Das Amulett der Zauberin: Roman (German Edition)
ich nicht mehr bei Verstand bin?« Seine Stimme war tief und hart, sein Blick finster. »Sondern jemand, der das Opfer eines Fluchs ist, der nur durch den Anhänger gebrochen werden kann?«
Elf
J emand, der das Opfer eines Fluchs ist …
Diese Worte waren unmissverständlich, und durch Eves Kopf schossen die verschiedensten Antworten, die alle ungefähr um die Grundaussage kreisten: »Sie machen Witze, es gibt keine bösen Flüche.«
Aber zu ihrem Unglück wusste sie, dass es sie wahrscheinlich gab, und ein einziger Blick in Hazards ernstes Gesicht machte klar, dass er nicht scherzte. Er lächelte nie viel, aber dieser Moment war anders. Er wirkte nicht nur ernst, er wirkte gequält.
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das richtig verstehe«, sagte sie. »Von welcher Art von Fluch sprechen Sie? Und was hat das mit dem Anhänger zu tun?«
Er fuhr sich mit der Hand durch die langen Haare und schob sie aus der Stirn, bis auf eine kürzere Locke, die neben seinem Auge ins Gesicht fiel.
»Ich fürchte, es ist eine lange Geschichte … und ein wenig kompliziert.«
»Ich verspreche, dass ich wach bleibe … und nicht anfange zu singen«, fügte sie hinzu und schenkte ihm ein ermunterndes Lächeln.
Er erwiderte das Lächeln nicht, also nahm sie einen Schluck von ihrem Brandy und wartete.
»Es ist vor langer Zeit passiert«, setzte er an. »Ich war jünger … viel jünger. Man könnte sagen, alles begann mit einer Auseinandersetzung zwischen mir und einem anderen Mann. Später stellte sich heraus, dass er ein Hexer war, aber zu dieser Zeit wusste ich das nicht. Und damals hätte ich, selbst wenn jemand versucht hätte, mich davor zu warnen, was er war oder dass Magie so real ist wie der Wind oder die Gezeiten oder das Blut in unseren Adern, lediglich laut gelacht und demjenigen noch ein Bier spendiert.«
Also hatte es eine Zeit gegeben, in der Hazard nicht geglaubt hatte, dass es Magie wirklich gab. Das passte zu seiner Behauptung, keine eigene Macht zu besitzen, aber es löste noch nicht das Rätsel, das Gabriel Hazard darstellte. Es gab immer noch unbeantwortete Fragen, und mit der Aussicht, endlich ein paar Antworten zu bekommen, lehnte Eve sich gespannt vor.
»Was für eine Art von Auseinandersetzung?«, fragte sie.
»Die Art, die sich um eine Frau dreht«, antwortete er mit einem Achselzucken. »Es war eigentlich alles recht einfach. Er fand, die besagte Frau solle ihn heiraten, ich war anderer Meinung, also habe ich sie ihm gestohlen.«
»Hat sich irgendwer die Mühe gemacht, die Frau zu fragen, was sie dachte?«
Die Frage schien ihn zu überraschen.
»Nein«, sagte er nach ein paar Sekunden. »Das hat niemand getan. Ihm war es egal, und ich hatte keine Zeit.«
»Sie hatten keine Zeit?«, fragte sie herausfordernd, weil sie stellvertretend für die Frau empört war.
»Es ist die Wahrheit«, beharrte Hazard. »Als ich an der Kirche ankam, hatte die Zeremonie bereits begonnen. Ich konnte nicht auf eine Erlaubnis warten.«
»Zeremonie?«
Er nickte. »Die Hochzeitszeremonie. Habe ich nicht erwähnt, dass ich sie an ihrem Hochzeitstag vom Altar weggeholt habe?«
Wenn irgendjemand anderes als Hazard das gesagt hätte, hätte Eve gelacht und die ganze Geschichte angezweifelt. Stattdessen atmete sie tief durch und versuchte, es sich vorzustellen. »Sie sind einfach in eine Kirche marschiert und … was? Haben verkündet, dass sie ihn nicht heiraten könnte, weil Sie sie mehr liebten?«
»Nein. Ich liebte sie nicht mehr als er. Ich habe sie gar nicht geliebt. Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt«, fügte er mit einem leisen Ton von Bedauern in der Stimme hinzu. »Und ich bin nicht hineinmarschiert. Ich bin in die Kirche geritten … genau in dem Moment, als sie das Ehegelübte ablegen sollten. Und ich habe überhaupt nichts gesagt. Ich habe sie von den Füßen gerissen – im wahrsten Sinne des Wortes – und bin mit ihr davongaloppiert.«
»Davongaloppiert … auf einem Pferd?«
»Ganz genau.«
So bizarr es auch klang, sie glaubte es. Sie glaubte es, weil … weil Hazard Hazard war. Und sie hatte keinerlei Probleme, sich bildhaft vorzustellen, wie es geschehen war: Sie sah Hazard, der in etwas angemessen Abenteuerliches gekleidet war, auf einem schwarzen Hengst durch den blumengeschmückten Gang stürmen, während die reizende Braut in seinen Armen dahinschmolz.
Plötzlich besorgt, sah sie ihn prüfend an. »Ich gehe davon aus, dass sie freiwillig mitkam.«
»Äußerst freiwillig.«
Keine
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