Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
das nur getan«, murmelte er, fast zu sich selbst. »Ich habe ihm nicht die Zeit gelassen, irgendetwas zu tun. Den Fluch hat er erst eine Woche später gesprochen, als ich zurückgegangen bin, um mich zu entschuldigen.«
»Gott, Hazard, wissen Sie nicht, dass man auch zu höflich sein kann? Hätten Sie nicht einfach anrufen können, um zu sagen, dass es Ihnen leidtut, und dann weiterfliehen?«
Er verspannte sich und kniff die Augen zusammen.
»Ich bin nicht geflohen«, sagte er kalt und sehr deutlich.
»Okay, Sie sind nicht geflohen. Ich denke trotzdem, Sie hätten einfach anrufen und sich entschuldigen oder einen Obstkorb schicken oder etwas anderes tun sollen, was nicht so Salz-in-die-Wunde-provokativ ist.«
»Ich musste das von Angesicht zu Angesicht machen«, hielt er eisern dagegen. »Der Mann war zu mächtig und zu skrupellos, er konnte sich nicht öffentlich bloßstellen lassen ohne zurückzuschlagen. Janes Familie lebte in dem Dorf, und sie hatten immer noch Schulden bei ihm. Diese Schulden mussten beglichen werden. Ich habe mich mit ihm getroffen, um ihn zu besänftigen, damit er nicht sie für meine Taten bestrafen würde. Er dachte, er wäre um etwas betrogen worden, was ihm von Rechts wegen gehörte, also bot ich ihm Bargeld an statt der Braut, die ihm in seinen Augen zustand.«
»Lassen Sie mich raten, er wollte trotzdem die Braut auf einem Silbertablett.«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, er wusste, dass es dafür zu spät war. Jane und ich waren bereits verheiratet.«
»Verheiratet?« Ohne es zu merken, schrie sie das Wort fast, und in diesem Moment war sie besonders froh darüber, dass sie ein Stück von den anderen Gästen entfernt saßen. »Nach einer so knappen Flucht vor der Ehe hätte ich gedacht, dass sie … Jane … den nächsten Ehemann etwas kennenlernen wollen würde, bevor sie heiratete.«
»Sie hatte keine Wahl«, sagte er schlicht. »Ich hatte nicht darüber nachgedacht, wohin ich wollte oder was ich tun sollte, nachdem ich sie gerettet hatte. Wir waren einen ganzen Tag allein miteinander. Ihr Ruf war ruiniert. Wir mussten heiraten.«
Sie mussten heiraten? Das zu verstehen bereitete ihr Probleme.
Sie wusste, dass es Leute gab, deren Sicht auf solche Dinge um einiges strenger war als ihre eigene, aber zu heiraten, nur um den Ruf einer Frau zu schützen, schien ihr übertrieben und altmodisch … als käme es aus dem Beziehungsratgeber für Amish oder einem Regency-Liebesroman.
Natürlich hatte er gesagt, dass es vor langer Zeit geschehen war. Und dass er damals viel jünger gewesen war. Auf den ersten Blick wirkte er immer noch jung, mit seinem langen dunklen Haar und der Ausstrahlung mühsam kontrollierter Energie. Aber man musste nur eine Weile seine Manieren beobachten, um ein Maß an vollendetem Schliff und absolutem Selbstbewusstsein zu entdecken, das nur über die Jahre erworben werden konnte. Und da war auch noch dieser grimmige, gequälte Ausdruck, den sie kurz gesehen hatte, wie ein Schatten, der über sein schmales Gesicht fiel. In diesen Momenten wirkte er viel älter als die dreißig, auf die Eve ihn schätzte.
Wenn das in seiner Jugend oder den frühen Zwanzigern passiert war, dann wäre er noch nicht so geschliffen gewesen, oder so gequält. Sie konnte sich ihn leidenschaftlich und recht galant vorstellen. Und dann gab es noch die Tatsache, dass diese verwegene Rettung in einem ländlichen Gebiet stattgefunden hatte, wo die Dinge, inklusive der moralischen Ansichten, oft weniger fortschrittlich waren als in den Städten. Ein junger und idealistischer Hazard hätte es leicht für seine Pflicht halten können, sich zu opfern und den Ruf des Mädchens zu schützen, indem er sie heiratete, so wie er später auch an den Ort seines Verbrechens zurückgekehrt war und versucht hatte, die Sache mit dem Mann ins Reine zu bringen, den er beleidigt hatte.
Trotzdem blieb das Gefühl, dass an dieser Geschichte etwas nicht ganz stimmte … natürlich abgesehen davon, dass sie insgesamt verrückt war. Und die Tatsache, dass er ein verheirateter Mann war. Dieser Punkt sollte für sie eigentlich keine Rolle spielen, vor allem nachdem es für ihn anscheinend keine Rolle spielte. Es war ja nicht so, als hegte sie Hoffnungen, dass dieses Abendessen zu mehr führte.
»Also. Sie sind verheiratet«, sagte sie. »Ihre Ehefrau muss wirklich sehr tolerant sein. Oder weiß sie nicht, dass sie andere Frauen in Restaurants ausführen, die auf der Zagat-Liste als unglaublich romantisch
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