Das Amulett der Seelentropfen (Seelenseher-Trilogie) (German Edition)
helle Mondlicht zu verbannen. Ich schlummerte schnell wieder ein und fand mich auf der vertrauten Klippe wieder. Mein Herz machte einen kleinen Sprung bei der vertrauten Landschaft. Ich wusste, dass ich gleich Craigs silbrige Gestalt sehen würde. Er stand mit dem Rücken zu mir und blickte auf die undurchdringliche Nebelbank. Sofort lief ich zu ihm, er schien mich noch nicht bemerkt zu haben oder dachte ich wäre weiter weg, denn er blieb, wo er war. Normalerweise wäre er längst zurückgewichen.
Ich beschleunigte meine Schritte und wollte noch schneller zu ihm. Vielleicht fünf Meter trennten uns, als ich einen stechenden, aber bekannten Schmerz spürte. Ich ignorierte ihn und lief weiter, bis meine Knie einknickten und der Boden in alarmierende Geschwindigkeit auf mich zu kam.
»Janlan!«, Craig Stimme hallte erschrocken zu mir herüber. Der Schmerz, der eben noch unerträglich gewesen war, nahm schlagartig ab und war dann verschwunden. Schwer atmend richtete ich mich auf und versuchte meine Atmung zu regulieren und mein rasendes Herz zu beruhigen. Meine Beine zitterten und meine Knie drohten jeden Moment wieder nachzugeben. Als ich endlich stand und mich geradeso aufrecht halten konnte, sah ich mich hektisch in alle Richtungen um. Craig war nirgendwo zu sehen.
»Craig!«, ich rief so laut ich konnte, aber ich war alleine auf der Klippe. In der Ferne sah ich die unscharfen Umrisse der alten Ruine. Wieder rief ich nach ihm, »Craig!«.
Er antwortete nicht und entdecken konnte ich ihn auch nicht. Er war fort. Mit einem erstickten Schrei schreckte ich aus meinem Traum hoch und fand mich eingekuschelt auf dem weißen Sofa wieder. Keira war im Schlafzimmer und hatte von meinem Traum nichts mitbekommen. Ich fühlte mich noch elender als vor ein paar Stunden. Jetzt war auch noch Craig weg und ich wusste nicht, ob er wieder kommen würde. Angestrengt versuchte ich wieder einzuschlafen, damit ich zurück auf die Klippe konnte. Vielleicht war er ja wieder da. Vielleicht hatte er sich nur für einen kurzen Moment zurückgezogen, damit er mich nicht weiter verletzte. Ich klammerte mich an diese Hoffnung und schloss verbissen meine Augen. Ich konnte nicht mehr einschlafen. Ich war viel zu aufgebracht. Leise Tränen rannen meine Wangen hinunter und bildeten allmählich einen nassen Fleck auf der Decke. Ich wollte diesen Tag vergessen. Er hatte mir nichts als Schmerzen gebracht. Auch wenn es ein Traum gewesen war, die Schmerzen, die Seelengeister auslösten waren real gewesen. Ich spürte ihn noch in jeder Faser meines Körpers. Ich zog meine Beine enger an den Körper und versuchte das anhaltende Zittern zu kontrollieren. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis jeder Schmerz verschwunden war.
Die Erschöpfung kam so plötzlich, dass ich mich nicht mal mehr daran erinnern konnte, wann genau ich wieder eingeschlafen war. Ich erzählte Keira am nächsten Morgen nichts von meinem Traum. Ich hatte ihr immerhin auch noch nichts von Craig erzählt. Der Morgen zog sich auf unerträgliche Weise in die Länge. Ich wusste nicht so recht, wie ich die Zeit totschlagen sollte. Keira schien es ähnlich zu gehen, da sie schon wieder ihre Schwerter polierte. Wir hatten beschlossen, um drei Uhr loszufahren. Jetzt war es eins. Gelangweilt und fast schon gereizt schaltete ich durch die verschiedenen Fernsehsender. Ich fand nichts, was mich in irgendeiner Weise interessiert hätte. Entweder liefen Talkshows, bei denen ich schon vom Zusehen das Gefühl hatte, mein IQ würde mit jeder Sekunde sinken oder es liefen ebenso niveaulose Reportagen. Unter leisem Fluchen schaltete ich den Fernseher eine halbe Stunde später wieder aus und warf die Fernbedienung ans andere Ende des Sofas.
»Vorsicht!«, fuhr Keira mich an, als die Fernbedienung nur knapp ihren Hinterkopf verfehlte.
»Tschuldige. Können wir nicht schon gehen? Da draußen ist jetzt schon die Hölle los.«
Keira zog bei meiner Wortwahl eine Augenbraue hoch.
»Du weißt, was ich meine.«
»Stimmt. Kannst du noch eine halbe Stunde warten? Zwei Uhr könnte ich akzeptieren.«
Ich sprang sofort auf.
»Zwei Uhr. Wunderbar. Ich zieh mich um.«
Ich hatte immer noch meine äußerst bequemen Schlafsachen an. Eine weite schwarze Jogginghose und ein ziemlich ausgewaschenes T-Shirt. Nicht ganz das Outfit, mit dem ich vor die Tür gehen würde. Meine Wahl fiel jetzt auf eine helle Jeans ein weißes T-Shirt und eine blau karierte Bluse. Aufgeregt und freudig über die Aussicht, dass wir endlich
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