Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
einen fluchenden Schmerzensschrei. Daniel hingegen schien meine Antwort mit Humor zu nehmen. Die Krähenfüße zeichneten sich nun so deutlich ab, wie ich vermutet hatte.
»Ja, Chris hat nicht besonders viele Führungsqualitäten. Aber er ist ein guter Junge und versucht sein Bestes. Darf ich euch fragen, was ihr in dem Haus des Ordens gefunden habt? Es würde mich doch sehr interessieren. Der Widerstand hat es mehr als einmal durchsucht. Genauso wie der Zirkel, aber weder sie noch wir haben etwas gefunden. Deshalb bin ich sehr neugierig, ob ihr das Geheimnis freilegen konntet.«
Wow, dieser Mechanismus mit den Ringen, war wohl wirklich nicht zu knacken. Ein wenig stolz sah ich auf meinen Ring hinunter, bevor ich wieder zu Daniel aufsah. Er musterte mich gespannt. Keira schien der Meinung zu sein, dass es meine Aufgabe war zu reden. Ich atmete einmal tief ein und gab Daniel eine kurze Zusammenfassung unserer Suche und der bisherigen Suche. Er unterbrach mich nicht, sondern ließ mich geduldig zu Ende reden. Als ich schließlich die Hände wieder in meinen Schoß legte und meinen Mund schloss, musterte er mich noch interessierter.
»Ich darf doch sagen, dass es sehr beeindruckend ist, was ihr alles bereits erlebt und überstanden habt.«
Ich hatte ihm den Teil mit Keiras Mutter und meinen kurzweiligen Zwiespalt in Körper und Seelengeist verschwiegen. Das ging – der Meinung war ich zumindest – niemanden außer mir oder Keira etwas an.
»Daniel, ist es in Ordnung, wenn ich Ihnen auch ein paar Fragen stelle?«
Ich wollte mir die Chance nicht entgehen lassen, vielleicht die eine oder andere Antwort zu bekommen.
»Aber natürlich, ich nehme an, das ist der Grund, weshalb wir hier sind.«
Ich nickte eifrig. Jetzt war ich an der Reihe.
»Daniel, ich würde gerne wissen, was und wie groß der Widerstand ist?«
Er nickte mehrmals, als hätte er diese Frage kommen sehen.
»Ich dachte mir schon, dass dies ein Thema sein wird. Also der Widerstand wurde von Paul Ericson vor einigen Jahren gegründet. Es müssen inzwischen zehn sein. Erst war es nur eine winzige Gruppe in Solem, aber inzwischen haben wir Stützpunkte in jeder Stadt. Paul war schon immer sehr darauf bedacht unsere Handlungen im Hintergrund zu halten. Er wollte es so lange wie möglich hinauszögern, dass der Zirkel von unserer Existenz erfuhr. Die meisten unserer Mitglieder sind Menschen in eurem und Chris Alter. Ich bin ein wenig stolz darauf sagen zu können, wie sehr unsere Anzahl gewachsen ist und wie sie immer noch weiter wächst. Leider kann ich die Verluste, die wir erleiden, nicht verleugnen. Unsere Arbeit ist gefährlich und wird manchen zum Verhängnis. Besonders denen, die sich darauf spezialisiert haben, die Gealen der Seelenjäger auszuschalten.«
Ich saß mit einem Mal aufrechter in meinem Stuhl.
»Wie meinen sie das: Die Gealen ausschalten?«
»Nun ja, Paul hat es irgendwie geschafft an Unterlagen zu kommen, die von dem Bau und der Funktion der Gealen handeln. Diese hat er eingehend studiert und unter uns Werkzeug verteilt, das, wenn es richtig eingesetzt wird, den Gealen völlig untauglich macht. Die besonders Mutigen von uns jagen die Jäger.«
Das war Wahnsinn. Völliger Wahnsinn. Keira konnte sich vielleicht gegen die Seelenjäger zur Wehr setzten, aber sie war eine Schützerin und eine unglaubliche Schwertkämpferin. Wie sollten das normale Menschen hinbekommen.
»Daniel, das ist doch Selbstmord. Das ist völlig wahnsinnig.«
Ich sprudelte über vor Protest. Das konnte ich nicht verantworten. Zumindest empfand ich so, aus einem mir fremden Bewusstsein heraus. Ich mutmaßte mal, dass so das Oberhaupt vom Orden von Alverra, empfand. Daniel hob beschwichtigend eine Hand.
»Es ist gefährlich, sicherlich, aber diejenigen, die sich dazu bereit erklären, sind sich der Gefahren bewusst. Außerdem hat Paul angeordnet, dass keiner von ihnen das Werkzeug bekommt, wenn er nicht in der Lage ist, sich gegen Seelenjäger zu verteidigen. Du siehst also, wir schicken niemanden leichtsinnig in den Tod.«
Das überzeugte mich nicht wirklich, aber ich beschloss vorerst meine weiteren Einsprüche für mich zu behalten.
»Also vernichtet ihr Gealen. Was tut der Widerstand noch?«, fragte ich, um meine Verärgerung zu überspielen.
»Wir helfen den Familien, die ein Mitglied an den Zirkel verloren oder von ihm verfolgt werden. Wir bieten also auch Schutz, für die, die sich nicht selbst schützen können. Einen solchen Ort habt ihr ja
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