Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Coughlin
Vom Netzwerk:
sagen hatte und gleichzeitig wütend auf sich, weil sie neugierig war und … sie empfand noch etwas anderes. Etwas Unterschwelliges.
    Die Bauchbinde unter seinem lächelnden Gesicht lautete: »Nicholas Trevino, Journalist, Autor von Wenn alle Stricke reißen: Memoiren aus einem weitgereisten Leben.
    Memoiren. Nun mach mal halblang, dachte sie und erinnerte sich, dass Nick Trevino – Journalist, Ex-Freund, Ex-Liebhaber, Ex-Verlobter – gerade mal ein Jahr, zwei Monate und sechs Tage älter war als sie selbst. Was für ein selbstherrlicher Besserwisser schreibt seine Memoiren, bevor er auch nur vierzig geworden ist? Die Antwort war ebenso offensichtlich wie irritierend. Jemand, der ein gefährliches, faszinierendes Leben voller Abenteuer rund um den Erdball geführt hatte, in seiner Eigenschaft als berühmter und angesehener Auslandskorrespondent. Und sie ging davon aus, dass die Tatsache, dass er wie der klügere, mutigere und attraktivere Bruder von Indiana Jones aussah, den Verkaufszahlen auch nicht gerade schadete.
    Nick Trevino lebte seinen Traum, wie er es immer angekündigt hatte. Was Eve wütend machte, war, dass er auch ihren Traum lebte.
    Eigentlich wäre es richtig gewesen zu sagen, dass er ihren gemeinsamen Traum lebte – den Traum, den sie einst zusammen geträumt hatten, den Traum, den sie beide erschaffen hatten. In dem Sommer, in dem es zwischen ihr Nick einfach Klick gemacht hatte, waren sie beide als Praktikanten in Washington gewesen. Bis zum Studienabschluss hatten sie eine Fernbeziehung geführt, und dann hatten sie sich beide um das renommierte Wyler-Stipendium für das Zusatzstudium des internationalen Journalismus beworben und beide Erfolg gehabt. Sie wollten dieses Studium beenden und dann einfach den Storys folgen, wo auch immer sie sie hinführen mochten. Sie waren ehrgeizig und idealistisch und verliebt. Und sie waren sich sicher – so sicher, wie man nur Mitte zwanzig sein kann –, dass sie nicht einfach über die Welt berichten, sondern sie verändern würden.
    Nachts hatten sie nebeneinander im Bett gelegen und über die Ehe und die Ewigkeit gesprochen, darüber, wie sie es schaffen würden, egal was passieren sollte. Und darüber, wie sie, irgendwann in der weit entfernten Zukunft, nachdem sie alles gesehen und jeden Teil der Welt bereist hatten, ein Buch darüber schreiben würden. Zusammen.
    Für Eve war es mehr als ein Traum. Es war die Chance auf einen Neubeginn, und niemals in ihrem Leben hatte sie etwas so sehr gewollt oder an etwas so sehr geglaubt.
    Dann rief Chloe an und sagte, dass sie schwanger war. Eve erinnerte sich an die Fahrt von Providence zurück nach New York, wo sie ihre Sachen holte. Sie war absolut überzeugt gewesen, das Nick ihre Entscheidung, nach Hause zurückzukehren, verstehen würde. Aber das tat er nicht. Sie war auch davon überzeugt gewesen, dass er über seine anfängliche Enttäuschung hinwegkommen und sich an ihr heiliges Versprechen erinnern würde, dass sie es schaffen konnten, für immer zusammen zu sein, komme was da wolle. Aber auch das war nicht geschehen.
    Nick war wütend, und sie hatte verzweifelt versucht, sich zu erklären. Sie hatten gestritten, nächtelang. Je mehr sie sprachen, desto mehr drehte sich alles nur um Nick … es ging nur noch darum, wie seine Pläne zerstört wurden, wie unerträglich es für ihn sein würde, sie nicht um sich zu haben und wie anstrengend die Fahrten nach Providence und zurück für ihn sein würden. Es war, als würde sie um den Planeten Nick kreisen, und sie sollte bitte schön in ihrer Umlaufbahn bleiben. Aber bei all den Trümmern, die um sie herumflogen, bei all den scharfkantigen Stücken ihrer zerstörten Pläne und Träume und ihres Herzens konnte Eve das erst sehr viel später erkennen.
    Schließlich hatte Nick jede Diskussion abgeschnitten und ein Ultimatum ausgesprochen: Er brauchte sie an seiner Seite, und wenn sie ging, sogar wenn es nur für ein oder zwei Jahre war, wenn sie Chloes Bedürfnisse vor seine stellte, dann war es aus, vorbei, kaputt. Und Eve, verletzt und verzweifelt bemüht, ihre Träume nicht vollkommen aufgeben zu müssen, hatte das Einzige getan, was ihr zu diesem Zeitpunkt sinnvoll erschien: Sie hatte ihm die Wahrheit gesagt.
    Natürlich hatte sie immer vorgehabt, es ihm zu sagen. Sie hatte sich geschworen, nicht den Fehler ihrer Mutter zu wiederholen und es ihm erst zu eröffnen, nachdem sie schon verheiratet waren. Sie hatte nur auf den richtigen Moment gewartet.

Weitere Kostenlose Bücher