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Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)

Titel: Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Coughlin
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gekommen, um sich Sorgen zu machen. Eve knallte den Schrank zu und eilte zurück zur Tür, wo sie ihre Sachen liegen gelassen hatte, als sie nach Hause gekommen war. Sie zog Hazards Visitenkarte aus ihrer Tasche, sah seine Adresse, und plötzlich wurde ihr kalt, während ihre ängstlichen Ahnungen sich in echte Angst verwandelten.
    Hazard lebte in der Sycamore Street 128. Das war Grans altes Haus, das Haus, in dem sie aufgewachsen war, der Ort, an dem sie zum ersten Mal mit der Aufregung und Macht und der tödlichen Gefahr konfrontiert worden war, die Magie hieß. Nach dem Feuer war das Haus irgendwann verkauft und restauriert worden, aber Eve war nie wieder dort gewesen. Sie hatte darauf geachtet, niemals auch nur die Straße entlangzufahren, obwohl sie nicht weit von ihrem jetzigen Zuhause entfernt war.
    Sie hatte Angst, dorthin zurückzugehen. Sie fürchtete, dass der Anblick des Hauses einen Wirbel aus Erinnerungen an diese Nacht auslösen würde, Erinnerungen an Rauch und Panik und das schreckliche Geräusch von Sirenen und Schreien und Tränen. Chloes. Grans. Ihre eigenen. Sie hatte Jahre gebraucht um Schutzwälle aufzubauen, die stark genug waren, um diese Erinnerungen zurückzudrängen, damit sie sie nicht vernichten konnten. Sie wollte dort nie wieder hin, weil sie nicht riskieren wollte, dass diese Schutzwälle brachen.
    Aber jetzt hatte sie keine andere Wahl. Sie hatte keine Ahnung, wie es dazu gekommen war oder warum er in diesem Haus lebte, aber sie weigerte sich, an bloßen Zufall zu glauben. Ihre Angst um Rory wuchs weiter. Sie musste ihre Nichte finden und der logischste Ort, um mit der Suche anzufangen, war bei Hazard.
    Sie raste in die Sycamore Street, als gäbe es keine Geschwindigkeitsbegrenzung, parkte gegenüber von Grans altem Haus, jetzt seinem Haus, und starrte es an. Sie rechnete damit, von bösen Erinnerungen überschwemmt zu werden, und wollte es schnell hinter sich bringen, am besten, während sie noch in der relativen Sicherheit ihres eigenen Autos saß.
    Draußen herrschte dämmriges Licht, in ihrem Auto war es still, und sie konnte die dunklen Gedanken um sich herum fast greifen. Aber zu ihrer Überraschung schwappten sie nicht über sie hinweg, sondern wurden von all den anderen Erinnerungen überlagert, die ihr ebenfalls wieder in den Kopf kamen. Glückliche Erinnerungen, eine fast unendliche, unerwartete wundervolle Reihe davon. Sie erinnerte sich daran, wie sie mit ihrer Mutter auf den Verandastufen gesessen und Seifenblasen in die Luft geschickt hatte. Wie sie auf der engen Straße gelernt hatte, Fahrrad zu fahren, während ihr Vater neben ihr herlief und die langen, rosafarbenen Stoffstreifen am Lenker flatterten. Sie erinnerte sich, wie schön es gewesen war, sich an regnerischen Tagen im Wintergarten mit einem Buch auf dem Schoß auf einem Sessel zusammenzurollen.
    Und sie erinnerte sich daran, wie Grans Rosen im Sommer geleuchtet hatten und ihr süßer, warmer Duft die Luft erfüllte, so dass sie sogar mit geschlossenen Augen hätte nach Hause finden können.
    Nach Hause.
    Plötzlich nahm sie überall den Duft der Rosen wahr, der sie beruhigte und tröstete. Geruchserinnerung, dachte sie mit einem Lächeln, als sie die Augen schloss und den Duft in sich aufsog, bis kein Platz für Angst mehr in ihr war.
    »Danke, Gran«, flüsterte sie, atmete noch einmal tief durch und packte den Türgriff.
    Sie ging langsam über die Straße und nahm sich die Zeit, das Haus zu betrachten.
    Ein paar Dinge hatten sich verändert. Die abblätternde Farbe und die wuchernden Hecken ihrer Kindheit waren verschwunden. Aber die Grundzüge des Hauses, all das, was das Feuer nicht in Asche verwandelt hatte, waren unverändert. Und ihr schmerzhaft vertraut. Die breite, sich ums Haus ziehende Veranda und der hohe Turm mit seinen großen Fenstern, der wie ein Wachposten über ganz Providence stand. Sie ließ den Blick zur Turmspitze wandern, wo der Rabe hätte stehen sollen, und war enttäuscht, dass die Wetterfahne, die in Schneestürmen und Hurrikans Wache gehalten hatte, verschwunden war. Aber dieser Verlust wurde dadurch ausgeglichen, dass die Pflastersteine mit den eingemeißelten Schutzrunen immer noch die Eingangsstufen bewachten, wenn auch ein wenig angegriffen von Zeit und Wetter.
    Einmal hatte sie Gran gefragt, was die uralten Symbole bedeuteten.
    »Tritt ein in Frieden oder überhaupt nicht«, hatte Gran ihr erklärt.
    Anscheinend hatte die Macht der Steine mit den Jahren ein wenig

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