Das Amulett des Dschinns
auf dich gehört?“, schluchzte sie. „Das alles hier wäre vielleicht niemals passiert, wenn ich nicht so voller Neid, Hass und Gier gewesen wäre!“
„Schhhh …“ Er zog sie in seine Arme und strich ihr zärtlich übers Haar. „Quäle dich nicht, es ist nicht deine Schuld. Tahir ist ein Meister der Verführung. Und hätte er es nicht geschafft, dich gefügig zu machen, dann eben jemand anderen. Es gibt so viel Unzufriedenheit und Leid auf der Welt – es findet sich immer jemand, der bereit ist, für ein kleines bisschen Glück seine Seele zu verkaufen.“
Lauren blickte zu ihm auf. Seine Züge verschwammen vor ihren Augen. „Ist das so?“, flüsterte sie ängstlich. „Habe ich ihm meine Seele verkauft?“
Zärtlich umfasste Hamid ihr Gesicht mit beiden Händen und strich mit den Daumen über ihre Wangen. „Nein, noch ist es nicht zu spät. Und ich verspreche dir, dass ich nicht zulassen werde, dass er dir etwas antut, hörst du?“
Ihre Blicke waren wie miteinander verschmolzen. Laurens Herz klopfte ihr bis zum Hals, sie hatte das Gefühl, nicht mehr atmen zu können. Wie von selbst hob sie die Hände und schlang sie um seinen Nacken. „Hamid …“
Langsam, ganz langsam neigte er sein Gesicht zu ihrem hinunter. Und als seine Lippen schließlich ihren Mund berührten, schien sich die Welt um Lauren herum aufzulösen und in Bedeutungslosigkeit zu versinken.
Es war so schön, so wunderschön, wie sie es sich selbst in ihren kühnsten Träumen nicht ausgemalt hätte. Natürlich hatte sie in der Vergangenheit schon einige Jungs geküsst, und auch mit ihnen hatte es ihr gefallen. Doch im Vergleich zu dem Feuerwerk der Gefühle, das Hamid nun in ihr auslöste, verblassten sämtliche dieser Erinnerungen, und nur das Hier und Jetzt zählte.
Seufzend drängte sie sich dichter an Hamid, ja, sie konnte ihm gar nicht nah genug sein. Sie grub die Hände in sein dichtes dunkles Haar, während er mit den Fingerspitzen die Konturen ihres Gesichts nachzeichnete. Und als sie sich schließlich voneinander lösten, war Lauren atemlos vor lauter Glück.
Doch ihre Euphorie erfuhr einen Dämpfer, als Hamid sich brüsk abwandte. „Ich … Wir hätten das nicht tun dürfen, Lauren, es … Ich will dir nicht wehtun und …“
Lauren spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Für ihn war es also nur ein kurzes Aufflackern gewesen, nichts weiter. Er hatte ganz offensichtlich nicht dasselbe empfunden wie sie, sonst könnte er nicht so daherreden.
Traurig und enttäuscht wandte sie sich von ihm ab und verschränkte die Arme vor der Brust. „Schon gut, es ist ja nichts passiert. Jedenfalls nichts, was irgendeine Bedeutung hätte …“
Er schien zu merken, dass seine Worte sie verletzt hatten. „Lauren …“ Von hinten legte er ihr seine Hände auf die Schultern. „Du verstehst das vollkommen falsch. Es ist nur … Ich kann nicht hierbleiben, verstehst du? Um Tahir aufzuhalten, gibt es nur einen einzigen Weg: indem ein Mensch seine Seele dafür hergibt.“
Entsetzen machte sich in Lauren breit. Sie wirbelte herum. „Soll das heißen …?“ Sie schüttelte den Kopf. „Aber ich dachte, das Amulett …!“
„Ja, mit seiner Hilfe kann Tahir gebannt werden – doch für alles auf der Welt gibt es einen Preis …“
„Erzähl mir nicht, dass du vorhast, dich zu opfern! Das ist doch …“ Hilflos zuckte sie mit den Achseln. „Das ist doch Irrsinn!“
Er lächelte. „Sieh es mal so“, sagte er und strich ihr zärtlich das Haar aus dem Gesicht. „Im Grunde dürfte ich doch gar nicht hier sein. Ich wurde vor mehr als 800 Jahren geboren und bin nur hier, weil meine Seele damals gemeinsam mit Tahir in das Amulett eingeschlossen wurde. Das mit uns …“ Er zuckte mit den Schultern. „Es wäre wundervoll, wenn wir zusammen sein könnten. Du erinnerst mich an Aaliyah, weißt du? Du bist ebenso schön wie sie und mindestens genauso mutig. Aber so, wie es für mich und sie keine Zukunft gab, gibt es auch keine für uns.“
Lauren spürte, wie ihr Tränen in die Augen schossen. Was hatte sie nur verbrochen, dass das Schicksal so hart mit ihr ins Gericht ging? War dies die Strafe dafür, dass sie immer nur an sich gedacht hatte?
Sie wusste selbst nicht, warum Hamids Ankündigung, sein Leben für sie hinzugeben, um Tahir zu vernichten, sie so in Verzweiflung stürzte. Sie kannte diesen Jungen doch kaum, und außerdem hatte er recht: Er gehörte nicht hierher. Trotzdem machte der Gedanke, ihn wieder zu verlieren,
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