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Das Amulett des Dschinns

Das Amulett des Dschinns

Titel: Das Amulett des Dschinns
Autoren: DANA KILBORNE
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vielleicht gefährlich war.
    Besonders wohl fühlte sie sich jedenfalls nicht dabei, von ihm angestarrt zu werden. Ein bisschen kam Lauren sich dabei vor wie eine Maus auf dem Labortisch. Es war, als würde er sie mit seinen eisblauen Augen sezieren.
    Sie erschauderte.
    Hastig winkte sie den Kellner heran und verlangte nach der Rechnung. Dabei zwang sie sich, nicht noch einmal in Richtung Bar zu blicken. Doch das war auch gar nicht nötig, sie wusste auch so, dass der Fremde sie noch immer fixierte.
    Sein Blick brannte wie Feuer auf ihrer Haut.
    Als sie ihre Geldbörse hervorholte, um zu bezahlen, war sie so nervös, dass ihr fast ihr gesamtes Kleingeld herausfiel. Klimpernd verteilten sich die Münzen überall im Café. Der Kellner machte Anstalten, sich zu bücken, doch Lauren schüttelte den Kopf und reichte ihm einen Schein. Dann sprang sie auf.
    „Aber Mademoiselle , Ihr Geld …“
    Das Kleingeld interessierte Lauren im Augenblick am allerwenigsten. Sie wollte einfach nur hier raus, und zwar schnell!
    Und es kümmerte sie auch nicht, dass ihr überstürzter Abgang wie eine Flucht wirken musste. Denn genau das war es im Grunde genommen ja auch.
    Sie lief davon vor dem Unbekannten mit den durchdringenden blauen Augen.
    Ohne darauf zu achten, welche Richtung sie einschlug, rannte Lauren los. War ihr die Atmosphäre auf dem Djemaa el Fna eben noch exotisch-aufregend vorgekommen, so erschien sie ihr nun beinahe bedrohlich. Immer wieder warf sie gehetzte Blicke über ihre Schulter, doch das Gedränge war einfach zu dicht, als dass sie wirklich etwas erkennen konnte.
    Dafür spürte sie, dass er ihr folgte.
    Lauren drängte sich durch eine Gruppe von Schaulustigen, die die Darbietungen eines Akrobaten bestaunten, vorbei an Garküchen, in denen das heiße Fett in den Pfannen zischte. Alles war so bunt, so grell und so laut! Von allen Seiten zugleich drangen Eindrücke auf sie ein, und die ganze Zeit über glaubte sie den Atem ihres Verfolgers im Nacken zu spüren.
    Wäre sie doch bloß nicht allein losgezogen!
    Im Augenblick hätte sie selbst einen Abend auf ihrem Zimmer gemeinsam mit Teri Fletcher vorgezogen.
    Als jemand sie am Arm packte, schrie Lauren erschrocken auf und riss sich los. Ein alter Bettler ohne Gebiss, dessen Gesicht so zerfurcht und lederartig war, dass er genauso gut achtzig oder hundertachtzig Jahre alt sein konnte, rief ihr wüste Verwünschungen hinterher. Doch Lauren stürzte einfach weiter, ohne seine Schimpftiraden zu beachten.
    Wieder drehte sie sich um – und da! Ja, da war er wieder. Sie hatte sich also nicht getäuscht, der Fremde war immer noch hinter ihr her.
    Panik stieg in Lauren auf, und als sie einen Mann in Uniform erblickte, lief sie geradewegs auf ihn zu.
    „Bitte!“, stieß sie atemlos hervor. „Sie müssen mir helfen! Ich werde verfolgt!“
    Der Mann schaute sie fragend an und antwortete mit einem hämmernden Stakkato arabischer Worte, von denen Lauren nicht ein einziges verstand.
    Verzweifelt klammerte sie sich an seinen Arm. „Verstehen Sie denn nicht?“ Sie kramte in ihrem Gedächtnis nach den paar Brocken Französisch, die sie in der Schule gelernt und danach nie wieder angewendet hatte. „Aidez-moi! Je suis … chasser! Verdammt, ich werde verfolgt!“ Ihr standen Tränen in den Augen. „Verstehen Sie denn nicht?“
    Noch immer sah der Mann – sie wusste ja nicht einmal mit Sicherheit, ob er überhaupt Polizist war! – sie verständnislos an. Es war offensichtlich, dass er kein Wort von dem, was sie gesagt hatte, begriff.
    Als sie plötzlich eine Hand auf ihrer Schulter spürte, wirbelte Lauren mit einem Aufschrei herum.
    Vor ihr stand der Fremde aus dem Café und musterte sie abschätzend aus seinen eisblauen Augen.
    Wie erstarrt stand sie da. So musste sich das Kaninchen fühlen, kurz bevor die Schlange angriff. Ihre Brust hob und senkte sich heftig. Die Geräusche ihrer Umgebung wurden in weite Ferne gedrängt, bis sie nur noch das heftige Hämmern ihres eigenen Herzens hörte.
    „Was wollen Sie von mir?“, fragte sie heiser.
    „Nur reden“, antwortete der Fremde, und sie war überrascht, wie sanft seine Stimme klang. „Bitte, lauf nicht wieder weg. Ich werde dir nichts tun!“
    Doch Lauren war viel zu aufgewühlt und ängstlich, um ihm zu glauben, auch wenn sein Blick jetzt gar nicht mehr so stechend und durchdringend war wie vorhin im Café. Sie drehte sich um und lief so schnell, wie ihre Füße sie trugen, und blieb auch dann nicht stehen, als sie
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