Das Amulett des Dschinns
völlig weggetreten. Willst du vielleicht zu einem Arzt?“
„Wir sollten sie ins Krankenhaus bringen“, mischte Prue sich ein, die vor Sorge ganz außer sich war. „So ein Ohnmachtsanfall kann die verschiedensten Ursachen haben. Es muss auf jeden Fall abgeklärt werden, was dahintersteckt!“
„Nein“, murmelte Lauren, deren Zunge sich noch immer wie ein Fremdkörper in ihrem Mund anfühlte. „Kein Arzt … Kein Krankenhaus.“
Es war nur ein Traum gewesen – Gott sei Dank! Aber es hatte sich so realistisch, so echt angefühlt, dass allein der Gedanke daran Lauren unwillkürlich wieder erschaudern ließ.
Sie setzte sich auf, um den anderen zu beweisen, dass sie in Ordnung war. Ja, sie schaffte es sogar irgendwie, ein Lächeln zustande zu bringen. Doch wirklich gut ging es ihr nicht. Die Erinnerung an diesen grauenhaften Albtraum ließ sie einfach nicht los.
Und schuld daran war allein der Junge mit den eisblauen Augen. Er hatte ihr diesen Floh ins Ohr gesetzt, dass Tahir sie nur für seine Zwecke benutzte. Seinetwegen war sie zusammengeklappt und von dieser furchtbaren Fantasie heimgesucht worden.
„Bist du sicher, dass du dich nicht doch lieber untersuchen lassen willst?“, fragte Prue ängstlich.
Lauren nickte. „Ganz sicher! Aber … Ich würde jetzt gern zurück ins Hotel.“
„Klar, ich komme mit dir“, entgegnete Prue, ehe Derek etwas sagen konnte. Sie half Lauren auf, die noch immer ziemlich wackelig auf den Beinen war. „Komm, die Bushaltestelle ist ja zum Glück nicht weit …“
Kylie, die ganz in der Nähe hinter einem parkenden Wagen gestanden und gelauscht hatte, nickte zufrieden.
Hatte sie es sich doch gedacht, dass hier etwas nicht mit rechten Dingen zuging! Dass Lauren Hammond plötzlich von allen umschwärmt wurde, während man sie links liegen ließ, das konnte einfach nicht sein.
Und jetzt – endlich! – wusste sie, woran es lag.
Nun, zumindest ungefähr.
Dieser Junge mit den unglaublich blauen Augen hatte etwas damit zu tun. Er und dieses seltsame Amulett! Jetzt musste sie nur noch herausfinden, was es mit ihm und dem Schmuckstück auf sich hatte. Und dass ihr dies gelingen würde, daran zweifelte Kylie keine Sekunde. Bislang hatte sie noch immer alles bekommen, was sie sich einmal in den Kopf gesetzt hatte. Und wenn sie erst einmal herausgefunden hatte, worin genau Laurens dunkles Geheimnis bestand …
Du wirst es noch bereuen, dich mit mir angelegt zu haben, Lauren Hammond!
Sie wartete, bis Lauren und Prue gegangen und alle anderen wieder zurück an den Strand zurückgekehrt waren, ehe sie sich aus ihrem Versteck wagte.
Das Amulett lag noch immer dort, wo Lauren es hingeworfen hatte. Der große rote Stein glänzte wie Blut im Sonnenlicht.
Kylie huschte zu der Stelle hinüber, schnappte sich das Amulett und stopfte es in ihre Tasche. Dann machte sie sich auf den Weg zurück zum Hotel. Sie war bester Stimmung, denn sie wusste, dass sie ihre Rache früher oder später bekommen würde.
Und wenn es nach ihr ginge, dann lieber früher als später …
Weil Lauren sich so elend gefühlt und der Bus auf sich warten gelassen hatte, waren Prue und sie mit einem Taxi zurück zum Hotel gefahren.
Dort lag Lauren nun auf ihrem Bett und starrte mit glasigen Augen zur Decke hinauf. Prue hatte angeboten, bei ihr zu bleiben, doch das wollte Lauren nicht. Sie musste allein sein.
Allein mit ihrer Angst und den Erinnerungen an jenen schrecklichen Traum.
Sie versuchte nachzudenken, doch in ihrem Kopf herrschte ein solches Chaos, dass sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte. Was war bloß mit ihrem Leben passiert? An welcher Stelle hatte es angefangen, so heillos außer Kontrolle zu geraten?
Aufstöhnend presste sie sich die Handballen auf die Augen. Das Schlimmste war, dass sie nicht mehr auseinanderzuhalten vermochte, was real war und was nicht. Wann sie träumte und wann sie bei Bewusstsein war.
Jemand klopfte an ihre Tür. Kurz darauf hörte sie Prues Stimme. „Alles okay bei dir? Hör mal, ich komm jetzt rein, ja?“
Lauren wollte sie wegschicken, doch nicht einmal dazu brachte sie die Kraft auf. Sie fühlte sich wie ein Ballon, aus dem sämtliche Luft entwichen war.
„Du lieber Himmel, du bist ja kreidebleich!“, stieß ihre Freundin erschrocken hervor, als sie sie erblickte. „Was ist bloß mit dir los? Du hast dir doch hoffentlich nichts eingefangen? Vielleicht sollten wir doch lieber einen Arzt rufen …“
„Nein“, widersprach Lauren und setzte sich
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