Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
Wochen oder Monate zugestanden. Und vielleicht, wenn sie Glück haben, schließt sie ihre Pflegefamilie ins Herz, und sie finden ein neues Zuhause.«
»Hmmm. Das Thema hat Potenzial. Und es passt gerade ziemlich gut. Vielleicht können wir es an eine Finanzsendung anhängen … um dem Ganzen eine weichere Seite zu verleihen. Oder vielleicht … vielleicht …« Sie schwieg und starrte an Eve vorbei in den blauen Himmel vor dem Fenster. Eve konnte fast hören, wie sich die Rädchen in Angelas Kopf drehten. »Vielleicht können wir eine Abwandlung des Kinder-Spots am Dienstag senden, nur dass wir kein Kind präsentieren. Stattdessen zeigen wir jedes Mal ein Haustier auf der Suche nach einer Pflegefamilie. Wir könnten einen bereits vorhandenen Werbekunden dazu bringen, als Sponsor zu dienen … oder, noch besser, wir holen uns einen neuen Sponsor. Eine von diesen großen Tierhandelsketten wäre ideal.«
»Das ist wirklich keine schlechte Idee«, meinte Eve. »Das wird auf jeden Fall die Zahl der Pflegefamilien erhöhen … und hoffentlich auch die der Spender.«
»Und erzeugt gute Publicity für uns«, fügte Angela hinzu und konzentrierte sich damit auf das, was aus ihrer Sicht am wichtigsten war. »Ich meine, wer hat schon etwas gegen süße Welpen? Das könnte eine große Sache werden. Ich würde sagen, wir geben es mal der Werbeabteilung und schauen, was sie draus machen. Ist das für dich in Ordnung?«
Eve nickte halb und murmelte etwas Zustimmendes. Sie hatte vor kurzem einen Blick auf die Bildschirme geworfen, und sofort hatte einer von ihnen ihre Aufmerksamkeit gefesselt. Er zeigte einen gebräunten, blonden Mann mit kantigem Kinn, der gerade von den Damen von The View interviewt wurde. Und nach den verzückten Mienen aller vier Frauen zu urteilen wickelte er sie gerade mit seinem Charme um den kleinen Finger. Das war, soweit sie sich erinnern konnte, eines seiner Talente.
Sie war sich nicht sicher, wie lange sie dort saß und mit klopfendem Herzen und zugeschnürter Kehle auf den Bildschirm starrte, während Erinnerungen in ihrem Kopf hochschossen wie Tulpen im Frühling. Schließlich ging ihr auf, dass Angela sprach. Mit ihr. Und es gelang ihr, ihren Blick vom Fernseher abzuwenden. Langsam, als müsste sie sich aus geistigem Treibsand befreien.
»Hmmm?«
»Ein Freund von dir?«, fragte Angela, und die klare Betonung ihrer Worte machte klar, dass sie schon ein- oder zweimal gefragt hatte und diesmal sicher sein wollte, dass sie durchdrang. Sie unterstützte ihre Frage, indem sie einen langen Finger mit scharlachrotem Fingernagel auf den Bildschirm richtete. »Nick Trevino. Ist er ein Freund von dir?«
Die plötzliche Wärme, die ihr ins Gesicht stieg, als sein Name laut ausgesprochen wurde, weckte Eve aus ihrer Benommenheit. Sie war sich sicher, dass ihr Gesicht genauso rot war, wie es sich anfühlte und schämte sich ordentlich dafür.
»Irgendwie. Vielleicht. Vor langer Zeit«, stammelte sie. »Ich meine, wir haben zusammen studiert. Also, ja, ich kenne ihn … kannte ihn. Aus dem Studium.«
Gott, jetzt wurde sie nicht nur rot, sondern stammelte auch noch. War sie sechsunddreißig oder sechzehn?
Angela lehnte sich in ihrem großen Lederdrehstuhl zurück, zog ihre perfekten Augenbrauen leicht hoch und schwieg. Die Stille war beunruhigender als eine aufdringliche Reihe von Fragen. Eve erkannte die Technik. Sie hatte sie selbst schon in Hunderten von Interviews angewandt. Wenn man das Schweigen lang genug ausdehnte, wurde es den meisten Leuten unangenehm, und sie versuchten, es zu füllen, und dann erzählten sie mehr, als sie eigentlich wollten.
Sie schaute auf ihre Uhr, stand auf und zog ihren Pulli zurecht. »Wow, es ist schon viel später, als ich dachte. Ich muss los. Zu einem Interview. Dieses Mal nehme ich einen Kameramann mit. Natürlich. Nachdem es fürs Fernsehen ist.« Sie griff sich ihre Notizen von Angelas Schreibtisch. »Danke für deine Vorschläge. Ich schaue auf dem Weg nach unten bei der Werbeabteilung vorbei.«
Dann ging sie vom Aquarium direkt in ihr Büro und schloss die Tür hinter sich, um nicht gestört zu werden. Ihr Büro hatte nicht mehrere Bildschirme, sondern nur einen Fernseher, der auf einem Aktenschrank in der Ecke stand. Aber mehr brauchte sie auch nicht.
Schnell schaltete sie The View ein. Gut. Das Interview lief noch. Sie wich zurück, bis sie gegen ihren Schreibtischstuhl stieß, ließ sich hineinfallen und drehte lauter. Sie war neugierig, was Nick zu
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