Das Amulett des Dschinns
Arm und zog sie mit sich in Richtung Tür.
Schreiend versuchte sie, sich von ihm loszumachen, doch ohne Erfolg. Ihre Widerspenstigkeit machte ihn nur noch wütender. Wieder holte er mit seiner Rechten aus.
Und als er sie dieses Mal schlug, wurde es schwarz um sie herum …
Hamid pflügte gerade das Feld, als ihn plötzlich ein seltsames Gefühl beschlich. Es glich einer düsteren Vorahnung. Er spürte einfach, dass mit Aaliyah etwas nicht stimmte.
Sofort ließ er alles stehen und liegen und lief nach Hause zurück.
Doch als er die kleine Hütte erreichte, in der sie vorübergehend untergekommen waren, fand er diese leer vor.
Das Feuer brannte noch, eine Suppe blubberte im Topf – doch von Aaliyah keine Spur. Er suchte sie überall, fragte sogar im nächsten Dorf nach ihr, aber niemand hatte sie gesehen.
Sie war wie vom Erdboden verschluckt.
Noch in derselben Nacht packte Hamid sein Bündel zusammen und ließ alles zurück, was er sich in den letzten Monaten aufgebaut hatte.
Und wenn er jemals wieder zurückkehren sollte, das schwor er sich, dann nur zusammen mit Aaliyah und ihrem gemeinsamen Kind.
Gegenwart
„Du hast Tahir also seine Braut weggeschnappt“, fasste Prue zusammen. „Und was hat das mit diesem Blutstein zu tun?“
„Ich fand heraus, dass Aaliyah Tahir in die Hände gefallen war, und ich musste erfahren, dass mein Widersacher sich mit Schajtan – dem Teufel – verbündet hatte, um sie zu finden. Im Laufe der Monate war er immer mächtiger und mächtiger geworden, sodass ich wenig Hoffnung sah, Aaliyah aus seinen Fängen zu befreien. Ich war trotzdem fest entschlossen, es zu versuchen, aber …“
„Ja?“, hakte Lauren aufgeregt nach. „Was ist dann passiert?“
„Ich kam mit einer Gruppe von Gegnern Tahirs in Kontakt. Sie hatten vor, ihn zu stürzen, und es gab auch schon einen Plan. Das Problem war: Es fand sich kein Freiwilliger, der bereit war, sein Leben zu opfern, um den Tyrannen zu bekämpfen. An dieser Stelle kam der Blutstein ins Spiel. Er war von einem Magier mit einem Zauber belegt worden, sodass er eine Seele – auch eine dämonische – in sich aufnehmen kann. Bedingung ist allerdings, dass ein anderer Mensch als Opfer gebracht werden muss.“
„Du?“ Fassungslos schaute Lauren ihn an. „Du hast dich freiwillig geopfert, um Tahir unschädlich zu machen?“
Hamid nickte. „Es ging hier immerhin um die Frau, die ich liebte, und das Kind, das sie erwartete. Was sonst hätte ich tun sollen?“ Seufzend fuhr er sich durchs Haar. „Wir stellten Tahir also eine Falle, und der Plan glückte. Ich war bereit zu sterben. Doch was ich nicht ahnte, nur mein Körper war dem Tod geweiht, während meine Seele auf alle Ewigkeit zusammen mit Tahir in dem Blutstein gefangen sein würde. Dennoch grollte ich meinem Schicksal nicht, denn ich konnte sicher sein, dass Aaliyah und mein Kind in Frieden leben würden, und meine Verbündeten versprachen mir, dass es den beiden an nichts fehlen würde. Ich rechnete jedoch nicht damit, dass es Tahir irgendwann gelingen würde, sich zu befreien …“
„Dafür brauchte er mich, nicht wahr?“, flüsterte Lauren erschüttert. „Er brauchte mich, damit ich ihn aus dem Stein befreie.“
„Das stimmt leider. Der Blutstein hätte für alle Zeiten verborgen werden sollen, denn leider war sein Zauber von außen recht leicht zu brechen. Es reichte aus, dass ein Mensch mit einer reinen Seele, so wie du, sich das Amulett umlegt. Auf diese Weise konnte Tahir von deiner Lebenskraft zehren und an Macht und Stärke gewinnen.“
„Aber wieso erfüllte er mir dann alle meine Wünsche?“
„Zuerst reichte seine Kraft nur aus, um sich dir zu zeigen“, sagte Hamid. „Doch mit jedem Wunsch, den er dir erfüllte, wurde er stärker, denn du verkauftest unwissentlich Stück für Stück deine Seele an ihn.“ Als Hamid bemerkte, wie bestürzt sie war, legte er ihr eine Hand auf die Schulter. „Gräme dich nicht. Tahir ist ein Meister der Verführung, dem so leicht niemand widerstehen kann. Wer träumt schon nicht davon, sich seine geheimsten Wünsche erfüllen zu lassen? Außerdem glaube ich, dass er einen Helfershelfer gehabt hat.“
„Natürlich“, sagte Prue. „Der Kerl, der dir das Kästchen verkauft hat, in dem das Amulett verborgen war. Der Verkäufer war mir nicht so ganz geheuer. Er hatte etwas … Unheimliches an sich. Und er schien für meinen Geschmack auch ein bisschen zu erpicht darauf, das Kästchen loszuwerden. Denk doch nur
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