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Das Amulett des Dschinns

Das Amulett des Dschinns

Titel: Das Amulett des Dschinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: DANA KILBORNE
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die Grenzen des Marktplatzes hinter sich gelassen und in die verwinkelten Gassen und Straßen der Medina von Marrakesch eingedrungen war.
    Erst als ihre Lungen wie Feuer brannten und sie kaum noch die Kraft aufbrachte, einen Fuß vor den anderen zu setzen, blieb sie stehen. Schwer atmend lehnte sie sich an eine Hauswand und lauschte ängstlich auf die Schritte ihres Verfolgers. Doch abgesehen von den gedämpften Geräuschen, die aus den Häusern um sie herausdrangen, blieb es still.
    Aber so erleichtert Lauren auch darüber war – es gab schon wieder einen neuen Grund zur Beunruhigung. Denn als sie sich umblickte, musste sie feststellen, dass sie keine Ahnung hatte, wo genau sie sich eigentlich befand. Die Altstadt von Marrakesch war groß, und nicht alle Gegenden waren für Fremde ungefährlich. Was, wenn sie einem Taschendieb oder, schlimmer noch, einem bewaffneten Räuber in die Hände fiel?
    Das hier war nicht ihre verschlafene Heimatstadt in Cornwall, und selbst in den zwielichtigsten Vierteln Londons war man vermutlich sicherer als hier. Aber womöglich tat sie der marokkanischen Königsstadt am Fuße des Hohen Atlas damit auch unrecht. Dennoch – Lauren fürchtete sich, vor allem da es jetzt langsam, aber sicher immer dunkler wurde.
    Und dann tauchte plötzlich eine Gruppe von Kindern auf. Es waren gut ein halbes Dutzend Jungs etwa zwischen zwölf und fünfzehn. Sie redeten wild durcheinander, ihr abgehacktes Arabisch klang in Laurens Ohren wie das Feuern eines Maschinengewehrs.
    „Du kommen“, sagte einer der Jungs und griff nach Laurens Arm.
    Die stolperte erschrocken zurück. „Nein!“, rief sie und fing wieder an zu laufen. Eine Weile lang hörte sie noch die Rufe der Kinder hinter sich, dann war es wieder still, und sie wagte es, eine kurze Pause einzulegen.
    In einer dunklen Nische rang sie nach Atem, als sie plötzlich ein leises Rascheln direkt hinter sich vernahm und erstarrte. „Bist du etwa in Schwierigkeiten, ma petite fleur? “
    Lauren hätte die schmeichelnde Stimme wohl unter Tausenden wiedererkannt.
    Es war Tahir.
    „Was …? Woher wusstest du, wo ich bin?“ Sie schloss kurz die Augen, um sich zu beruhigen. „Verdammt, du hast mich fast zu Tode erschreckt. Ich dachte schon, er sei es!“
    „Er?“ Tahir trat aus dem Schatten hervor und musterte sie eindringlich. „Von wem sprichst du, ma petite? “
    Kurz überlegte Lauren, ihm von dem jungen Mann aus dem Café zu erzählen, der ihr über den halben Djemaa El Fna gefolgt war. Doch dann entschied sie sich dagegen und winkte ab. „Nicht so wichtig. Sag mir lieber, wie du mich gefunden hast?“
    „Oje, du hast es immer noch nicht verstanden, n’est-ce pas? Ich brauchte dich nicht zu finden, weil ich die ganze Zeit bei dir war.“ Er deutete auf das Amulett, das Lauren, verborgen unter ihrem T-Shirt, um den Hals trug.
    Sie runzelte die Stirn. „Was soll das jetzt schon wieder heißen? Hör zu, ich habe darüber nachgedacht, und ich glaube einfach nicht an Geister und dieses ganze Zeug. Kann schon sein, dass du wirklich denkst, dass du ein … Dschinn“, sie verdrehte die Augen, als sie es aussprach, „bist – aber ich lasse mich da nicht mit reinziehen, verstanden?“
    Einen Moment lang glaubte sie so etwas wie Wut in seinen Augen aufblitzen zu sehen, doch es war so schnell vorüber, dass sie hinterher nicht mehr sicher war, ob sie es tatsächlich gesehen hatte.
    „Du glaubst mir also immer noch nicht“, stellte er mit einem süffisanten Lächeln fest. „Es hat dir demnach nicht gereicht, dass ich diesem anderen Mädchen – Kylie – eine Lektion erteilt habe …“
    „Das war nur ein blöder Zufall“, entgegnete Lauren sofort. „Sie ist falsch aufgetreten und umgeknickt. Das hat mit Zauberei nicht das Geringste zu tun!“
    „Was immer du meinst … Dann muss ich mich wohl noch mehr anstrengen.“ Er schaute ihr tief in die Augen, und sie stutzte. War das wirklich ein Feuer, das sie dort lodern sah, oder …? Nein, Unsinn! Sie war einfach nur völlig überdreht, das war alles.
    „Was ist es, das du dir auf der Welt am allermeisten wünschst?“, fragte Tahir nun, und seine Stimme klang so einschmeichelnd, dass Lauren sich wie in Trance versetzt fühlte. „Aber es muss etwas wirklich Außergewöhnliches sein. Etwas, bei dem du hinterher nicht behaupten kannst, dass es sich nur um einen Zufall gehandelt haben muss …“
    Lauren atmete tief durch. „Aber das … das ist doch Unsinn! So etwas wie Magie, das gibt es

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