Das Amulett des Dschinns
konnte, in einer riesigen Badewanne zu schwimmen. Jemand hatte eine tragbare Stereoanlage mitgebracht, und Songs von Kate Nash und Jennifer Lopez hallten übers Wasser. Alles war so überwältigend, dass sogar das Kriegsbeil zwischen ihr und Teri für den Augenblick beigelegt zu sein schien. Jedenfalls verhielt sich das andere Mädchen ihr gegenüber erstaunlich freundlich.
Jetzt nickte Lauren. „Ja, warum nicht? Und Prue kommt ganz bestimmt auch gern.“
„Hör mal, was deine Freundin angeht …“
„Ja?“ Sie runzelte herausfordernd die Stirn. „Was ist mit Prue?“
„Nichts Besonderes, ich frage mich nur … Na ja, was findest du eigentlich an der? Ich meine, du siehst gut aus, bist cool …“ Er zuckte mit den Achseln. „Du weißt, was ich meine, oder? Die Kleine mag ja ganz in Ordnung sein, aber sie passt ganz einfach nicht zu dir. Und“, er machte eine kurze Pause, „zu uns passt sie auch nicht.“
„Willst du damit sagen, Prue ist heute Abend nicht erwünscht?“
Derek wirkte erleichtert, dass er nicht noch deutlicher hatte werden müssen. „Wie gesagt, ich hab nichts gegen sie, aber …“
„Ich versteh schon“, sagte Lauren. Im Grunde war ihr schon klar gewesen, dass Prue hier nicht so recht hinpasste. Während alle anderen zusammen Spaß hatten, hockte sie ein ganzes Stück abseits auf ihrem Badetuch und las in einem Buch über die Architekturgeschichte des vorderen Orients.
Erneut glaubte sie, Dereks Frage zu hören: Was findest du eigentlich an der?
Es stimmte: Prue und sie passten, zumindest auf den ersten Blick, nicht wirklich zueinander. Wenn sie ehrlich war, dann musste Lauren sich eingestehen, dass sie sich zu Anfang nur deshalb mit Prue abgegeben hatte, weil sonst niemand etwas mit ihr zu tun haben wollte. Doch im Laufe der Zeit hatte sich zwischen ihnen eine tiefe Freundschaft entwickelt, die sich auf gegenseitiges Vertrauen und Zuneigung begründete.
Das zumindest hatte sie immer geglaubt. Und deshalb zögerte sie jetzt auch, Dereks Angebot anzunehmen. Dennoch …
Sei nicht dumm! Es ist nicht deine Schuld, dass die anderen Prue nicht dabeihaben wollen. Sie wird das schon verstehen …
Sie kam zu einer Entscheidung. „Also schön“, sagte sie schließlich. Und um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen, fügte sie hinzu: „Aber in Ordnung finde ich das nicht, nur dass du Bescheid weißt. Prue ist meine beste Freundin, und sie war immer für mich da, wenn ich jemanden brauchte.“
Derek schien davon wenig beeindruckt. Er zog sie von ihrer Luftmatratze und küsste sie stürmisch. Nachdem er den Mund von ihren Lippen gelöst hatte, sagte er: „Was soll’s? Jetzt hast du ja mich …“
Augenblicklich schlug Laurens Herz wieder höher.
Sie kehrten an den Strand zurück, wo Teri sich gerade von hinten an Prue heranschlich, sich feixend ihre Flip-Flops schnappte und damit verschwand, ohne dass Prue etwas bemerkte.
Eigentlich hätte Lauren jetzt einschreiten müssen. Als Prues Freundin schuldete sie ihr Loyalität, ganz gleich in welcher Situation. Doch sie tat es nicht. Es ist doch nur ein harmloser Spaß, sagte sie sich. Kein Grund, deswegen gleich einen Aufstand zu machen!
Doch tief in ihr drin wusste sie, dass sie sich Prue gegenüber ziemlich schäbig verhielt …
Sie versuchte, sich abzulenken, indem sie sich ein bisschen umschaute. Dabei fiel ihr jemand auf, der sich im Schatten eines Felsens herumdrückte und sie zu beobachten schien.
Unwillkürlich überlief Lauren ein eisiger Schauer. Sie konnte zwar nichts Genaues erkennen, doch irgendwie spürte sie, dass der Blick der Person auf sie gerichtet war.
Es war ein stechender, bohrender Blick.
„Entschuldige kurz“, sagte sie, machte sich von Derek los und lief in Richtung Felsen. Derek rief ihr etwas hinterher, doch sie hörte es gar nicht. „Hey!“, sagte sie laut und beschleunigte ihre Schritte. „Hey, du da!“
Sie rechnete damit, dass die Gestalt sich umdrehen und davonlaufen würde, doch das Gegenteil war der Fall: Sie trat Lauren entgegen.
„Du?“, stieß sie überrascht hervor, als sie erkannte, dass es sich um den Jungen handelte, der sie vor Tahir gewarnt hatte. „Wie hast du mich gefunden? Verfolgst du mich etwa?“
„Das war gar nicht nötig“, sagte er. „Ich kann dich nämlich immer finden, ganz egal, wo du bist – solange du das da trägst …“
„Was?“ Lauren blickte an sich herunter und bemerkte zu ihrem eigenen Entsetzen, dass sie das Amulett wieder um den Hals trug. Aber wie
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