Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
nachgelassen, dachte Eve, als sie nach dem schweren Türklopfer aus Messing griff.
Sie kam definitiv nicht mit friedlichen Absichten.
Hazard öffnete die Tür allzu schnell, was sie vermuten ließ, dass er ihre Ankunft beobachtet hatte. Oder vielleicht hatte er ihre Anwesenheit gespürt, wie sie die seine an diesem Morgen. Aus welchem Grund auch immer, er wirkte nicht überrascht, sie zu sehen.
Er begrüßte sie mit einem kleinen Nicken und einem zufriedenen Lächeln, das Eve das Gefühl gab, sie wäre der kleine Kanarienvogel und er die große, verschlagene Katze. Sie wurde wütend, straffte die Schultern und schob das Kinn vor.
»Ms. Lockhart. Ich bin froh, dass sie sich entschieden haben, vernünftig zu sein. Für uns beide.«
»Zügeln Sie ihre Aufregung, Hazard. Ich bin nicht hier, um Ihnen irgendwas zu verkaufen. Ich bin hier, um zurückzuholen, was mir gehört.«
Sie schob sich an ihm vorbei, durchquerte mit ein paar großen Schritten den Flur und warf einen Blick in den Wintergarten vor dem Haus.
»Bitte, kommen Sie doch herein«, sagte er sarkastisch, als er die Tür hinter ihr schloss. »Und erklären Sie mir, wovon Sie reden.«
Eve ignorierte die Frage – und ihn – und setzte sich Richtung Wohnzimmer in Bewegung. Sie ging immer noch schnell, falls ihm einfallen sollte, sie aufzuhalten. Glücklicherweise hatte sich der Grundriss des Hauses nicht verändert, auch wenn ihr ein schneller Blick verriet, dass die Einrichtung völlig anders war. Es gab keine geblümten Tapeten oder Vorhänge oder gemütlichen Plüschsofas. Die Wände und das Holz waren im selben matten Weiß gestrichen worden, und die Fenster wurden lediglich von weißen Rollläden verdeckt.
Die Einrichtung – das wenige, was es gab – war geschmackvoll und dezent. Niedrige Sofas mit weißen Bezügen, davor dunkle, polierte Holztische. Bis auf die Flaschen in der Bar wirkte alles eher wie ein Möbelgeschäft als ein Zuhause. Und noch interessanter fand sie, was es alles nicht gab: keine Fotos, keine Bücher, nirgendwo irgendeine Dekoration. Selbst ein Ausstellungsraum strahlte mehr Wärme und Persönlichkeit aus.
Und am wichtigsten war: Hier war auch keine Rory. Eve war nicht naiv genug zu glauben, dass Hazard sie einfach ins Haus gelassen hätte, wenn ein gekidnapptes Kind hier herumsäße, aber sie hatte gehofft, etwas zu sehen, was Rory gehörte. Vielleicht sogar etwas, was ihre Nichte absichtlich hatte fallen lassen, damit Eve es fand, wenn sie nach ihr suchte. Und Rory wusste, dass sie sie suchen würde … und weitermachen würde, bis sie sie gefunden hatte. Sie brauchte nur einen einzigen kleinen Hinweis, dass sie am richtigen Ort suchte.
Und den würde sie nicht finden, wenn sie einfach hier herumstand. Sie zitterte vor Ungeduld, den Rest des Hauses zu durchsuchen, aber es gab nur eine Tür zum Wohnzimmer und in der stand Hazard. Er lehnte am Türrahmen, die Ärmel seines schwarzen Pullovers über die Ellbogen hinaufgeschoben, und bot ein Bild von gelangweilter Gleichmut, das in völligem Kontrast zu ihren gereizten Nerven stand. Dann sah sie die Anspannung in seinen muskulösen Unterarmen und die Art, wie er die Zähne zusammenbiss, und ihr ging auf, dass er gar nicht so entspannt war, wie er schien. Er erinnerte sie an einen Tiger: ruhig und lautlos und bereit zum Sprung. Und sie vermutete, dass ihre Chancen, noch einmal einfach an ihm vorbeizurauschen, bei null lagen.
»Soll ich den Teppich wegrollen, damit Sie auch da drunter suchen können?«, fragte er und zeigte auf den rot-schwarz-goldenen Perserteppich. Es war fast erheiternd, wie sein englischer Akzent den Sarkasmus in seiner Stimme so viel … sarkastischer machte.
»Danke, aber das wird nicht nötig sein.«
»Vielleicht unter den Sofakissen? Oder im Kamin?«
Hmmm. Beides wäre ein wunderbares Versteck für den Anhänger, aber die Tatsache, dass er sie vorgeschlagen hatte, bedeutete, dass er dort nicht war. Außer, grübelte sie, er benutzte umgekehrte Psychologie und warf ihr die Wahrheit absichtlich vor die Füße, um sie auf eine falsche Spur zu locken.
Eve stoppte sich mitten in ihren Mutmaßungen. Es spielte keine Rolle, was er ihr vor die Füße warf. Im Moment zählte nur Rory, und sie würde sich nicht unter einem Teppich oder einem Sofakissen finden lassen.
Sie schüttelte den Kopf.
»Gut. In diesem Fall wären Sie vielleicht so freundlich, mir zu sagen, was hier vorgeht?«
»Der Anhänger ist verschwunden«, verkündete sie und
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