, die sie nur noch nicht entdeckt hatte und ich hatte ihre Wandlung herbeigeführt, indem ich mein Erbe antrat. Irgendwie waren wir nicht nur durch unsere Freundschaft tief verbunden. Dahinter steckte mehr. Ich wurde langsam der Rätsel überdrüssig. Es schien, mit jedem gelösten stellten sich hundert neue.
Ein bekannter Fremder
Ich sah Lenster im Rückspiegel verschwinden. Seine geschmeidige Katzengestalt schlängelte sich durch das Gestrüpp am Straßenrand, dann war er weg. Seine letzten Worte spukten immer noch durch meine Gedanken und schienen sich dort einzunisten für einen späteren Zeitpunkt.
»Die Zerw werden wiederkommen und den Menschen helfen, wenn ihr, Janlan Alverra, uns ruft.«
Ich hatte aufgegeben, den weiteren Sinn dahinter verstehen zu wollen. Die Nacht war ohne besonders viele Attacken vorübergegangen. Zumindest dachte das Keira. Nach der ersten hatte ich mich in den Mustang zurückgezogen. Sie glaubte, dass ich einen blauen Fleck hatte, der auf dem Zeltboden zu sehr weh tat. Auf der Rückbank war ich kaum zum Schlafen gekommen. Dementsprechend hatte ich jetzt rotgeränderte Augen, tiefe Schatten und unglaublich schlechte Laune. Dazu kam, dass meine Seelenergie sich weiter verschoben hatte.
Ich glaubte nicht wirklich daran, dass ich Keira hatte täuschen können. Sicher war ich mir gewesen, als ich am Morgen in ihre besorgten Augen sehen musste. Sie saß jetzt am Steuer und fuhr die kaum befahrene Straße durch den Wald. In Furn sollten wir morgen Mittag ankommen. Ich wusste nicht, wie es von dort aus weiter gehen sollte. Ich hoffte, dass sich das irgendwie selbst regeln würde. Ansonsten? Tja, keine Ahnung. Mich sorgten eher die Qualen, die meine Seele erdulden musste. Wenn ich das nicht löste, würde ich mir keine Gedanken mehr machen müssen, was uns in Furn erwartete. Oder danach.
Heute Nacht würden wir noch im Schutze des Waldes bleiben. Morgen standen wir wieder auf der Abschussliste der Seelenjäger. Lenster meinte, dass sie uns jagen würden, weil unsere - und vor allem meine – Seelenenergien so stark waren. Nicht gerade eine Tatsache, die die Sache für Keira und mich vereinfachte.
»Geht’s dir gut?«
Ich verdrehte die Augen.
»Neunundzwanzig.«
Keira sah mich verwirrt an.
»Neunundzwanzig Mal hast du mich das, seit wir los sind, schon gefragt. Meine Antwort ist immer noch dieselbe. Mir geht es gut. Hör auf mich ständig zu fragen.«
Jetzt war sie beleidigt. Toll. Immer musste alles so kompliziert sein.
»Entschuldige. Ich bin immer noch etwas müde.«
Sie nickte. Ich wusste, dass sie den wahren Grund für meine üble Laune kannte, aber sie hatte wohl beschlossen, es fürs Erste nicht direkt anzusprechen. Nachdem wir eine Pause gemacht hatten, verzog ich mich auf den Rücksitz. Ich wollte versuchen ein wenig zu schlafen. Versuchen traf es nur zu gut. Jedes Mal, wenn ich dabei war, in einen erholsamen Schlaf zu gleiten, hatte ich auch das Gefühl, meinem Körper zu entgleiten. Und wenn das passierte, überfielen mich diese unerträglichen Schmerzen. Es war jedes Mal so, als stünde ich wieder direkt neben Loreleis Seelengeist. Dieser Gedanke schreckte mich auf. Ich setzte mich so schnell aufrecht hin, dass sich für einen Moment alles drehte.
»Was ist?«
Kam sofort Keiras Frage, die von einem Blick in den Rückspiegel begleitet wurde.
»Nichts«, sagte ich schnell und überlegte mir eine Ausrede. Was ich eben begriffen hatte, würde Keira vor Sorgen in den Tod treiben.
»Ich hab mich nur auf meinen Ellbogen gelehnt. Und das hat mehr wehgetan, als ich erwartet hatte.«
Sie zog skeptisch eine Augenbraue hoch, beließ es aber
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